Wirtschafts-Wochenrückblick 10. bis 16. Juni
Der Fachkräftemangel nimmt zu, die Einführung der Kurzarbeit in Tschechien steht bevor, 2016 werden höhere Steuereinnahmen erwartet, und es sollen mehr Wirtschaftsdiplomaten entsendet werden. Ein Rückblick auf die Wirtschaftsnachrichten vom 10. bis 16. Juni.
Nach der Neuregelung können Firmen, die finanziell unter Druck geraten sind, ihre Mitarbeiter unter Fortzahlung von 70 Prozent des Lohns auf Teilzeit setzen. 50 Prozent davon bezahlt der Arbeitgeber, 20 Prozent finanziert der Staat. Dabei entscheidet das Kabinett jeweils im Einzelnen über die Anträge der betroffenen Firmen. Voraussetzung sind äußere Einflüsse: Wirtschaftskrisen, Auftragsausfälle wie im Rahmen der Russland-Sanktionen oder Naturkatastrophen. Außerdem muss ein Rückgang des Arbeitsvolumens um mindesten 20 Prozent der Wochenarbeitszeit vorliegen.
Die Kurzarbeit soll in erster Linie Kündigungen verhindern. Die Maßnahme darf höchstens ein halbes Jahr zum Einsatz kommen, mit der Möglichkeit der einmaligen Wiederholung. Zugleich verpflichtet sich der Arbeitgeber gegenüber dem Arbeitsamt, keine Mitarbeiter zu kündigen.Auf der einen Seite steht die Kurzarbeit, auf der anderen der Fachkräftemangel. Weltweit hat der Anteil solcher Firmen, die Probleme haben, die bei ihnen freien Arbeitsplätze mit entsprechend qualifizierten Arbeitnehmern zu besetzen, in diesem Jahr weiter zugenommen. Im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres stieg er von 36 auf 38 Prozent. In Tschechien war dieser Zuwachs noch kräftiger, allerdings bei niedrigerer Ausgangsrate: Er stieg von 11 auf 18 Prozent. Das geht aus den Ergebnissen einer Erhebung der Personalmanagement-Firma Manpower Group hervor.
„Trotz der relativ hohen Arbeitslosigkeit finden Unternehmen nur schwer geeignete Anwärter für eine ganze Reihe von Arbeitsstellen. Gerade heutzutage, in einer Zeit des rasanten technologischen Fortschritts, ändern sich die Anforderungen der Firmen an die Arbeitnehmer weit schneller, als dies die landesweit vorhandenen Strukturen zur Qualifizierung der Bevölkerung hergeben. Zudem führt die demografische Entwicklung dahin, dass die im aktiven Arbeitsprozess befindliche Bevölkerungsgruppe weiter schwindet“, erläutert die Generaldirektorin der Manpower Group Tschechien und Slowakei, Jaroslava Rezlerová. „Wir erwarten, dass der Fachkräftemangel am Arbeitsmarkt in den kommenden Jahren noch spürbarer werden wird“, ergänzt die Direktorin.
Das Finanzministerium rechnet im Staatshaushaltsentwurf für das kommende Jahr mit Steuereinnahmen in Höhe von 610,7 Milliarden Kronen (22,6 Milliarden Euro). Dies sind sechs Prozent mehr als im Haushaltsentwurf für dieses Jahr.
Im kommenden Jahr sollen 244,4 Milliarden Kronen (9 Milliarden Euro) an Mehrwertsteuereinnahmen in die Staatskasse fließen. Dies wären sieben Prozent mehr, als der Haushaltsentwurf für dieses Jahr vorsieht. Das Finanzministerium plant zudem für 2016, insgesamt 207,4 Milliarden Kronen (7,68 Milliarden Euro) an Einkommenssteuern einzunehmen.
Der Staatshaushaltsentwurf für 2016 geht von den makroökonomischen Prognosen des Finanzministeriums vom April dieses Jahres aus. Demnach wird im Haushaltsentwurf mit einem Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent im kommenden Jahr gerechnet. Die Neuverschuldung der öffentlichen Hand soll unter zwei Prozent liegen, womit Tschechien die Maastricht-Vorgaben der EU problemlos erfüllen würde.Das tschechische Außenministerium will noch mehr Wirtschaftsdiplomaten in alle Teile der Welt entsenden. So sollen im kommenden Jahr insgesamt 14 weitere tschechische Botschaften und Konsulate einen Fachmann für Wirtschaftskontakte erhalten. Für die Zukunft denkt Außenminister Lubomír Zaorálek auch an einen Handelsspezialisten in Deutschland, dem größten Handelspartner Tschechiens.
Von den neuen Wirtschaftsexperten oder Mitarbeitern der staatlichen Außenhandelsagentur Czech Trade für 2016 sollen fünf nach Ost- oder Südostasien sowie Indien geschickt werden, drei nach Afrika, zwei in die USA und einer in den Nahen Osten. Über den 14. Platz werde noch verhandelt, teilte Zaorálek mit. Er bezeichnete die Aufstockung des wirtschaftsdiplomatischen Korps als wichtig, um das Wirtschaftswachstum in Tschechien zu stützen.