Dosenbier in Tschechien auf dem Vormarsch

Die klassische Bierflasche gerät in Tschechien immer mehr unter Druck. Denn zunehmend greifen die Verbraucher im Ladenregal zum Dosenbier. Umweltschützer befürchten schon, dass das Pfandsystem in Tschechien dadurch zerstört werden könnte.

Foto: Kristýna Maková, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Gemäß den Angaben des tschechischen Brauereiverbandes ist der Verkauf von Dosenbier im vergangenen Jahr um 16 Prozent gestiegen. Auf der anderen Seite wurde ein Prozent weniger Bierflaschen umgesetzt, auch wenn diese Verpackungsform beim Gerstensaft weiter absolut überwiegt. Der Markt für Bierdosen wachse hierzulande vor dem Hintergrund einer vergleichsweise schwachen Basis, sagte Verbandschef Vladimír Balach dem Nachrichtenserver idnes.cz. Bisher lägen die Dosen in Tschechien bei fünf Prozent Anteil, in vielen Ländern sei hingegen bis zu 30 Prozent am Markt die Regel.

Martin Bursík (Foto: Zdeněk Vališ)

Die Brauereien verstehen den vermehrten Griff des tschechischen Bierkonsumenten zur Dose als eine Art Generationswechsel. Falls das Getränk nicht in der Kneipe oder im Restaurant genossen werde, würden jüngere Bierfreunde die Dose mittlerweile als ganz normale Verpackung ansehen, teilte beispielsweise eine Sprecherin der Brauerei Plzeňský prazdroj (Pilsner Urquell) mit. Dieser Trend habe in den Jahren 2010 bis 2012 eingesetzt.

Der frühere Umweltminister Martin Bursík (damals Grüne, heute liberal-ökologische Partei Les) hatte ab 2007 versucht, in der Regierung auch ein Pfandsystem für Dosen und PET-Flaschen durchzusetzen, war aber gescheitert. Der Ökologe Daniel Vondrouš war damals für die Ausarbeitung des Gesetzentwurfs verantwortlich. Er blickt mit Unbehagen auf den Trend zur Bierdose. Die Dosen enden seiner Meinung nach unsinnigerweise in Müllverbrennungsanlagen und auf Müllkippen. Das Pfandsystem beruhe wiederum vor allem auf dem Kreislauf der Bierflaschen. Bei einem weiteren Rückgang ihres Marktanteils könnte das ganze System zerstört werden, befürchtet Vondrouš. Denn Mineralwasser und Limonaden in Pfandflaschen seien fast völlig aus den Geschäften verschwunden.