Wirtschafts-Wochenrückblick: 27. Mai bis 2. Juni

Foto: Ondřej Jánoška, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Krise am Milchmarkt, Autos auf den Straßen Tschechiens werden immer älter, Zeman denkt über Euroeinführung nach, und Pkws der Marke Ford bekommen tschechische Dichtungssysteme – ein Rückblick auf die Wirtschaftsnachrichten vom 27. Mai bis 2. Juni.

Andrej Babiš  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Staatspräsident Miloš Zeman will die Debatte über die Annahme der europäischen Gemeinschaftswährung in Tschechien beschleunigen. Laut Finanzminister Andrej Babiš steht die Annahme des Euro jedoch nicht auf der Tagesordnung in Tschechien. Erst recht nicht in einer Phase, in der die Eurozone nicht in der Lage sei, die Probleme Griechenlands zu lösen. Auf das Land kämen Milliardenkosten zu. Innerhalb von vier Jahren müsste Tschechien dann 51 Milliarden Kronen (1,85 Milliarden Euro) in die Rettungsfonds einzahlen und weitere 400 Milliarden Kronen (14,5 Milliarden Euro) als Garantien bereithalten.

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Aus rein technischen Gründen halten weitere Politiker und Wirtschaftsexperten eine Annahme der Gemeinschaftswährung in Tschechien nicht vor dem Jahr 2020 für möglich. Zudem hat die Regierung Sobotka auch noch kein Konzept für die Euro-Einführung erstellt. Stattdessen gilt wohl, dass erst nach den nächsten regulären Parlamentswahlen im Herbst 2017 das Thema auf die Tagesordnung kommt. Zugleich ist bekannt, dass Sobotka und Zeman nicht dieselben Bedenken hegen wie Babiš.

Eine mögliche Annahme des Euro ist auch bei der Bevölkerung weiterhin nicht beliebt. Gemäß der jüngsten Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes CVVM lehnen 69 Prozent der Tschechen dies ab. Nur 24 Prozent sprechen sich dafür aus.


Foto: Ondřej Jánoška,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
In Tschechien ist in den zurückliegenden Monaten die Zahl der Pkw zurückgegangen, die auf Geheiß ihrer Besitzer verschrottet wurden. Demgegenüber wächst die Zahl der Gebrauchtwagen, die ins Ausland exportiert werden. Dies gab der Verband der Automobilindustrie (SAP) bekannt. Gleichzeitig nimmt bei den importierten Gebrauchtwagen der Anteil von Fahrzeugen zu, die älter als zehn Jahre sind. Damit steigt laut Angaben des Verbands das durchschnittliche Betriebsalter der Pkw, die in Tschechien verkehren, weiter an. Ende März dieses Jahres lag bei 14,88 Jahren.

Die zurückgehende Zahl dauerhaft ausrangierter Pkw ist gerade in den letzten Jahren ziemlich offenkundig. Wurden in den ersten vier Monaten des Jahres 2012 noch fast 47.500 Autos verschrottet, so waren es im gleichen Zeitraum dieses Jahres um knapp 19 Prozent weniger. Der Export von Gebrauchtwagen ist demgegenüber im Vergleich dieser beiden Zeiträume um nahezu 160 Prozent gestiegen. In Zahlen ausgedrückt heißt das: Von Januar bis Ende April dieses Jahres wurden 19.688 Gebrauchtwagen im Ausland abgesetzt. Dieser Trend habe negative Folgen besonders auf den Service der Autoverschrottung und Autoentsorgung, bemerkt der Verband der Automobilindustrie. Bei den Vertragspartnern der offiziellen Importeure und Hersteller der Fahrzeuge sei zudem im vergangenen Jahr nur knapp ein Zehntel der verschrotteten Pkw und Kleintransporter „hängengeblieben“, hieß es.


Foto: Tschechisches Fernsehen
Die Aufkaufpreise für Milch sind in den letzten Monaten in Tschechien stark gesunken. Lagen sie vor einem Jahr noch bei 9,08 Kronen pro Liter, zahlen die Molkereien zurzeit nur 8,13 Kronen (knapp 30 Eurocent) pro Liter Milch. Das bedeutet ein Preisverfall um 15 Prozent. Die Ursache liegt in einem weltweiten Rückgang der Nachfrage. Außerdem herrscht am europäischen Markt ein Überangebot an Milchprodukten als Folge der Russland-Sanktionen.

Die tschechischen Milcherzeuger und Molkereien fordern die Bereitstellung einer Exportsubvention von Seiten der EU für schwer absetzbare Produkte in Drittländer. Es müsse ebenso eine Erhöhung des Interventionspreises für Milch erzielt werden. Auf nationaler Ebene sei es erforderlich, den Ankauf von Milchprodukten durch die Staatliche Verwaltung für Materialreserven durchzusetzen, und das in Höhe von 500 Millionen Kronen. Zudem müssen schnellstmöglich staatliche Subventionen für Milchviehhalter und für Molkereien verabschiedet werden.


SaarGummi  (Foto: Archiv CzechInvest)
Saar Gummi Czech, Lieferant von Dichtungssystemen für die Automobilindustrie, hat einen Auftrag für die Herstellung von Gummidichtungen für den Ford Focus erhalten. Das Auftragsvolumen liegt bei bis zu 300 Millionen Kronen (11,1 Millionen Euro) jährlich. Es handelt sich um den ersten Pkw der Marke Ford, für den der tschechische Produzent Dichtungssysteme herstellen wird.

Die Lieferungen für ein Nachfolgermodell des heutigen Ford Focus sollen 2018 beginnen. Für die Marke Ford wurden in Ostböhmen bisher nur Dichtungssysteme für den Kleintransporter Ford Transit hergestellt. Der Auftrag für Ford Focus entspricht etwa zehn Prozent des gegenwärtigen Umsatzes der Firma aus Červený Kostelec / Rothkosteletz. Saar Gummi Czech produziert auch Ersatzteile für den BMW X1 und Dichtungssysteme für den neuen Opel Astra, Mercedes E oder für Scania-Lkws.