Persönliche Verfehlungen? Premier will Bildungsminister abberufen
Im tschechischen Regierungskabinett wird erstmals ein sozialdemokratischer Minister ausgetauscht. Premier Bohuslav Sobotka kündigte an, er werde Staatsoberhaupt Zeman die Abberufung von Bildungsminister Marcel Chládek vorschlagen.
„In einer soeben veröffentlichten Erklärung der Gewerkschaften wird unter anderem festgestellt, dass es keine einzige Beschwerde über mein Verhalten im Ministerposten gab.“
Der Bildungsminister bezeichnete die Artikel in der Mladá fronta Dnes als einen Lynchprozess durch jene Medien, die im Besitz von Andrej Babiš seien. Am Donnerstag war in einem der Beiträge eine ehemalige Mitarbeiterin von Chládek zitiert worden. Sie warf dem Minister eine verbale Entgleisung sexueller Art vor und dass er Mitarbeiter zusammenstauchen würde.
Mit der Arbeit des Bildungsministers hat dies nichts zu tun. Diese wird von Experten sehr unterschiedlich bewertet. Der Vorsitzende der Rektorenkonferenz und Rektor der Karlsuniversität, Tomáš Zima, würdigte die Zusammenarbeit mit Marcel Chládek.„Ich möchte den Einsatz des Ministers bei der Ausarbeitung einer Novelle des Hochschulgesetzes würdigen. Nach acht Jahren wurde die Novelle in zweiter Lesung im Abgeordnetenhaus behandelt. Der Minister nahm regelmäßig an den Tagungen der Hochschulrektorenkonferenz teil und ist auf unsere Probleme eingegangen. Er hat sich bemüht, sie zu lösen, unter anderem auch mit finanziellen Mitteln aus Förderprogrammen der EU.“
Am Freitagvormittag traf das Parteipräsidium der Sozialdemokraten zusammen, um über die Lage im Schulressort zu beraten. Sobotka gelang es jedoch nicht, alle Parteikollegen von den Gründen für Chládeks Abberufung zu überzeugen. Der Vizechef der Sozialdemokraten und Innenminister Milan Chovanec ließ verlauten, er glaube nicht den Informationen über das Mobbing. Er stelle aber nicht das Recht des Premierministers in Frage, einen Minister auszutauschen.