Parteiloser Bildungsminister soll Ressort retten

Petr Fiala (Foto: ČTK)

Das tschechische Bildungsministerium ist in letzter Zeit in Verruf gekommen. So hatte der glücklose Minister Josef Dobeš zu verantworten, dass Brüssel den Geldhahn zugedreht hat. Das Ministerium hatte in den EU-geförderten Programmen haarsträubende Fehler begangen. Zudem versuchte Dobeš eine großangelegte Reform des Bildungswesens, gegen die aber Lehrer, Professoren und Studierende rebelliert haben. Nun erhält das Ministerium einen neuen Chef: den Parteilosen Petr Fiala.

Petr Nečas und Petr Fiala  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
Petr Fiala war lange Jahre Rektor der Brünner Masaryk-Universität. Am Mittwoch wurde er auf der Prager Burg zum Minister ernannt. Premier Petr Nečas schickte dabei Vorschusslorbeeren in die Richtung des Neuen:

„Das Ressort übernimmt ein kompetenter Fachmann, der sich sein ganzes Leben lang mit Bildungsfragen beschäftigt.“

Fiala ist sogar die persönliche Wahl des Ministerpräsidenten, zufälligerweise haben beide denselben Vornamen und sind auch noch gleich alt, nämlich 47 Jahre. Der Wunschkandidat steht nun vor einem Berg von Aufgaben, sein Vorgänger Josef Dobeš hat das Bildungsministerium in einem desolaten Zustand zurückgelassen. Dringend müssen zum Beispiel wieder die Gelder aus Brüssel fließen. Vor allem Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind auf die Euro-Millionen angewiesen. Zudem muss Fiala Kürzungen in seinem Ressort stemmen, was auch er für eine seiner dringlichsten Aufgaben hält:

Josef Dobeš
„Es besteht aktuell das Problem, dass Geldmittel in Höhe von 2,5 Milliarden Kronen weggefallen sind. Das hat unter anderem Einfluss auf die Bezahlung der Lehrer im regionalen Schulwesen.“

Denn das ist ein weiteres Problem: Lehrkräfte an den tschechischen Schulen werden nicht gerade üppig bezahlt. Josef Dobeš hatte keine Lösung gefunden. Die dritte große Herausforderung ist die Reform des Hochschulwesens. Vor allem die Idee von Dobeš, Studiengebühren in der Höhe von umgerechnet bis zu 400 Euro je Semester einzuführen, war auf heftige Proteste gestoßen. Auch der jetzige Minister hatte noch als Universitätsrektor die Reformvorschläge seines Vorgängers kritisiert. Nun sagte Petr Fiala am Mittwoch:

„Ich betone schon seit langem, dass sich irgendeine Form der finanziellen Beteiligung durch die Studierenden nicht umgehen lässt – das aber nicht aus ideologischen Gründen. Es hängt vielmehr mit den Entwicklungen der Hochschulbildung in ganz Europa zusammen. Wir müssen einen geeigneten und gangbaren Weg finden.“

Fiala nannte deswegen Einschreibegebühren als mögliche Lösung, diese hatte nach den massiven Protesten gegen die Studiengebühren bereits sein Vorgänger ins Spiel gebracht.

Marcel Chládek
Dass er für alle Probleme im tschechischen Bildungswesen eine Lösung finden werde, das hat Fiala indes bereits ausgeschlossen. Dennoch zeigten sich auch die oppositionellen Sozialdemokraten zufrieden mit der Wahl, vor allem weil Vorgänger Dobeš extrem polarisiert hatte.

„Ich glaube fest, dass der neue Minister die Probleme in seinem Ressort angeht. Er hat fundiertes Fachwissen. Allerdings könnte er als Parteiloser in der Regierung aus Parteipolitikern große Probleme bekommen“, so der sozialdemokratische Bildungsexperte Marcel Chládek.

Blauäugig dürfte Petr Fiala aber auch nicht sein: Vom Fach her ist er schließlich Politologe.