Tschechische Diplomaten ermitteln Menschenrechtsverletzungen auf der Krim
Im Ukraine-Konflikt hat sich die Aufmerksamkeit längst auf die Ostukraine verlagert, obwohl die Lage auf der Krim nicht an Brisanz verloren hat. In Tschechien kamen nun neue Dokumente ans Licht, die Beweise liefern für massive Menschenrechtsverletzungen auf der Halbinsel, die vor einem Jahr annektiert wurde. Vor dem EU-Gipfel in Brüssel äußerte sich Außenminister Lubomír Zaorálek (ČSSD) dazu.
Auch der inoffizielle Führer der Krimtataren, Mustafa Dschemilew, hatte in dieser Woche von einem Klima der Angst gesprochen und zu einer Verschärfung der Maßnahmen aufgerufen. Die Sanktionen stehen nun erneut auf der Tagesordnung beim EU-Gipfel in Brüssel. Aus Frankreich und Deutschland kamen bislang Signale, dass sie fortgeführt, aber nicht weiter verschärft werden sollen. Tschechiens Außenminister Zaorálek stellt sich hinter den Kurs der EU:
„Ich denke, die Analyse der Geschehnisse auf der Krim und das Abwägen eventueller weiterer Schritte geschehen permanent. Mit diesen Dingen beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe der EU. Nichts wird in irgendeiner Weise übergangen. Die Situation auf der Krim wird fortwährend beobachtet, und sollte sich die Verschlechterung bestätigen, würden wir uns erneut damit befassen.“Wesentlich schärfer als die EU verurteilt die USA das Vorgehen Russlands. Die für Europa zuständige Abteilungsleiterin im US-Außenministerium, Victoria Nuland, sprach vergangene Woche von einer „Terrorherrschaft“ in der Ostukraine wie auch auf der Krim. Außenminister Zaorálek bezog dazu Stellung:
„Wir stimmen damit überein, dass auf der Krim Menschenrechte verletzt werden, und nicht nur diejenigen der Krimtataren. Ob wir den gleichen Begriff wählen würden, ist vielleicht zu überlegen, doch wir stimmen mit einem großen Teil dieser Kritik überein. Das sind eindeutig Umstände, die nicht mit einem normalen, demokratisch entwickelten Land zu vereinbaren sind, und das in vielerlei Hinsicht.“
Vor dem EU-Gipfel verwies der Chef der tschechischen Diplomatie allerdings auf die wesentlich angespanntere Situation im Osten der Ukraine. Um die dramatische Lage für die dortige Zivilbevölkerung zu verbessern, müsse nun weiter auf die Einhaltung von Minsk II gedrungen werden.