Ein Flüchtiger verwandelt sich – Boris Carloff ist zurück

Boris Carloff (Foto: Tschechisches Fernsehen)

Seinen Namen hat er sich von einem englischen Schauspieler geliehen, der vor allem als Darsteller von Frankensteins Monster bekannt geworden ist. Boris Carloff, so nennt sich auch ein Produzent und Musiker, der nicht nur in Tschechien Erfolg hat. Im MusicCzech gibt es mehr von Boris Carloff und seinem Hang zum Horror und zur Düsternis.

Das Solo-Debut „The Escapist“ von Boris Carloff erschien erst 2012. Der ausgebildete Geiger ist aber nicht nur als Solokünstler unterwegs. Der 40-Jährige war auch als Produzent für viele Künstler in Tschechien tätig, zum Beispiel für Wohnout, Kryštof oder Charlie Straight. Zuvor lebte Carloff lange in London und hat dort mit verschiedenen Musikprojekten auf sich aufmerksam gemacht. Zur melancholischen Musik passt auch das Auftreten Carloffs auf der Bühne. Ganz in schwarz steht er da meistens, gelacht wird nicht besonders viel. Ganz anders präsentiert sich Carloff abseits der Bühne. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks verriet er vor kurzem, wie er zu seinem Künstlernamen gekommen ist. Denn eigentlich heißt der Mann aus Brno / Brünn Milan Havrda.

Bela Lugosi im Film Dracula  (Foto: Public Domain)
„Das ist eine ziemlich peinliche Geschichte. Ich habe eine Band gegründet, für die ich einen Namen gesucht habe. Damals mochte ich die Gothic-Band ‚Bauhaus‘ ziemlich gern, und die hatten ihren Durchbruch mit der Single ‚Bela Lugosi is dead‘. Bela Lugosi hat in einem Film Dracula gespielt, und mir hat diese ganze Richtung ziemlich gut gefallen. Ich mag die Horrorfilme aus den 1920er und 1930er Jahren. Und ein Schauspieler aus dem gleichen Genre wie Bela Lugosi war eben Boris Karloff – mit K. In dieser Band waren wir eigentlich zu dritt, aber die anderen beiden habe ich nach einem Monat hinausgeworfen. Ich bin also als einziger übrig geblieben. Weil unser erster Interviewtermin aber schon vereinbart war, habe ich mich mit dem Journalisten getroffen. Und der dachte dann, ich sei Boris Carloff. Und seit der Zeit ist mir das geblieben.“

Auch mit seinen Musikvideos bezieht sich Carloff auf die Ästhetik der alten Horrorfilme. Mit „The Escapist“ wurd er fünfmal für den tschechischen Musikpreis Apollo nominiert. Am Ende gewann der die Kategorien „Bestes Electro-Album“ und „Musikvideo des Jahres“. Carloff reagierte damals selbstbewusst, und sagte, sein Video sei ja auch eindeutig das Beste. Aber mit dem Erfolg für das Album hätte er nie gerechnet, sagt er heute:

Boris Carloff  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Ich will nicht wirken wie Karel Gott bei der Verleihung der Goldenen Nachtigall – es hat mich wirklich sehr überrascht. Ich habe nicht damit gerechnet, dass diese Platte viele Anhänger finden wird. Sie ist wirklich komplex und überhaupt nicht positiv oder fröhlich, was ja häufig von der Musik erwartet wird, die im Radio läuft. Daher war ich wirklich völlig überrascht von dem Erfolg. Ich weiß nicht, was es war, welche Umstände da zusammengekommen sind, was dazu geführt hat, dass diese CD wirklich so ein großer Erfolg geworden ist. Keine Ahnung.“

Album „Morphosis“
Nach „The Escapist“ hat Boris Carloff vor kurzem nachgelegt. Seine zweite CD, die im Herbst in Tschechien erschienen ist, trägt den Namen „Morphosis“. Und das aus gutem Grund, sagt Boris Carloff.

„Ich wollte etwas Elektronischeres machen. Das vorherige Album war wirklich sehr orchestral, mit einem Symphonie-Orchester. Die neue Platte ist einfacher. Ich wollte insgesamt eine positivere Atmosphäre. Die ganze CD handelt von einer Verwandlung, die ein Mensch mit zunehmendem Alter durchmacht. Morphose ist ja ein biologischer Begriff, der den Wandel des Organismus in seiner Umgebung beschreibt. Darum geht es auf dieser CD, um diese ganzen Dinge, die wir nicht schaffen und die Dinge, die wir uns immer vornehmen und dann doch nicht machen.“

Autor: Annette Kraus
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