Prag von einer anderen Seite, elektronische Musik und Sprachkurse

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag

Im Tschechischen Zentrum in Berlin ist die Sommerpause vorbei. Damit beginnen auch wieder die Tschechisch-Kurse. Zudem wird es eine gemeinsame Lesung von einem tschechischen und deutschen Schriftsteller geben. Zudem wird eine Fotoausstellung einen Einblick in Konflikt- und Krisensituationen gewähren. Es lockt ein Konzert mit tschechischen Künstlern und ein Jubiläum steht bevor. Im folgenden Aviso nun ein Gespräch mit Christina Frankenberg, der stellvertretenden Leiterin des Tschechischen Zentrums in Berlin.

Jaroslav Rudiš  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechsichen Rundfunks)
Frau Frankenberg, vor kurzem haben der tschechische Autor Jaroslav Rudiš und sein deutscher Kollege Martin Becker neue Romane veröffentlicht. Im Tschechischen Zentrum in Berlin wird nun eine Lesung der beiden Schriftsteller stattfinden. Was erwartet den Zuhörer da?

„Das wird eine sehr schöne und lebendige Veranstaltung der beiden Autoren. Sie werden sich nämlich gegenseitig moderieren. Jaroslav Rudiš und Martin Becker sind Schriftstellerkollegen. Sie haben in einigen Projekten zusammengearbeitet und sind sehr gut befreundet. Sie kennen sich also schon seit geraumer Zeit. Zudem sind sie prädestiniert für eine Lesung, weil sie auch außerordentlich kommunikativ sind. Es wird nicht nur aus ihren Büchern gelesen, sondern sie werden sich auch vorstellen. Wir hatten eigentlich vor, die beiden Autoren im April einzuladen. Leider mussten wir diese Lesung verschieben, da sich einer der beiden Schriftsteller seinen Knöchel verknackst hatte. Inzwischen sind aber beide gesund. Umso mehr freue ich mich nun, wenn sie am 13. September ihre beiden Bücher vorstellen. Beide Romane führen abseits der Prager Touristenwege. Jaroslav Rudiš stellt ‚Nationalstraße‘ vor und Martin Becker ‚Gebrauchsanweisung für Prag und Tschechien‘.“

Foto der Revolution in der Ukraine von Jan Šibík,  Archiv des Tschechischen Zentrums Berlin
Von der Literatur kommen wir jetzt zur Kunst. Am 15. September wird eine Fotoausstellung mit Bildern von Jan Šibík unter dem Titel „Der Teufel in uns“ eröffnet. Warum nennt sich diese Fotoausstellung so?

„Das ist eine Ausstellung im Rahmen des Europäischen Monats der Fotografie in Berlin. Wir sind sehr stolz, dass wir mit der Fotoausstellung in dem internationalen Projekt aufgenommen worden sind. Jan Šibík ist ein Fotoreporter, der schon seit 20 Jahren durch die ganze Welt reist. Ihn zieht es vor allem an Orte, die gekennzeichnet sind durch politische Konflikte und humanitäre Katastrophen. Er reist zum Beispiel viel durch Afrika. Er ist in den letzten Jahren auch oft in den arabischen Staaten gewesen. Seine Fotos zeigen Krisen- und Grenzsituationen, in denen auch das Böse im Menschen sichtbar wird. So hat Šibík der Ausstellung diesen Namen gegeben. Wenn man sich die Fotos anschaut, ist es auch für den Betracht er verständlich, was damit gemeint ist und wie er zu diesem Titel gekommen ist“.

Boris Carloff  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
In den beiden bisher besprochenen Veranstaltungen wird der Fokus eher auf Literatur und Kunst gesetzt. Mit dem Konzert wilhelmstr./unplugged in der vierten Septemberwoche wird es sehr musikalisch. Es geht um Boris Carloff, den tschechischen Sänger und Produzenten. Er wird die deutsche Hauptstadt besuchen und ein Konzert in der Wilhelmstraße geben. Auf ihrer Homepage beschreiben Sie ihn in seiner musikalischen Darbietung als sehr vielfältig. Was meinen Sie damit?

Terezie Kovalová  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Hinter dem Pseudonym Boris Carloff versteckt sich der Produzent, Komponist und Musiker Milan Havrda. Er ist vielfältig, weil er drei Professionen in sich vereint. Zudem wird seine Musik beeinflusst durch verschiedene Stilrichtungen. Er kommt aus dem Bereich Elektro, doch manche Passagen in seiner Musik erinnern an klassische Elemente oder sogar an Opern. Boris Carloff ist in den letzten Jahren eher als Sänger bekannt geworden, spielt aber auch einige Musikinstrumente. In unserer Reihe wilhelmstr./unplugged wird er als Sänger zu sehen und zu hören sein. Dabei wird er begleitet von der tschechischen Cellistin Terezie Kovalová und einem Schlagzeuger. Es wird also eine kleine Band sein. Sie werden zudem nur teilweise akustisch und ohne Strom spielen, da sich in der Musik von Boris Carloff elektronische Passagen befinden. Demnächst wird er auch ein neues Album veröffentlichen und wir hoffen, dass er daraus einige Kostproben vorstellen wird.“

Illustrationsfoto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Am 26. und 27. September sind wieder die Europäischen Tage der Sprache. Dort erhalten Schulkinder die Möglichkeit, spielerisch in verschiedene Sprachen hinein zu schnuppern. Doch Sie bieten aber etwas für Erwachsene im Tschechischen Zentrum. Die Tschechisch-Kurse fangen wieder an. Bis wann kann man sich noch anmelden und welche Kurse werden angeboten?

„Das Semester geht bei uns am Montag, den 12. September, los. Anmeldeschluss ist eigentlich am 5. September gewesen. Wenn sich aber jemand noch ganz kurzfristig für einen Kurs entscheidet, in dem es noch freie Plätze gibt, dann würden wir den Interessierten noch annehmen. Wir bieten aktuell 14 Tschechisch-Kurse in diesem Semester an. Das sind Kurse, die in allen verschiedenen Niveaustufen von A1 bis C1 stattfinden werden. Wir werden auch wieder einen Anfängerkurs anbieten, an dem jeder ohne Vorkenntnisse teilnehmen kann. Ansonsten können auch Quereinsteiger unsere Kurse besuchen. Die Sprachseminare finden in den Morgen- und in den Abendstunden im Tschechischen Zentrum statt. Die Lerngruppen werden nicht all zu groß sein. Die Lektoren sind alle Tschechisch-Muttersprachler, die eine entsprechende Ausbildung erhalten haben und jahrelange Erfahrungen besitzen. Ansonsten gibt es zu den Abendkursen, die bis zum 19. Januar laufen, auch noch Spezialkurse. Da bieten wir zwei Konversationskurse an. Ein Kurs ist für Anfänger auf dem Niveau A1 bis A2 und der andere für Fortgeschrittene. Man kann aber auch Individualunterricht nehmen, wenn einem die Termine nicht passen oder wenn man schneller lernen möchte. Da kann derjenige sich mit uns in Verbindung setzen und Unterricht nach seinen Bedürfnissen erhalten. Zudem möchte ich darauf hinweisen, dass wir im Tschechischen Zentrum auch die Zertifikatsprüfung CCE abnehmen. Diese Prüfung wird am 4./5. Februar 2017 stattfinden. Bis dahin ist es noch eine Weile, aber sowas wird bestimmt eine längere Zeit vorher geplant. Daher möchte ich das jetzt schon erwähnen.“

Dokumentarfilm „Bürger Havel“
Zum Schluss unseres Gesprächs kommen wir noch zu einem ganz besonderen Ehrentag. Am 5. Oktober wäre der erste Präsident der Tschechischen Republik, Václav Havel, 80 Jahre alt geworden. Wie erinnert das Tschechische Zentrum an ihn?

„Die Planungen der Feierlichkeiten sind noch nicht ganz abgeschlossen. Es gibt aber definitiv zwei Veranstaltungen, auf die sich unser Publikum freuen kann. Zum einen eine sehr interessante Diskussion, die am 6. Oktober stattfinden wird. Wir haben aus Prag Michael Žantovský eingeladen. Das ist der Direktor der Václav-Havel-Bibliothek und ein langjähriger Weggefährte des ehemaligen Präsidenten. Zudem hat er eine großartige Biografie über ihn veröffentlicht. Sein Gesprächspartner aus Berlin wird Eckart Stratenschulte sein. Er ist Direktor der Europäischen Akademie. Beide werden sich über Václav Havel unterhalten als Europäer und wie seine Vorstellungen von und zu Europa waren. Des Weiteren werden wir am 10. Oktober den Film ‚Občan Havel‘ von Miroslav Janek und Pavel Koutecký zeigen und uns so noch einmal an ihn erinnern. Dieser Film beschreibt auf unvergleichliche Weise Václav Havel als Menschen und als Politiker.“

Autor: Juliane Bloch
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