Trotz Bedenken: Zuschauertribüne in Český Krumlov dreht sich vorerst weiter
Freilichttheater mit drehbaren Bühnen gibt es mancherorts, doch das südböhmische Český Krumlov / Krumau hat ein ganz besonderes Exemplar zu bieten. Dort dreht sich die Zuschauertribüne um die Schauspieler. Weil diese Tribüne aber mitten im Schlosspark steht, und der wiederum Unesco-Weltkulturerbe ist, gibt es schon seit mehreren Jahren Streit um das Fortbestehen. Nun hat eine Sonderkommission des Kulturministeriums entschieden, dass die Tribüne vorerst bleiben darf. In Zukunft wartet jedoch ein Umbau.
Die drehbare Zuschauertribüne gibt es im Freilichttheater im Schlossgarten von Český Krumlov seit dem Ende der 1950er Jahre. Es handelt sich um eine Rarität, die zum Besuchermagneten geworden ist. Denkmalschutzexperten ist der hässliche Bau jedoch ein Dorn im Auge. Der Betonklotz verunstaltet das Schlossareal, das genauso wie das Stadtzentrum von Český Krumlov auf der Unesco-Welterbeliste steht. Über die Zukunft der Zuschauertribüne wird seit fast 20 Jahren verhandelt. Viele Bewohner der Region halten das Freilichttheater mit dem drehbaren Zuschauerraum jedoch für unersetzlich. Es gab bereits Petitionen für die Beseitigung der Tribüne wie auch für deren Weiterbestehen. Die Unesco-Kommission hat wiederum empfohlen, das Freilichttheater außerhalb des Schlossareals zu platzieren. Aber auch mit einem neu gestalteten Theater im Barockgarten könne sich die Unesco arrangieren, sagte Kulturminister Daniel Herman (Christdemokraten) nach der Beratung einer Arbeitskommission des Ministeriums.
„Es geht darum, dass die neue Zuschauertribüne nicht das Konzept des Schlossgartens stört, dass sie eine leichte Konstruktion hat oder dass es möglich ist, sie abzumontieren. Diese Ansprüche werden im architektonischen Wettbewerb für eine neue Tribüne gestellt, der von der Stadt České Budějovice / Budweis ausgeschrieben wird. Es ist gut, dass die Mitarbeiter der Unesco keine Probleme sehen, die unlösbar sind.“
Es bestehe keine Zweifel daran, dass eine neue Zuschauertribüne erbaut werden müsse, meint der Kulturminister. Denn der bestehende Bau stamme, so Herman, aus den 1990er Jahren und passt überhaupt nicht in den Garten.
„Ob es möglich sein wird, die Konstruktion abzumontieren oder ob man sie, wenn sie nicht gebraucht wird, in einer Versenkung unter der Erde verschwinden lässt, das weiß ich im Moment nicht. Dies muss der architektonische Wettbewerb zeigen. Jedenfalls wird es sich am Ende um einen Bau handeln, der viel besser in die Atmosphäre des Barockgartens und des Schlosses passt.“
Das Schloss wird vom Staatlichen Denkmalschutzamt verwaltet. Seine Leiterin Naděžda Goryczková erklärte, die Unesco habe zwar empfohlen, eine neue Freilichtbühne außerhalb des Barockareals zu errichten.
„Die Unesco-Vertreter haben jedoch nicht eindeutig ausgeschlossen, dass das Theater mit dem drehbaren Zuschauerraum seinen Platz im Garten finden kann.“
Die Arbeitskommission des Kulturministeriums hat nun beschlossen, dass die bestehende Freilichtbühne bis 2017 am bisherigen Standort bleiben darf. Ursprünglich sollte sie nur noch bis 2015 weiter bestehen.
Die Idee für eine drehbare Zuschauertribüne hatte der Theaterarchitekt und Bühnenbildner Joan Brehms. Er setzte seinen Gedanken 1958 in die Tat um. Damals fand im Schlossgarten die erste Vorstellung auf der Freilichtbühne statt. Der Zuschauerraum wurde danach einige Mal umgebaut, der jetzige stammt von 1993. Seine Kapazität beträgt 650 Plätze. Besitzer des Freilichttheaters ist die Stadt České Budějovice. Das Südböhmische Theater führt dort jeden Sommer Theaterstücke, Opern sowie Ballette auf. Während seiner mehr als 55-jährigen Existenz haben über zwei Millionen Menschen die Vorstellungen im Schlossgarten gesehen.