Das Gesicht hinter dem Festival: Czeslaw Walek über die vierte Prague Pride
Nächste Woche beginnt in der tschechischen Hauptstadt wieder das Festival Prague Pride. Mit Konzerten, Ausstellungen und Diskussionsrunden möchten die Veranstalter Jahr für Jahr auf die Rechte sexueller Minderheiten (LGBT) aufmerksam machen. Leiter des Festivals ist Czeslaw Walek, der am Dienstag das diesjährige Programm und vor allem die Idee hinter dem Festival präsentierte.
„Sie sehen dort auf dem Plakat mich und meinen Ehemann. Und zwar nicht, weil es so erstrebenswert ist, an jeder Ecke Prags und der Tschechischen Republik zu hängen, sondern weil unsere Geschichte auf eine bestimmte Weise das Thema dieses Festivals personifiziert. Ich bin ein Junge aus einem kleinen Dorf in Ostböhmen, Willem kommt aus Holland. Wir haben uns vor sechs Jahren in Prag getroffen und bis heute leben wir hier. Vor einem halben Jahr haben wir in Holland geheiratet. Und tatsächlich ermöglicht uns Prag ein ruhiges und zufriedenes Leben, das sich jeder Homosexuelle wünscht. In einigen Staaten ist das so einfach nicht möglich.“
Auf diese Länder, wie zum Beispiel Uganda, Vietnam oder auch die postsowjetischen Staaten möchten Walek und seine Mitstreiter diesmal besonders aufmerksam machen. In Russland sind Paraden und Demonstrationen von Homosexuellen für die nächsten 98 Jahre verboten, in Ungarn können Umzüge nur in streng abgeschirmten und bewachten Straßen vor sich gehen. Mit einer eigens entwickelten Internet-App können Homo-, Bi- oder Transsexuelle dieses Jahr aus der Ferne an der Prague Pride teilnehmen und zumindest mit Fotos und Videos Festival-Luft schnuppern. Mehr als hundert Diskussionsrunden, Tanzvorstellungen, Lesungen und Konzerte, verteilt auf ganz Prag, bietet das diesjährige Programm. Im vergangenen Jahr kamen über 60.000 Besucher, und mit einem derartigen Erfolg rechnet Walek auch für 2014. Ein Höhepunkt wird dabei am 13. August das Konzert der britischen Popgruppe Pet Shop Boys sein. Auf dem Wenzelsplatz werden Fotografien der vietnamesischen Künstlerin Maika Elan gezeigt. Mit dem großen Umzug durch die Prager Innenstadt findet das Festival am 16. August dann seinen Abschluss. Während die Prague Pride in den vergangenen Jahren häufig der Kritik konservativer Parteien ausgesetzt war, blieb es bisher im Vorfeld ruhig. Das Festival hat sich etabliert und steht dieses Jahr unter der Schirmherrschaft des Ministers für Menschenrechte, Jiří Dienstbier. Czeslaw Walek weiß zu schätzen, dass Tschechien schon Fortschritte in punkto Gleichstellung gemacht hat:„In der Tschechischen Republik und konkret in Prag geht es Homosexuellen relativ gut, wir müssen daher keine Angst haben, wenn wir Hand in Hand mit unserem Partner gehen. Es gibt keine solche körperliche Bedrohung wie andernorts. Außerdem haben wir die Möglichkeit einer registrierten Partnerschaft.“Dennoch seien die mühsam erkämpften Rechte nicht für alle Zeiten selbstverständlich, sondern müssen weiter verteidigt werden, so Walek. Dass Homophobie und die Unterdrückung sexueller Minderheiten auch hierzulande noch nicht der Vergangenheit angehören, hat erst vergangenes Jahr die Diskussion um den Literaturwissenschaftler Martin C. Putna gezeigt. Präsident Miloš Zeman hatte sich damals geweigert, den bekennenden Homosexuellen zum Professor zu ernennen.
Programm und weitere Informationen unter: www.praguepride.cz