Forscher erklären Entstehung der Felsbrücke Prebischtor

Prebischtor (Foto: CzechTourism)

Das Prebischtor (auf Tschechisch Pravčická brána) ist eines der bekanntesten Naturgebilde Tschechiens und ein nationales Naturschutzdenkmal. Es befindet sich ganz im Norden des Landes, in der Sandsteinfelsenlandschaft der Böhmischen Schweiz. 150 Jahre lang wurde gestritten, wie diese Felsbrücke entstanden ist. Ein Forscherteam hat nun eine Erklärung vorgelegt.

Prebischtor  (Foto: CzechTourism)
Das Prebischtor ist das Wahrzeichen des Nationalparks Böhmische Schweiz und das größte Sandsteinfelsentor Europas. Seine Spannweite beträgt über 26 Meter, die Breite rund 7 Meter. Die Höhe der Mündung beträgt 16 Meter, und die Scheitelebene des Tores befindet sich 21 Meter über dem Boden. Ein tschechisch-amerikanisches Team hat die Entstehung des Felsengebildes erforscht und die Ergebnisse nun in der Zeitschrift Nature Geoscience veröffentlicht. Die Geologen sagen, das Tor habe sich gebildet, als die Felsblöcke ihr überschüssiges Gewicht losgeworden waren. Ein wichtiger Faktor sei dabei der Druck auf den Sandstein gewesen: Je größer dieser sei, desto langsamer verlaufe die Erosion.

David Mašín  (Foto: Archiv der Prager Karlsuniversität)
Die neun Wissenschaftler unter der Leitung von Experten der Prager Karlsuniversität haben dazu eine Experimenten-Serie durchgeführt. Dabei tauchten sie kleine Stücke Sandstein in Wasser und belasteten das Material. So gelang es ihnen, alle typischen Felsengebilde wie Tore, Überhänge, Fenster und Felssäulen künstlich nachzubilden. Der Geologe David Mašín von der Karlsuniversität erklärt, worin Sandstein einzigartig ist:

„Wenn man eine Sandtorte am Strand etwas belastet, zerfällt sie. Der Sandstein hat völlig umgekehrte Eigenschaften. In dem Moment, wenn er belastet wird, wird er ungeheuer fest. Ein kleines Stück des Sandsteins ist dann bereits so komprimiert, dass es auch das Gewicht eines Mittelklassen-Pkw aushält.“

Der Felsblock zerfällt daher nur dort, wo er nicht ausreichend belastet und zusammengedrückt wird. Allein das Gewicht des großen Felsblocks erzeugt im Falle des Prebischtors den erforderlichen Druck und hat zur Folge, dass das Tor keiner Erosion unterliegt und fest stehen bleibt.

Allerdings schützt dieses Prinzip nicht vor Wettereinflüssen. In ihrer Folge bewegt sich der Felsen um bis zu drei Millimeter im Jahr. Größere Schwankungen wären gefährlich. Ein Bergsteigerteam des Nationalparks Böhmische Schweiz kontrolliert daher regelmäßig den Felsen und führt jeden Monat Messungen in den Felsrissen durch.



Prebischtor  (Foto: CzechTourism)
Das Prebischtor ist mit 200.000 Touristen im Jahr heute die meistbesuchte Felsbrücke Europas. Sie ist bereits seit dem 18. Jahrhundert ein Wanderziel. Früher durfte man sogar oben auf der Brücke spazieren, Stahltreppen und Geländer ermöglichten den Zugang. Wegen der starken Erosion durch den Besucherverkehr ist das Betreten des Sandsteingebildes aber seit 1982 nicht mehr erlaubt. Die Besucher können das Felsengebilde nur noch von unten anschauen.

Vor sieben Jahren war das Prebischtor für die Auswahl von sieben neuzeitlichen Weltwundern nominiert worden; die Jury hievte die tschechische Geoformation immerhin bis ins Halbfinale.