Eishockey-WM in Minsk: Fans hoffen auf Medaillen, Menschenrechtler kritisieren Regime
In der weißrussischen Hauptstadt Minsk wurde am Donnerstag offiziell die Eishockey-WM eröffnet. Die tschechische Nationalmannschaft ist auch diesmal wieder dabei und trifft zum Auftakt auf die Slowakei. Doch macht die tschechische Hilfsorganisation Člověk v tísni („Mensch in Not“) anlässlich der Eröffnung des Turniers auf die Verletzung der Menschenrechte im WM-Gastgeberland aufmerksam
In den ersten drei Spielen trifft das tschechische Team neben der Slowakei noch auf Schweden und Kanada. Das sind anders als bei früheren Weltmeisterschaften gleich drei Spiele gegen starke Gegner in Folge. Trotzdem atmete der Nationaltrainer am Donnerstag erleichtert auf:
„Ich halte es für gut, dass das Turnier jetzt beginnt. Wir haben uns vier oder fünf Wochen lang vorbereitet. In dieser Zeit hat sich die Zusammensetzung des Teams stark geändert. Einige NHL-Spieler haben sich der Mannschaft angeschlossen sowie einige Spieler, die im Finale der russischen KHL standen.“Inzwischen haben die tschechischen Eishockeycracks bereits dreimal in der Sporthalle in Minsk trainiert. Vladimír Růžička bereitet bislang aber noch das Überzahlspiel einige Sorgen. Am Donnerstag war er sogar richtig erbost:
„Sie suchen alle immer nur Jágr. Ich glaube nicht, dass sie Angst haben, selbst mal abzuziehen. Sie sind aber einfach nicht in der Lage, das Tor zu treffen.“Tatsächlich steht die tschechische Eishockey-Legende Jaromír Jágr erneut im Aufgebot. Der 42-jährige Stürmer des NHL-Klubs New Jersey Devils genießt zweifelsohne viel Respekt unter seinen Mitspielern. Der jüngste Spieler im tschechischen Team, Tomáš Hertl vom Verein San José Sharks, ist 22 Jahre jünger als Jágr. Neben Hertl und Jágr hat der Trainer noch vier weitere NHL-Profis ins Team berufen. Die weiteren Spieler kommen aus der russischen KHL und der tschechischen Extraliga. Als Torwart Nr. 1 wurde Alexander Salák von Sankt Petersburg nominiert. Das Auftaktspiel gegen die Slowakei findet am Freitagabend statt.
Während sich die Eishockeyfans zweifelsohne auf die WM in Minsk freuen, hat die tschechische Hilfsorganisation „Mensch in Not“ eine Kampagne gegen das weißrussische Regime gestartet. Im Internet veröffentlichte sie einen Videospot, in dem zwei Kommentatoren die brutale Niederschlagung einer Demonstration gegen Machthaber Lukaschenko im Sportjargon begleiten. Damit soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass in Weißrussland regelmäßig die Meinungs- und Versammlungsfreiheit verletzt wird. Menschenrechtler sagen, dass undemokratische Regime Sportveranstaltungen gerne für ihre eigene Propaganda nutzen. Rostislav Valvoda ist bei „Mensch in Not“ für Osteuropa-Projekte verantwortlich:„Das Regime wird versuchen, Potemkinsche Dörfer zu präsentieren und das Bild von einem glücklichen Weißrussland zu schaffen.“Die Hilfsorganisation ließ zudem Fan-Klatschen mit dem Motto der Kampagne bedrucken: „Ich drücke den Menschenrechten die Daumen.“ Diese Klatschen sind für die tschechischen Fans bestimmt, die nach Minsk reisen wollen.