Eishockey: Tschechien nur WM-Vierter – Jágr sagt Nationalteam Adieu
Mit der Weltmeisterschaft im Eishockey, die am Sonntag in Minsk zu Ende ging, wurde nun auch die letzte Wintersportart in Europa die Saison 2013/14 abgeschlossen. Wie immer verfolgten die hiesigen Sportfans die WM mit einigen Erwartungen, der vierte Platz für Tschechien hat sie aber nicht sonderlich begeistert. Das ist ein Thema unseres heutigen Sportreports. Zudem informieren wir Sie über die Ziele des besten tschechischen Ruderers, Ondřej Synek, in der für ihn gerade beginnenden Saison.
„In dieser Konkurrenz ist es stets ein Erfolg, wenn man das Viertelfinale übersteht und unter die besten Vier kommt. Umso mehr schmerzt es aber, wenn man ohne Medaille bleibt, weil man das Halbfinale und das Spiel um den dritten Platz verliert.“
Die beiden genannten Begegnungen, das Halbfinale gegen Finnland und das B-Finale gegen Schweden, verlor die tschechische Mannschaft jeweils 0:3. Zweimal hintereinander also traf sie nicht ins gegnerische Tor, was auch Cheftrainer Vladimír Růžička nicht erfreute:„Wir haben uns eine Reihe von Chancen erspielt, aber daraus keine Tore gemacht. Von Seiten der Spieler habe ich schon den großen Willen gespürt, diese Spiele für uns positiv zu gestalten. Andererseits denke ich, dass uns am Ende ein wenig die Kräfte ausgegangen sind.“
Der Kräfteverschleiß ist vermutlich auf die lange Saison in den Ligen zurückzuführen. Dies trifft vor allem auf die sechs tschechischen Nationalspieler zu, die im Finale in der euro-asiatischen KHL zwischen Magnitogorsk und Lev Prag standen. In dieser Liga haben sie während der Saison über 70 Pflichtspiele bestritten. Für Kapitän Rolinek hat die Torflaute der Tschechen am Ende der WM jedoch andere Ursachen:
„Es ist kein Pech, dass keiner unserer vielen Schüsse im Tor gelandet ist. Wenn man wirklich gut spielt, dann trifft man auch und kommt dem Erfolg somit näher. Etwas hat unserem Spiel gefehlt, auch wenn wir kämpferisch überzeugt haben. Wir wollten um jeden Preis eine Medaille, doch letztlich stehen wir mit leeren Händen da.“Den Hauptanteil für den Misserfolg nimmt indes Trainer Růžička auf seine Kappe. Er sei schließlich derjenige, der die Mannschaft zusammengestellt hat:
„Man muss ein Team so zusammenstellen, dass möglichst alle Spieler in Form sind. Das war bei uns diesmal nicht der Fall. Die Vorzüge der Spieler müssen aufeinander abgestimmt sein, es muss einfach passen. Das ist uns aber nicht gelungen. Die Zusammenstellung des Kaders war nicht ideal.“Im kommenden Jahr, wenn die nächste WM in den tschechischen Städten Prag und Ostrava / Ostrau ausgetragen wird, will Růžička demnach genauer hinschauen, wer in den Kader gehört und wer nicht. Mit großer Sicherheit aber nicht im Team stehen wird der langjährige Superstar der Tschechen, der 42-jährige Jaromír Jágr. Der Olympiasieger, zweifache Weltmeister und zweifache Stanley-Cup-Gewinner hat nämlich unmittelbar nach dem Spiel um Platz drei seinen Rücktritt aus dem Nationalteam bekanntgegeben. Einer der Gründe für seinen Entschluss sei das heutige, mit sehr viel Laufaufwand verbundene Eishockey, sagt Jágr:
„Ich habe das Gefühl, dass das Eishockey, wie ich es erlernt habe, nicht mehr zum modernen Spielstil passt. Es hätte vielleicht ein wenig anders ausgesehen, wenn einige meiner gewohnten Mitspieler wie Marek Zidlický und Tomas Plekanec hier in Minsk dabei gewesen wären. Sie pflegen einen ähnlichen Stil wie ich. Diesmal aber standen in der tschechischen Mannschaft zahlreiche junge und noch wenig erfahrene Spieler. Sie haben ganz gut gespielt, Hut ab! Dennoch müssen sie noch reifer werden. So lange kann ich aber nicht mehr warten.“ Mit anderen Worten: Für den Erfolg des tschechischen Eishockeys würde der Superstar nach wie vor alles geben, allerdings in einer Mannschaft, die wirklich konkurrenzfähig ist. Und so ist es dann auch kein Wunder, dass der Oldie trotz seiner 42 Jahre immer noch der beste tschechische Akteur bei der Weltmeisterschaft in Minsk war.Diese Einschätzung teilen auch die hiesigen Fans. Umso trauriger sind sie nun, dass ihr Idol ausgerechnet bei der kommenden Heim-WM nicht mehr im Trikot der Nationalmannschaft auflaufen wird. Marian Jelínek, der ehemalige persönliche Trainer von Jágr und jetzige Co-Trainer in Mladá Boleslav, sieht jedoch ein Fünkchen Hoffnung, dass der NHL-Spieler seine Entscheidung bis zum nächsten Jahr noch einmal überdenkt:
„Ein Jahr ist in diesem Alter eines Spielers eine schrecklich lange Zeit, in der alles Mögliche passieren kann. Jágr kann in einem Jahr in phantastischer Form sein, und dann wäre es nur eine Frage des diplomatischen Geschicks der Verantwortlichen im tschechischen Eishockey, ihn zu einer nochmaligen Rückkehr ins Nationalteam zu bewegen. Und letztlich ist es ein großer Anreiz, sich vor eigenem Publikum von seinen Fans zu verabschieden.“
Tomáš Král, der Präsident des tschechischen Eishockeyverbandes, hat bereits durchblicken lassen, dass er Jágr einen würdigen Abschied von seiner internationalen Karriere ebnen wolle. Die zweite Frage aber ist, ob Jágr zum WM-Beginn in Prag der Nationalmannschaft überhaupt zur Verfügung steht. Denn zu dieser Zeit könnte er ebenso mit den New Jersey Devils den Stanley Cup bestreiten, sofern sich sein US-Club für diesen Wettbewerb qualifiziert.Ruder-Ass Synek will der EM-Konkurrenz keine Chance lassen
Während die Wintersportler nunmehr im Urlaub sind oder in einer ersten Aufbauphase bereits Kondition für die nächste Saison bolzen, stehen viele Sommersportler unmittelbar vor dem diesjährigen internationalen Saisonauftakt. Dazu gehören die Ruderer, die an diesem Wochenende gleich mit den Europameisterschaften in Belgrad starten. Die Tschechische Republik tritt dort mit einer großen Mannschaft an, sie wird 15 der insgesamt 17 Bootsklassen besetzen. Cheftrainer Přemysl Panuška verknüpft mit diesem Aufgebot auch einige Erwartungen:„Wir wollen aus Belgrad mindestens drei Medaillen mit nach Hause bringen. Neben unseren Stars in den beiden Skiff-Konkurrenzen haben wir wenigstens noch zwei starke Boote. Das sind der Leichtgewichts-Zweier ohne Steuermann und der Vierer ohne Steuermann.“
Die Top-Ruderin und der Top-Ruderer aus Tschechien sind die Olympiasiegerin im Einer der Frauen, Miroslava Knapková, und der amtierende Welt- und Europameister im Skull der Männer, Ondřej Synek. Der Modellathlet aus Brandýs nad Labem / Brandeis an der Elbe gab jüngst auf einer Pressekonferenz in Prag bekannt, dass seine Saisonvorbereitung nahezu optimal war:
„Die Vorbereitung im Winter ist super verlaufen. Beim abschließenden Training am Simulator haben wir noch einen Test über sechs Kilometer absolviert. Dabei habe ich meinen persönlichen Rekord um sechs Sekunden unterboten, und das ist ziemlich viel.“
Die intensive Vorbereitung wurde aber zuletzt durch eine Trainingsverletzung gestoppt. Deswegen konnte Synek bisher noch kein Proberennen auf dem Wasser machen. Dennoch sieht der 31-Jährige der EM in Belgrad sehr optimistisch entgegen:
„Ich freue mich sehr auf die Europameisterschaft, auch wenn ich noch kein Rennen bestritten habe. Ich habe gut trainiert und bin voller Tatendrang. Von daher hoffe ich, gleich beim ersten Vorlauf voll da zu sein und der Konkurrenz auch danach keine Chance zu geben.“
Ist die Titelverteidigung für ihn also nur eine Formsache? Diese Frage beantwortet Synek auf seine Weise:
„Meine Ambitionen sind sicher die höchst möglichen, sprich: die Titelverteidigung. Ansonsten müsste ich erst gar nicht nach Belgrad aufbrechen. Bislang läuft es sportlich gut bei mir, und das Rudern macht mir weiter Spaß, deshalb tue ich auch weiter alles für diesen Sport.“
Nicht nur aus diesem Grund dürften die tschechischen Sportfans nun über den Sommer die Gewissheit haben, dass sie auch ohne Eishockey und ohne ihr Fußballteam bei der WM in Brasilien Erfolge ihrer Sportler bejubeln können.