Ruderer Synek hat fünf WM-Titel und will bis Olympia 2020 weitermachen

Ondřej Synek (Foto: ČTK)

Zu den weltbesten Ruderern aller Zeiten gehört der Tscheche Ondřej Synek. In diesem Jahr gewann er seinen fünften WM-Titel im Einer.

Ondřej Synek  (Foto: ČTK)
An diesem Freitag feiert Ondřej Synek seinen 35. Geburtstag. Dann kann er bereits auf ein Dutzend Jahre voller Erfolge zurückblicken. Seit 2005, als er vom Doppelzweier in den Skiff umgestiegen ist, kam er nämlich Jahr für Jahr medaillenbehangen von Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften nach Hause. Die Motivation, die ihn dazu antreibt, sei ungebrochen, verrät Synek:

„Ich liebe diesen Sport und betreibe ihn deshalb, weil er mir Spaß macht. Ich bin unter Leuten, kann mit ihnen wetteifern und so mein Ego auch etwas anstacheln, indem ich die Gegner bezwinge. Eine Medaille ist für mich der Lohn für eine gut ausgeführte Arbeit. Wenn ich nur auf die olympischen Wettkämpfe schaue, dann fallen mir sofort alle Erlebnisse zu den Regatten ein. Ich weiß genau, welchen Verlauf diese Rennen genommen haben, wie gut ich abgeschnitten habe und was sich sonst noch dort ereignete. Diese Momente haben für mich Symbolkraft.“

Ondřej Synek  (rechts) in Sarasota  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Am Sonntag vor einer Woche ist Synek im US-amerikanischen Sarasota zum fünften Male Weltmeister in seiner Bootsklasse geworden. Das haben vor ihm nur der Deutsche Peter-Michael Kolbe und der Neuseeländer Mahé Drysdale geschafft. Syneks Konkurrenten haben ihm dann auch die große Anerkennung gezollt:

„Die Reaktionen der anderen Ruderer bei der Weltmeisterschaft waren sehr positiv. Viele haben mir den Sieg gewünscht, und sie haben mir dann auch gratuliert. Und alle, die mir begegnet sind, haben mir auf die Schulter geklopft und gesagt, ich solle weitermachen.“

„Ich liebe diesen Sport und betreibe ihn deshalb, weil er mir Spaß macht. Ich bin unter Leuten, kann mit ihnen wetteifern und so mein Ego auch etwas anstacheln, indem ich die Gegner bezwinge.“

Sarasota befindet sich im US-Bundesstaat Florida, der nur ein paar Wochen zuvor vom Hurricane Irma heimgesucht wurde. Aufgrund der Überschwemmungen wurden so auch etliche Krokodile in den Regattakanal gespült. Die Gefahr, von einem gebissen zu werden, sei indes nicht allzu groß gewesen, räumt Synek ein:

„Krokodile waren dort ein großes Thema. Es gab sie wirklich, sie waren zirka anderthalb Meter lang. Die Menschen leben aber ganz normal mit ihnen. In der Stadt waren Schilder angebracht: ‚Gebt Acht auf Krokodile.‘ Sie schwammen in unserem Kanal, doch sie sind sehr scheu. Niemand hatte vor ihnen große Angst. Ich habe sie in einem Teich entdeckt. Es ist interessant, die Reptilien in der Natur zu sehen.“

Krokodil in Sarasota  (Foto: YouTube)
Und mit einem Augenzwinkern fügte der Ruder-Weltmeister hinzu:

„Man hat uns versichert, dass diese Tiere Menschen wirklich nicht angreifen. Sie laufen vielmehr davon. Es wäre also ein großer Zufall, wenn man gebissen würde. Dazu müsste man die Krokodile schon provozieren und gezielt auf sie zugehen…“

Weit mehr als die visuelle Begegnung mit den Krokodilen habe ihm die Heimfahrt von Florida nach Tschechien zu schaffen gemacht, äußerte Synek – und wieder konnte er sich das Grinsen nicht verkneifen:

Ondřej Synek  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Die Heimreise war anstrengend. Vor allem die Afterparty, die es gleich nach dem Finale gab. Aber auch das habe ich irgendwie überstanden. Zurück sind wir über Amsterdam geflogen, dort aber hängengeblieben und am Abend versackt. Uns wurde der Flug storniert, also gab es eine weitere Afterparty. Beim Rückflug habe ich ganze vier Stunden geschlafen. Doch es war schön, wir hatten viel Spaß.“

Bei aller Freude über den Sieg und die Feiern, die ihm folgten: Im Winter werde er wieder hart trainieren und im nächsten Sommer erneut angreifen, so Synek. Und er habe noch große Ziele:

„Über den sechsten WM-Titel mache ich mir jetzt noch keine Gedanken, aber natürlich will ich weitermachen. Und ganz sicher nicht, um nur Zweiter zu werden. Ich werde mich gewissenhaft auf die weiteren Jahre vorbereiten, denn ich will meine Karriere noch bis zu den Olympischen Spielen in Tokio fortsetzen. Ich denke dabei aber nicht so sehr an den sechsten Titel, sondern eher daran, dass ich generell gewinnen und so erfolgreich wie möglich sein will.“

Mahé Drysdale  (Foto: Joanne,  CC BY-SA 2.0)
Bei den Spielen 2020 in Tokio wird Synek fast 38 Jahre alt sein. Für einen Ruderer seines Schlages sei dies aber kein Problem, denn auch andere hätten schon gezeigt, dass sie in diesem Alter noch fit sein könnten, meint er. Zum Beispiel sein Dauerrivale Mahé Drysdale, der fast 39 Jahre alt ist. Der Neuseeländer, der im Vorjahr in Rio Olympiasieger wurde, hat in diesem Jahr pausiert. Der Tscheche ist mit ihm befreundet und glaubt, dass ihr Zweikampf schon im nächsten Jahr bei der WM in Plowdiw wieder aufleben wird. Mit Drysdale sei er in ständigem Kontakt, bestätigt Synek:

„Mahé hat mir vor dem WM-Rennen geschrieben. Bei ihm in Australien war es bereits Nacht. Er scherzte mit mir, ob er überhaupt aufstehen solle, um sich den Finallauf im Fernsehen anzuschauen, oder ob dies nicht überflüssig sei. Daraufhin habe ich ihm geantwortet, dass er dies müsse! Danach hat er mir gratuliert und bemerkt, er müsse wohl zurückkommen. Ich denke, dass er seine Karriere gewiss fortsetzen will.“

„Über den sechsten WM-Titel mache ich mir jetzt noch keine Gedanken, aber natürlich will ich weitermachen. Und dann will ich oft gewinnen und so erfolgreich wie möglich sein.“

Auf ein weiteres Duell mit dem Neuseeländer freut sich Synek nicht nur der gemeinsamen Freundschaft wegen. Er hat den Neuseeländer in den zurückliegenden Jahren schon mehrfach geschlagen, auch wenn es oft sehr knapp war. Besonders gern erinnert sich Synek dabei an die beiden WM-Finals 2014 in Amsterdam und 2015 in Aiguebelette-le-Lac:

„Die beiden Titelgewinne waren sich sehr ähnlich. Drysdale war nach seiner Pause im Jahr 2013 wieder am Start und voller Elan. Wir haben beide bis ins Ziel hart um den Sieg gekämpft. 2014 habe ich mit acht Zehntelsekunden Vorsprung gewonnen, 2015 waren es sogar nur drei Zehntelsekunden. In beiden Jahren war Drysdale der Bessere von uns zweien bei den Weltcup-Regatten, doch im wichtigsten Rennen der Saison habe ich ihn stets geschlagen.“

Věra Čáslavská | Foto: Alena Podlucká,  Tschechischer Rundfunk
Bei den Olympischen Spielen 2012 in London und 2016 in Rio de Janeiro war Synek seinem Freund jedoch unterlegen und gewann „nur“ Silber beziehungsweise Bronze. Einmal bei Olympia ganz oben zu stehen, das wäre also noch ein Traum für ihn. Doch dies sei nicht der Hauptgrund, weshalb er in drei Jahren in Tokio noch an den Start gehen wolle, sagt er. Die Sache, die ihn dazu antreibe, sei vielmehr ein Versprechen, das er einer großen Sportlerin aus seinem Land gegeben habe – der ehemaligen Turnerin Věra Čáslavská. Die siebenmalige Olympiasiegerin und vierfache Weltmeisterin an den Turngeräten ist im vergangenen Jahr im Alter von 74 Jahren verstorben.

„Věra ist mein Antrieb, es bis nach Tokio zu schaffen. Ich freue mich sehr darauf, noch einmal bei Olympia dabei zu sein, ich spüre da eine gewisse Symbolik. Ich will dort auch Erfolg haben für mich selbst. Doch Věra war eine so starke Persönlichkeit und versprühte so viel Energie, dass ich ihr dies auch ein Stück zurückgeben möchte. Wenn meine Gesundheit mitspielt, will ich so lange durchhalten. Aber es wird nicht einfach, denn zunächst muss man sich für die Spiele qualifizieren. Und ich muss, wie gesagt, gesund bleiben.“

In diesen Tagen aber denkt Ondřej Synek noch nicht so weit in die Zukunft, sondern erholt sich von seinen sportlichen Anstrengungen. Er habe nun mehr Zeit für die Familie und für andere Dinge, ließ der fast 35-Jährige gegenüber den Journalisten wissen:

„Jetzt werde ich erst einmal relaxen und gar nichts tun. Das Einzige, was auf mich wartet, ist etwas Holzarbeit. Ich muss auf unserer Datsche einen Schuppen bauen. Darauf freue ich mich schon, denn ich mag handwerkliche Arbeit sehr gern. Das ist wie Erholung für mich. Ich kann meinen Kopf abschalten und muss nur auf die Nägel dreschen…“

Autor: Lothar Martin
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