Tschechien holt Silber und Bronze bei der Ruder-WM - Roman Kresta gewinnt seine dritte Barum-Rallye

Roman Kresta (Foto: CTK)

Nach Schwimmen, Kanuslalom und der Leichtathletik hat am vergangenen Wochenende auch der Rudersport mit der Weltmeisterschaft in Eton seinen Saisonhöhepunkt erlebt. Ob tschechische Sportler von dieser WM Medaillen mit nach Hause gebracht haben, und was in anderen Sportarten noch so passiert ist, das verrät Ihnen Lothar Martin im nun folgenden Sportreport.

Die Tops und Flops der tschechischen Sportwoche

Miroslava Knapkova  (Foto: CTK)
Eine der majestätischsten Sportarten des Sommers ist das Rudern. Daher schaut die Öffentlichkeit schon gern zweimal hin, ob das eigene Land in dieser Sportart in der Welt mitreden kann. Und so war man am zurückliegenden Wochenende auch in Tschechien gespannt, ob sich die nationalen Leistungsträger in dieser Sportart bei den WM-Finalläufen im britischen Eton werden behaupten können. Die Antwort fällt positiv aus, wenn man in erster Linie auf die Individualisten in den Rennen der Einer bei den Damen und den Herren schaut. Denn hier konnten sowohl Miroslava Knapkova als auch Ondrej Synek ihre Spitzenpositionen von der vorjährigen WM im japanischen Gifu verteidigen und jeweils erneut eine Medaille gewinnen - Miroslava Knapkova die silberne hinter der schier unschlagbaren Weißrussin Jekaterina Karsten-Chodotovic und Ondrej Synek die bronzene hinter den grandios um den Sieg fightendem Weltmeister Mahe Drysdale aus Neuseeland und dessen deutschen Kontrahenten Marcel Hacker. Während aber die 25-jährige Knapkova schon etwas am Verzweifeln darüber ist, die nun dreifache Weltmeisterin aus Weißrussland immer noch nicht besiegt zu Ondrej Synek haben, war der bester tschechische Skuller Ondrej Synek mit seinem dritten Platz durchaus zufrieden:

"Ich bin sehr zufrieden, denn nach meinen Ergebnissen in dieser Saison habe ich das überhaupt nicht erwartet. Ich hatte vielmehr darauf gehofft, zumindest in das Finalrennen zu gelangen. Aber dass es dann so gut gelaufen ist, das ist für mich ein toller Schlusspunkt unter diese Saison. Jeder Skuller, der heute an den Start gegangen ist, wollte gewinnen, so wie ich auch. Doch zwei von ihnen waren ganz einfach besser. Ich habe zwar meinen Semifinallauf gewinnen können, doch in diesem bin ich auf keinen der Beiden getroffen. Daher ist es so gekommen, wie es kommen musste."

 Ondrej Synek und Miroslava Knapkova  (Foto: CTK)
Ganz und gar nicht zufrieden mit dem Ausgang des Rennens im Doppelvierer der Herren war hingegen der bislang erfolgreichste tschechische Ruderer aller Zeiten, der 38-jährige Vaclav Chalupa. Der vor Synek beste Skiffer hierzulande war vor einem Jahr in den Doppelvierer umgestiegen, da diese Bootsklasse nach dem überraschenden Gewinn der olympischen Silbermedaille in Athen eine große Zukunft versprach. Doch während es dann bei der vorjährigen WM nur der undankbare vierte Platz wurde, reichte es im diesjährigen WM-Finalrennen am letzten Sonntag gar nur zum fünften Rang. Chalupa konnte danach seine Enttäuschung nicht verbergen:

"Sicher war das nicht die letzte Chance, aber enttäuscht bin ich schon, denn ich nehme ein solches Rennen doch etwas anders auf als meine jüngeren Teamkollegen. Ein fünfter Platz bei einer Weltmeisterschaft ist so schlecht nicht, aber mit einer Medaille um den Hals zurückzukehren ist doch erfreulicher und schöner."

Wesentlich erfreulicher und schöner war das Endergebnis, das der derzeit wohl beste tschechische Rallyefahrer, Roman Kresta, bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Barum-Rallye einfahren konnte. Denn nach den Jahren 2000 und 2001 konnte der damals noch als größtes Motorsporttalent Tschechiens gefeierte Kresta seinen dritten Sieg bei der populären Rallye verbuchen. Seine Freude war daher groß, diesen Klassiker im eigenen Land endlich erneut gewonnen zu haben:

Roman Kresta  (Foto: CTK)
"Nicht nur die gesamte Barum Rallye als solche, sondern auch das diesjährige Starterfeld hatten ein hohes Niveau. Das Rennen verläuft aber stets anders. Wir haben die letzten Jahre immer mit technischen Defekten zu kämpfen gehabt. Ich bin deshalb froh, dass wir in diesem Jahr ohne Probleme gewonnen haben."

Dass es Rallyes jedoch in sich haben und selbst für Zuschauer nicht ungefährlich sind, machte ein sich auf der Rennstrecke ereigneter Unfall deutlich, der zum Glück glimpflich ausging. Dazu sagte die Sprecherin der Bezirkspolizeidirektion Zlin, Jana Bartikova:

"Zu dem unangenehmen Zwischenfall ist es bei einer Geschwindigkeitsprüfung gekommen, als der Fahrer mit der Startnummer 48 verunglückt ist. Er ist in einen Pfeiler gerast, von dem sich ein Stahlträger gelöst hat, der einen 15-jährigen Jungen am Bauch getroffen hat. Der Junge hat zum Glück nur leichte Verletzungen davongetragen, viel größer war der Schock, den er erlitten hat. Die Ärzte haben ihn augenblicklich zur Untersuchung in das Kreiskrankenhaus überführt."

Seit Ende Juli in vollem Gange ist in Tschechien die neue Saison in der höchsten Fußball-Spielklasse, der so genannten Gambrinus-Liga. Mit Vizemeister FK Mlada Boleslav und Titelverteidiger Slovan Liberec haben sich zwei von drei noch ungeschlagenen Teams nach fünf Spieltagen an der Tabellenspitze schon etwas abgesetzt. Nur im grauen Mittelfeld liegt mit Rekordmeister Sparta Prag, der am Sonntag in Mlada Boleslav eine empfindliche 0:3-Niederlage einstecken musste, ein weiterer Meisterschaftsfavorit. Doch noch schlechter, nämlich noch ohne Sieg am Tabellenende, steht mit Sigma Olomouc ein weiterer Traditionsverein. Daher haben die Olmützer schon nach vier Spieltagen auch den ersten Trainerwechsel der Saison vollzogen: Für den glücklosen Vlastimil Palicka kam dessen Namensvetter, der zuletzt im russischen St. Petersburg ziemlich erfolgreich wirkende Coach Vlastimil Petrzela. Doch in der ersten Partie unter seiner Leitung mussten die Mähren mit 0:3 bei Slavia Prag eine weitere Niederlage einstecken. Petrzela aber nahm sie relativ gelassen auf:

"Mich hat das nicht weiter überrascht, denn ich habe kein Wunder erwartet. Das erste Tor haben wir nach einer Standardsituation bekommen, und ich denke, dass ein solcher Treffer stets seine Spuren hinterlässt bei einer Mannschaft, die psychisch am Boden ist. Danach haben wir dann noch zwei Tore erhalten, bei denen der Ball unglücklich abgefälscht wurde. Ich werde das Spiel jetzt in Ruhe analysieren und es in aller Sachlichkeit gemeinsam mit der Mannschaft auswerten. Gebt uns noch etwas Zeit!"

Kein Grund zur Gelassenheit besteht in diesen Tagen jedoch für Tschechiens Auswahlkicker. Im Gegenteil: Nach der verkorksten WM-Endrunde in Deutschland haben sie bei den heimischen Fans, aber auch sich selbst gegenüber wieder einiges gut zu machen. Und am Samstag wird es nun wieder ernst, wenn sie zum Auftakt der Qualifikation für die Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz in Teplice auf die unangenehmen Waliser treffen. Dass Kicker von der britischen Insel alles andere als Kanonenfutter sind, das meint auch der neue Kapitän der Nationalmannschaft, Tomas Rosicky:

Tomas Rosicky  (Foto: CTK)
"Ich habe Wales gegen die Bulgaren spielen sehen, und zwar an dem Tag, als unsere Mannschaft das Freundschaftsspiel gegen Serbien bestritten hat, bei dem ich aufgrund einer Verletzung nicht dabei sein konnte. Uns erwartet ein sehr unangenehmer Gegner, der vor allem in der Offensive seine Qualitäten besitzt. Alle ihre Angreifer sind sehr schnell, egal ob es nun ein Bellami, ein Giggs oder ein Davies ist. Wenn ich aber gesagt habe, dass sie vorn sehr gut besetzt sind, dann trifft das auf die Abwehr nicht in dem gleichen Maße zu. Hier hatten die Waliser einige Probleme und haben so manche Chance der Bulgaren zugelassen. Also, wir werden sehen!"

Die Auftaktspiele zur EM-Qualifikation werden in allen Gruppen also am 2. September vollzogen. Doch man muss lediglich eine knappe Woche weiter nach vorn blicken, um feststellen zu müssen: Hoppla, die neue Eishockeysaison beginnt auch schon wieder! Und wenn der Dritte der vorjährigen Meisterschaft in Tschechien, die Znaimer Adler, zum Saisonstart am 8. September gleich beim Titelverteidiger Sparta Prag gastieren, dann wird vermutlich auch der erste österreichische Spieler in der höchsten tschechischen Liga mit aufs Eis laufen. Es ist der 25-jährige Christoph Harand, den sein neuer Coach in Znojmo, Miloslav Horava, wie folgt vorstellt:

"Er kommt aus Wien und spielt in der österreichischen Auswahl. Wir haben ihn den ganzen August lang getestet und sind zu dem Schluss gelangt, das wir ihm eine Chance geben werden. Mehrere Spieler haben uns vor der Saison verlassen, so dass wir unseren Kader noch ergänzen müssen. Harand ist ein sehr geschickter Schlittschuhläufer, er hat ein gutes Spielverständnis und wir glauben, dass er das ein oder andere Tor erzielen wird. Der Vertrag ist für ein Jahr unterzeichnet."

Für Abwechslung, Spannung und Unterhaltung im tschechischen Sportgeschehen werden also auch bald wieder die Kufencracks der tschechischen Extraliga sorgen. Doch über sie werden wir im Herbst und Winter sicher noch oft berichten...

Autor: Lothar Martin
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