Tschechische Stasi-Unterlagenbehörde hat neuen Direktor
Das Institut zur Erforschung totalitärer Regime (ÚSTR) soll die kommunistische Vergangenheit Tschechiens und die deutsche Besatzungszeit erforschen und mit den Ergebnissen Aufklärungsarbeit leisten. Allerdings stand das Institut in den vergangenen Monaten vor allem wegen politischen und personellen Streitigkeiten im Focus der Aufmerksamkeit. Seit Mittwoch hat das Institut nun einen neuen Leiter.
„Ich habe ein Konzept mit vier Eckpfeilern vorgelegt. Zunächst soll die Forschungsarbeit des Instituts so verbessert werden, dass das Niveau mit dem in der akademischen Welt vergleichbar ist. Dann muss auch die Bildungsarbeit verstärkt werden, obwohl die bisherigen Projekte bereits eine breite Unterstützung verdienen.“
Der neue Direktor möchte außerdem mehr Zeitzeugenarbeit leisten, also die Projekte generell mehr in Richtung Oral-History lenken. Schließlich müsse der Auftritt in der Öffentlichkeit verbessert und die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen ausgebaut werden, betonte Hazdra.
Der junge Tscheche setzte sich in der letzten Auswahlrunde gegen die französische Historikerin Muriel Blaive durch. Vier von sechs Mitgliedern der Auswahlkommission stimmten für Hazdra, ein Mitglied enthielt sich der Stimme, ein weiteres stimmte für die Französin. Emilie Benešová ist Verwaltungsratsvorsitzende des Instituts:
„Meiner Meinung nach hat Zdeněk Hazdra trotz seines jungen Alters die besten Managerfähigkeiten.“
Dieser Meinung sind jedoch nicht alle. Vor allem unter den Mitarbeitern des Instituts hatten sich Widerstand und Proteste gegen Hazdra geregt. Für Benešová kein Problem. Es habe auch Widerstand gegen andere Bewerber gegeben, so die Verwaltungsratsvorsitzende. Allerdings gilt das Institut als intern zerstritten, und der neue Direktor Hazdra ist in diese internen Streitigkeiten verwickelt. Er selbst ist sich dessen bewusst und will nun versöhnen:„Ich sehe meine Aufgabe und meine Pflicht darin, in den folgenden Wochen mit maximaler Aufmerksamkeit die Streitigkeiten und Animositäten, die im Institut seit dessen Entstehung herrschen, zu eliminieren. Das geht nur durch einen Dialog, einen anderen Weg sehe ich nicht. Ich bin bereit, ihn zu gehen.“
Allerdings droht das Institut von außen erneut unter Beschuss zu geraten. Die Konföderation der politischen Gefangenen bezeichnete den Auswahlprozess des neuen Direktors als Betrug. Und einer der zuvor ausgeschiedenen Kandidaten, der Schweizer Adrian Portmann, hat angekündigt, wegen formaler Fehler Klage gegen das Auswahlverfahren einzureichen. Sollte er Erfolg haben, dürfte auch die Ernennung von Hazdra null und nichtig sein – und damit auch die Arbeitsfähigkeit des Instituts.