Schloss Konopiště: Franz Ferdinands Familienresidenz
Am 28. Juni werden 100 Jahre seit dem Attentat in Sarajevo vergangenen sein. Bei diesem Attentat wurden der Thronfolger Österreich-Ungarns, Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gattin Sophie Chotek, Herzogin von Hohenberg, erschossen. Der Anschlag in der bosnischen Hauptstadt löste eine Krise aus, die zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs führte. Anlässlich des 100. Jahrestags des Kriegsausbruchs finden an vielen Orten Tschechiens in den kommenden Monaten Gedenkveranstaltungen statt. Hierzulande ist vor allem das Schloss Konopiště / Konopischt eng mit Franz Ferdinand und seiner Frau verbunden. Es war die letzte Residenz des Thronfolgerpaars. An das Schicksal der beiden Adeligen erinnert eine Ausstellung, die vor einigen Tagen in Konopiště eröffnet wurde.
Franz Ferdinand beauftragte zuvor den damals renommierten Architekten Josef Mocker mit einem gründlichen Umbau des historischen Gebäudes. Er ließ das Schloss im historisierenden Stil gestalten, in seiner Umgebung wurde ein großer Park errichtet. Marie Krejčová:
„Es wird erzählt, dass sich der Erzherzog selbst viel mit Vorschlägen und Wünschen an der Neugestaltung des Schlosses beteiligt haben soll. Die Pläne für den Umbau sind erhalten geblieben. Von 1890 bis nach 1900 hat man hier gearbeitet, dabei wurde auch im Inneren viel geändert. Die gesamte Residenz wurde modernisiert, dabei erhielt das Areal einschließlich des Rosengartens kaltes und warmes Wasser. Daneben installierte man hier überall elektrische Beleuchtung. Und der renommierte Architekt und Restaurator František Schmoranz hat die Neugestaltung und Ausschmückung mehrerer Räume entworfen.“
Bei der Besichtigung des Schlosses gibt es die Möglichkeit, sich die Salons im südlichen oder im nördlichen Flügel anzuschauen. Im südlichen Flügel in der ersten Etage befinden sich die früheren Repräsentationsräume und die Gästezimmer, die mit historischen Möbeln ausgestattet sind. In diesem Schlossteil liegen auch die Appartements, die 1914 der deutsche Kaiser Wilhelm II. und Admiral Alfred Tirpitz bewohnten. Die ältesten Räumlichkeiten befinden sich im nördlichen Flügel des Gebäudes. Dort werden den Besuchern unter anderem die Sankt-Hubert-Kapelle und der Gesellschaftssalon gezeigt. Besichtigen kann man auch die besonders wertvolle Waffenkammer der Familie d´Este. Die ältesten Waffen stammen aus dem 15. Jahrhundert. Franz Ferdinand bewohnte mit seiner Familie die Zimmer in der dritten Etage. Dort sei deren Privatwohnung gewesen, sagt die Schlossverwalterin:„Uns ist es 1994 gelungen, auch diese Räume für die Besucher zugänglich zu machen. Dazu standen uns Inventarverzeichnisse zur Verfügung. Dank diesen konnten wir die Räume möglichst getreu so gestalten, wie sie zu Franz Ferdinands Lebzeiten ausgesehen haben. Es sind dort auch zahlreiche Familienfotos zu sehen. Auf einigen sind sogar einige Schlosszimmer abgebildet.“Anlässlich des 100. Jahrestags des Attentats von Sarajevo wurde im Schloss eine Ausstellung eröffnet. Sie heißt „Verbundenheit im Leben und im Tod“. Marie Krejčová:
„Wir zeigen Franz Ferdinand und seine Frau von Jugend an. Dabei wird auch die Zeitetappe dokumentiert, in der sie darum kämpften, heiraten zu dürfen. Beschrieben werden auch die glücklichen Jahre ihrer Ehe bis zur Tragödie von Sarajevo. In diesem Jahr werden hierzulande noch viele Ausstellungen eröffnet. Diese werden sich aber vor allem auf den Ausbruch und den Verlauf des Ersten Weltkriegs konzentrieren. Zu Konopiště aber gehören Franz Ferdinand und Sophie, und wir wollten ihr Leben von Anfang bis zu ihrem Tod zeigen.“
In der Ausstellung sind zahlreiche Fotografien zu sehen, die mit Zitaten aus der Korrespondenz mit Verwandten und Bekannten ergänzt wurden. Viel Aufmerksamkeit wird auch den ersten Begegnungen von Franz Ferdinand mit Sophie Chotek geschenkt.„Die beiden haben einander zum ersten Mal 1895 auf einem Ball getroffen. Zu lesen sind hier Ausschnitte aus ihren späteren Briefen. Schön ist beispielsweise folgendes Zitat aus dem Brief von Sophie Chotek, dass sie sich beim Ball in Wien sehr gut amüsiert habe. Franz Ferdinand sei rührend gewesen und habe mir ihr die Quadrille getanzt. Derartige Erinnerungen begleiten die Fotos in der ganzen Ausstellung. Interessant ist beispielsweise der Brief von Franz Ferdinand vom Juni 1900, nachdem ihm der Kaiser nach mehreren Jahren erlaubt hatte, Sophie zu heiraten.“
Denn die Ehe war nicht „standesgemäß“, da Sophie zwar aus einem alten, aber niedrigeren böhmischen Adelsgeschlecht stammte. In Konopiště bekam dies Sophie jedoch nicht zu spüren, hier sei sie in ihrer Residenz gewesen, sagt die Kastellanin:„Schlimmer war es aber vor allem zu Beginn am kaiserlichen Hof in Wien. Dort durfte Sophie beispielsweise nicht in derselben Theaterloge wie ihr Mann sitzen. Bei verschiedenen offiziellen Empfängen musste sie den Erzherzoginnen Vorrang geben, und sie wurde als eine der letzten in der Hierarchie empfangen. Im Laufe der Zeit hat sich der Kaiser aber damit abgefunden. Wir zeigen hier Dokumente, die den Besuch von Franz Ferdinands Familie beim Kaiser in Wien beschreiben. Der Kaiser unterhielt sich mit den Kindern sowie mit Sophie. Bei einer Reise nach Prag machte der Kaiser eine Zwischenstation auf dem Bahnhof in Benešov, und dort begegnete er Franz Ferdinand, Sophie und den Kindern.“
Die Führung durch die Sonderausstellung „Verbundenheit im Leben und im Tod“, die in Konopiště zu sehen ist, werden wir in einer der nächsten Ausgaben der Sendereihe „Reiseland Tschechien“ fortsetzen. Schloss Konopiště ist vom April bis November täglich außer Montag geöffnet.