Von den Nazis gestohlen: Wertvoller Renaissance-Schild kehrt nach Konopiště zurück

Renaissance-Schild von Konopiště

Wie viel das Kunstwerk wert ist, weiß niemand. Nun aber kehrt ein Schild aus der Renaissance zurück ins Schloss Konopiště / Konopischt in Mittelböhmen. Die Nazis hatten das Artefakt während des Zweiten Weltkriegs gestohlen.

Naděžda Goryczková | Foto: Jana Kudláčková,  Tschechischer Rundfunk

Tschechische Kunsthistoriker entdeckten den Schild im Kunstmuseum im amerikanischen Philadelphia. Es ist ein sehr besonderes Stück aus dem 16. Jahrhundert…

„Und zwar, weil auf ihm eine in der Renaissance selten abgebildete Szene zu sehen ist. Sie stammt aus der römischen antiken Geschichte. Konkret handelt es sich um die Eroberung von Karthago während des Zweiten Punischen Krieges. Diese Zeichnung ist so gestaltet, dass die graue Farbe des Schildes abgekratzt wurde, so dass sein goldener Kern durchschimmert“, so Naděžda Goryczková, die Leiterin des Nationalen Denkmalschutzamtes in Prag, in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.

Gerade haben ihr Amt und das Philadelphia Museum of Art einen Vertrag unterzeichnet. Dieser ermöglicht die Rückgabe des Kunstwerks nach Tschechien. Timothy Rub ist scheidender Direktor des Kunstmuseums in der amerikanischen Stadt:

Timothy Rub | Foto:  YouTube Kanal von Cleveland Museum of Art

„Ich habe gemischte Gefühle. Mir tut es leid, dass unsere Besucher dieses wunderbare Kunstwerk nicht mehr zu Gesicht bekommen. Ein halbes Jahrhundert lang war der Schild bei uns, es ist ein Verlust. Auf der anderen Seite bin ich stolz, dass wir das Richtige machen und uns entschieden haben, den Schild nach Tschechien zurückzugeben – also dorthin, wo er hingehört.“

Gestaltet wurde der Schild in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts vom venezianischen Maler Girolamo da Treviso. Laut Timothy Rub haben sich seine Mitarbeiter immer bemüht, das Stück gut zu pflegen. Das kann auch Naděžda Goryczková bestätigen.

Philadelphia Museum of Art | Foto: Jan Kaliba,  Tschechischer Rundfunk

„Der Schild ist in einem sehr guten Zustand. Ich muss sagen, dass sich die Kollegen des Museums in Philadelphia hervorragend darum gekümmert haben, er ist vorbildlich restauriert. Den Wert kann ich nicht beziffern, aber er dürfte extrem hoch liegen.“

Der Schild mit rund einem halben Meter Durchmesser wurde kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs von den Nazis gestohlen. Sie brachten das Kunstwerk vom Schloss Konopiště nach Linz. Dort wollte Hitler ein großes Kunstmuseum entstehen lassen. Danach verlor sich die Spur, bevor der Schild als Nächstes in Paris auftauchte. Damals kaufte der amerikanische Waffensammler Carl Otto Kretzschmar von Kienbusch das wertvolle Stück. In den 1970er Jahren erwarb dann das Philadelphia Museum of Art den Renaissance-Schild.

Hynek Kmoníček | Foto:  Tschechischer Rundfunk

Tschechische Kunsthistoriker erkannten irgendwann, dass es sich um gestohlene Kunst aus Böhmen handeln musste. Erst in den vergangenen Jahren gelang es jedoch, dafür auch den Beweis anzutreten. Hynek Kmoníček ist tschechischer Botschafter in den USA:

„Wichtig war, dass wir dies auch der amerikanischen Seite klarmachen konnten. Daran hat der Kunsthistoriker Ladislav Čepička den größten Anteil. Er fand ein Foto von dem Schild an seinem ursprünglichen Ausstellungsort auf Schloss Konopiště. Man weiß ja, wie das ist: Einmal etwas zu zeigen ist besser, als es zehnmal zu erklären. Mit dem Foto konnte der Aufsichtsrat des Museums in Philadelphia davon überzeugt werden, dass es sich um ein von den Nazis im Zweiten Weltkrieg entwendetes Objekt handelt.“

Schloss Konopiště | Foto: Simy27,  Pixabay,  CC0 1.0 DEED

Nun schließt sich der Kreis wieder. Der Schild aus der Sammlung des Habsburger Erzherzogs Franz Ferdinand soll in einer klimatisierten Spezialvitrine zurück nach Tschechien gebracht werden. Und die Besucher von Schloss Konopiště werden das edle Stück dann in der dortigen Waffensammlung bewundern können.

Autoren: Till Janzer , Jan Kaliba
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