„Sich selbst nicht zu ernst nehmen“ - Jaroslav Rudiš erhält Usedomer Literaturpreis
Im April finden auf der Ostseeinsel Usedom Literaturtage statt. Dabei wird auch ein Literaturpreis vergeben. Dieses Jahr geht er an Jaroslav Rudiš. Der tschechische Schriftsteller wird damit für seine Verdienste um den europäischen Dialog geehrt.
Der 41-jährige Schriftsteller, Dramatiker und Drehbuchautor veröffentlichte 2002 seinen ersten Roman. Mit dem Namen „Der Himmel unter Berlin“ wurde das Buch zwei Jahre später auch ins Deutsche übersetzt. Als weitere Romane folgten „Grandhotel“ und „Die Stille in Prag“. Bekanntheit erlangte der Autor außerdem durch seine Comic-Trilogie Alois Nebel, die mittlerweile auch verfilmt wurde. Sein neustes Buch, „Vom Ende des Punks in Helsinki“, ist seit diesem Monat im deutschen Buchhandel erhältlich.
In seinen Romanen gelänge es Rudiš, seine Leser in die absurden Welten des tschechischen Alltags zu entführen, so die Jury der Usedomer Literaturtage in ihrem Urteil. Jaroslav Rudiš:„Ich kann gar nicht so leicht sagen, was an meinen Geschichten absurd ist. Mir kommen sie eigentlich ganz normal vor. Vielleicht sind sie ein bisschen tschechisch. Andererseits spielen sie oft im deutsch-tschechischen Grenzgebiet, oder nur in Deutschland. Es ist sozusagen ein mitteleuropäischer Alltag, der abgebildet wird. Aber natürlich mag ich abgefahrene Charaktere, wie der Fleischmann vom ‚Grandhotel‘ oder Alois Nebel. Doch auch diese Typen sind im Grunde ziemlich normal, sie sind nur ein wenig gequält von der Geschichte und von der Welt, in der sie leben. Damit müssen sie irgendwie klarkommen und im Reinen sein.“
Rudiš nimmt seine Leser mit auf Wanderungen, die nicht vor Landesgrenzen oder historischen Konstellationen haltmachen. Dabei verschwimmen teilweise Traum und Wirklichkeit. Was seinen Geschichten dabei nie fehlt, ist eine kräftige Portion Humor:„Ich liebe Humor. Wenn etwas zur tschechischen Literatur gehört, dann ist das dieser Sinn für Ironie und Selbstironie. Es ist wichtig, dass man sich selbst nicht zu ernst nimmt. Der Humor kann aber auch tragisch sein. Gerade das haben uns Autoren wie Jaroslav Hašek oder Bohumil Hrabal beigebracht, daher ist es eigentlich auch ihr Preis. Ohne diese beiden Schriftsteller könnte ich überhaupt nicht schreiben. Und auch nicht ohne Franz Kafka“, sagt der Preisträger.
„Ich möchten den Monat wirklich sehr gerne nutzen, um zu schreiben. Ich habe gerade eine Idee für ein ganz kleines Buch. Das werde ich dort vielleicht schreiben. Außerdem freue ich mich, wieder einen Sommer auf Usedom zu verbringen. Das wird bestimmt toll“, so Rudiš.