„Sich selbst nicht zu ernst nehmen“ - Jaroslav Rudiš erhält Usedomer Literaturpreis

Jaroslav Rudiš (Foto: ČTK)

Im April finden auf der Ostseeinsel Usedom Literaturtage statt. Dabei wird auch ein Literaturpreis vergeben. Dieses Jahr geht er an Jaroslav Rudiš. Der tschechische Schriftsteller wird damit für seine Verdienste um den europäischen Dialog geehrt.

Jaroslav Rudiš  (Foto: ČTK)
Vom 9. bis 13. April hält die Literatur Einzug auf Deutschlands östlichster Insel. Der Fokus der viertätigen Veranstaltung liegt dabei auf den schriftstellerischen Beziehungen zwischen Deutschland und den Ländern Mittel- und Osteuropas. Eine Jury, bestehend aus Persönlichkeiten des Literaturbetriebs, kürt jedes Jahr einen Preisträger. Den Vorsitz der Jury hat der renommierte Literaturkritiker Hellmuth Karasek. In diesem Jahr nun wird Jaroslav Rudiš für seinen Beitrag zur deutsch-tschechischen Verständigung ausgezeichnet. Dazu der Autor selbst:

„Ich freue mich über den Preis und fühle mich sehr geehrt. Vor einigen Jahren war ich bereits bei den Usedomer Literaturtagen. Damals wurde Radka Denemarková, eine großartige tschechische Autorin, gemeinsam mit der Übersetzerin Eva Profousová ausgezeichnet. Letztere hat auch meine Bücher übersetzt. Auf Usedom bin ich immer wieder gern, denn die Insel ist ein Teil meiner Kindheit. Als Kind war ich oft mit meinen Eltern dort im Urlaub, die Ostsee war unser am nächsten gelegenes Meer.“

Der 41-jährige Schriftsteller, Dramatiker und Drehbuchautor veröffentlichte 2002 seinen ersten Roman. Mit dem Namen „Der Himmel unter Berlin“ wurde das Buch zwei Jahre später auch ins Deutsche übersetzt. Als weitere Romane folgten „Grandhotel“ und „Die Stille in Prag“. Bekanntheit erlangte der Autor außerdem durch seine Comic-Trilogie Alois Nebel, die mittlerweile auch verfilmt wurde. Sein neustes Buch, „Vom Ende des Punks in Helsinki“, ist seit diesem Monat im deutschen Buchhandel erhältlich.

In seinen Romanen gelänge es Rudiš, seine Leser in die absurden Welten des tschechischen Alltags zu entführen, so die Jury der Usedomer Literaturtage in ihrem Urteil. Jaroslav Rudiš:

„Ich kann gar nicht so leicht sagen, was an meinen Geschichten absurd ist. Mir kommen sie eigentlich ganz normal vor. Vielleicht sind sie ein bisschen tschechisch. Andererseits spielen sie oft im deutsch-tschechischen Grenzgebiet, oder nur in Deutschland. Es ist sozusagen ein mitteleuropäischer Alltag, der abgebildet wird. Aber natürlich mag ich abgefahrene Charaktere, wie der Fleischmann vom ‚Grandhotel‘ oder Alois Nebel. Doch auch diese Typen sind im Grunde ziemlich normal, sie sind nur ein wenig gequält von der Geschichte und von der Welt, in der sie leben. Damit müssen sie irgendwie klarkommen und im Reinen sein.“

Usedomer Literaturpreis  (Foto: Geert Maciejewski,  Archiv des Architekturbüros Astrid)
Rudiš nimmt seine Leser mit auf Wanderungen, die nicht vor Landesgrenzen oder historischen Konstellationen haltmachen. Dabei verschwimmen teilweise Traum und Wirklichkeit. Was seinen Geschichten dabei nie fehlt, ist eine kräftige Portion Humor:

„Ich liebe Humor. Wenn etwas zur tschechischen Literatur gehört, dann ist das dieser Sinn für Ironie und Selbstironie. Es ist wichtig, dass man sich selbst nicht zu ernst nimmt. Der Humor kann aber auch tragisch sein. Gerade das haben uns Autoren wie Jaroslav Hašek oder Bohumil Hrabal beigebracht, daher ist es eigentlich auch ihr Preis. Ohne diese beiden Schriftsteller könnte ich überhaupt nicht schreiben. Und auch nicht ohne Franz Kafka“, sagt der Preisträger.



Seebad Heringsdorf  (Foto: C.LöserCC,  Wikimedia BY-SA 2.0 DE)
Der Literaturpreis ist mit 5000 Euro dotiert. Er wird am 13. April im Seebad Heringsdorf in einer feierlichen Zeremonie verliehen. Neben dem Preisgeld winkt Jaroslav Rudiš außerdem ein einmonatiger Arbeitsaufenthalt auf der Ostseeinsel.

„Ich möchten den Monat wirklich sehr gerne nutzen, um zu schreiben. Ich habe gerade eine Idee für ein ganz kleines Buch. Das werde ich dort vielleicht schreiben. Außerdem freue ich mich, wieder einen Sommer auf Usedom zu verbringen. Das wird bestimmt toll“, so Rudiš.