Fußball: Trainer Vrba wird Nationalelf übernehmen – zum Ärger Pilsens

Pavel Vrba (Foto: ČTK)

Die tschechische Fußball-Nationalmannschaft wird von einem neuen Trainer in die Qualifikation zur Fußball-Europameisterschaft 2016 in Frankreich geführt. Und zwar von Pavel Vrba, dem 49-jährigen Coach des zweifachen Landesmeisters Viktoria Pilsen. Das ergab das zähe Ringen von Verbandschef Miroslav Pelta mit dem Champions-League-Verein um den Erfolgstrainer. Vrba ging am Montag auf Peltas Angebot ein, allerdings sehr zum Verdruss seines jetzigen Arbeitgebers.

Pavel Vrba  (Foto: ČTK)
Der tschechische Fußball wird bei der WM 2014 in Brasilien fehlen. Das Nationalteam scheiterte in der Qualifikation, die Hauptaktie dafür wird Ex-Trainer Michal Bílek angelastet. Den Aufbruch zu neuen Ufern wollte Verbandschef Pelta daher nur mit einem erfahrenen Steuermann in Angriff nehmen - und dem besten, der für Tschechien auf dem Markt ist: Pavel Vrba. Doch der hat einen Vertrag mit Pilsen bis Sommer 2015. Den Cluboberen des FC Viktoria war Peltas Ansinnen folglich gar nicht recht. Noch vor einem Monat sagte Vereinschef Tomáš Paclík:

„Der Vertrag enthält eine Reihe von Konditionen, auch für den Fall seiner Auflösung. Vor allem aber ist es ein Vertrag zwischen dem Club und Vrba. Es gibt daher keinen Spielraum für Dritte, in den Vertrag einzusteigen.“

Was Paclík damals etwas verklausuliert formulierte, sollte nur eines klarmachen: Pilsen gibt Vrba vor 2015 nicht frei. Jetzt aber hat sich gezeigt, dass eine dieser Konditionen eine Ausstiegsklausel war – und die hat Vrba nun gezogen. Beim Verband hatte niemand mehr mit dieser Wendung gerechnet. Umso erfreuter gab Miroslav Pelta im Nachhinein zu:

Miroslav Pelta  (Foto: ČTK)
„Nach der letzten Verhandlung mit der Vereinsführung von Pilsen und Trainer Vrba am vergangenen Donnerstag spürte ich, wie stark der Druck von Seiten des Clubs ist, dass Vrba bleibt. Da habe ich eigentlich nicht mehr daran geglaubt, dass Pavel Vrba noch soviel Mut aufbringt.“

Vrbas Mut, von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch zu machen, ist andererseits in seinem Umfeld bitter aufgestoßen. Bei den Verantwortlichen wie bei den Fans von Viktoria Pilsen ist die Enttäuschung spürbar. Vereinssprecher Pavel Pilár:

Pavel Vrba  (Foto: ČTK)
„Wir können das nicht verbergen, wir sind von Pavel Vrbas Entscheidung enttäuscht. Wir haben alle gehofft und ein Maximum dafür getan, das er in Pilsen bleibt. Er aber hat sich anders entschieden.“

Vrba selbst wollte sich bisher zu seiner Entscheidung nicht äußern. In einem früheren Interview hatte er eines jedoch anklingen lassen:

„Wenn jemand anfragt und einem das Angebot unterbreitet, eine Nationalmannschaft zu führen, und sei es die von Neuseeland, dann wird jeder zumindest darüber nachdenken.“

Foto: hin255,  FreeDigitalPhotos.net
Volle Rückendeckung für seine Entscheidung erhielt Vrba indes von der Fachpresse. Der stellvertretende Chefredakteur der Tageszeitung „Sport“, Štěpán Filípek:

„Auf der einen Seite rufen wir immer danach, dass die Clubs die Trainer nicht zu schnell und häufig wechseln sollten, dass sie ihnen längere Bewährungschancen geben. Nichtsdestotrotz haben die fünfeinhalb Jahre, die Vrba jetzt bereits in Pilsen ist, vielleicht auch zu einer gewissen Ermüdung auf beiden Seiten geführt. Ein Trainerwechsel könnte Pilsen also paradoxerweise auch helfen.“



Josef Pešice  (Foto: ČTK)
Ausgeholfen hat bereits Josef Pešice, indem er die Nationalelf nach Bíleks Abgang nach dem Spiel in Italien in den restlichen drei Partien des Herbstes betreute. Pešice hat Vrba als seinen Nachfolger im Amt erwartet:

„Mich hat das überhaupt nicht überrascht. Ich war mir sicher, dass Herr Pelta Pavel Vrba überzeugen wird, den Schritt zu tun, und dass bis zum Jahresende alles klar ist. Das ist sozusagen ein Geschenk für den tschechischen Fußball zu Weihnachten.“

Pavel Vrba wird in der Tat noch bis zu Ende des Jahres Trainer in Pilsen sein. Sein Vertrag als Nationaltrainer soll ab dem 1. Januar 2014 gelten.

Autor: Lothar Martin
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