Tschechische Astronomen analysieren Meteorit von Tscheljabinsk
30 Mal stärker als die Hiroshima-Bombe von 1945 war die Explosion eines Himmelskörpers am 15. Februar über der russischen Stadt Tscheljabinsk. Das Fachjournal „Nature“ hat am Mittwoch eine Studie zu dem Meteor veröffentlicht. Tschechische Astronomen waren maßgeblich an dieser Arbeit beteiligt.
Tschechische Wissenschaftler vom Institut für Astronomie der Akademie der Wissenschaften haben kurz darauf als Erste ihre Erkenntnisse über die Flugbahn des Meteoriten durch die Atmosphäre veröffentlicht. Am Mittwoch wurden nun die Resultate einer Analyse des gesamten Ereignisses veröffentlicht. An dem Projekt haben tschechische und kanadische Astronomen eng zusammengearbeitet.
Ein Teil des Meteorit, das etwa 570 Kilogramm wiegt, wurde im Oktober aus dem Tschebarkul-See geborgen. Pavel Spurný vom Institut für Astronomie hat vor allem gefreut, dass er das Gewicht des Meteoriten bereits im Vorfeld besonders gut geschätzt habe:„Es kommt aber nicht nur auf das Gewicht, sondern auch auf die weitere Parameter des Körpers an. Wir sind von Anfang an davon ausgegangen, dass der Körper einen Durchmesser von einem halben Meter hatte - und das hat sich bestätigt. Es gelang uns zudem, auch die bei der Explosion freigesetzte Energie zu berechnen und die Größe des ursprünglichen Körpers festzustellen. In die Atmosphäre trat ein Objekt mit einem Durchschnitt von 19 Metern und einer Geschwindigkeit von etwa 19 Kilometern pro Sekunde ein. Das brennende Objekt war über der kasachisch-russischen Grenze zu beobachten, es zerfiel jedoch während des Flugs. Das letzte Fragment, das übrig blieb, erlosch nach etwa 16 Sekunden, östlich vom Tschebarkul-See in einer Höhe von knapp 13 Kilometern und fiel nach etwa zwei Minuten in den See.“
Die Energie, die bei der Explosion in einer Höhe von 30 Kilometer freigesetzt wurde, war den Astronomen zufolge etwa 30 Mal stärker als die Detonation der Hiroshima-Bombe von 1945. Dies wirkte sich auf der Erde aber wesentlich schwächer aus, weil der Großteil der Energie bereits in der Atmosphäre absorbiert wurde, sagt Pavel Spurný.Seine Arbeit endet jedoch nicht mit der Veröffentlichung des Artikels. Er versucht, anhand von Videoaufnahmen, noch mehr über den Meteoriten zu erforschen.
„Jedenfalls werden noch weitere verlässlichere Daten erfasst. Es geht uns nicht nur darum, die Flugbahn des Meteoriten festzustellen, sondern auch präziser zu berechnen, mit welcher Geschwindigkeit er sich bewegte. Natürlich wurden auch weitere größere Fragmente noch nicht gefunden. Wir konnten einige dieser Fragmente beobachten und ihr wahrscheinliches Gewicht berechnen. Es könnte durchaus sein, dass einige, etwa zehn Kilogramm schwer Teile, noch gefunden werden. Es müsste jedoch Hunderttausende von kleinen Splittern geben, die etwa zehn Gramm wiegen und die noch irgendwo auf der Erde liegen.“
Angesichts des Ereignisses sollte man sich bewusst werden, dass dies nur ein kleiner Bruchteil des ursprünglichen Himmelskörpers gewesen sei, der es durch die Atmosphäre bis auf die Erdoberfläche geschafft habe, so der Astronom. Das eigentliche Objekt wog etwa 12.000 Tonnen und hatte einen Durchschnitt von 19 Metern.