Symphonische Dichtung „Zrání“ von Josef Suk
Vor 95 Jahren wurde das Werk uraufgeführt, das wir in der heutigen Musiksendung vorstellen. Die Tschechische Philharmonie spielte nur zwei Tage nach der Entstehung der neuen Tschechoslowakischen Republik, am 30. Oktober 1918, zum ersten Mal die symphonische Dichtung „Zrání“ (auf Deutsch „Das Lebensreifen“) op. 34 von Josef Suk. Der Dirigent, Václav Talich, küsste bei der Premiere die Partitur vor dem Konzertpublikum und bezeichnete das Werk als das „zweite 'Mein Vaterland'“.
Die Komposition „Zrání“ ist eines der vier großen Orchesterwerke von Josef Suk, neben der Symphonie „Asrael“, der symphonischen Dichtung „Sommermärchen“ und dem „Epilog“. Fünf Jahre lang schrieb der Komponist an dem Stück, von 1912 bis 1917, also außergewöhnlich lang. Die symphonische Dichtung enthält autobiographische Züge und besteht aus mehreren Teilen, die ohne Pause gespielt werden. Sie basiert auf einem gleichnamigen Gedicht von Antonín Sova, in dem das Reifwerden in der Natur mit dem menschlichen Reifen verglichen wird. Nach der langsamen Einleitung steigen Erinnerungen auf an die glückliche Zeit der Jugend, aber auch an harte Schicksalsschläge, die mit Aufbietung aller Kraft überwunden werden. Der musikalische Strom wird durch eine energische Fuge gekrönt. Abgeschlossen wird die Komposition mit dem Gesang eines Frauenchors und klingt in versöhnlicher Ruhe leise aus.
Sie hören eine Aufnahme aus dem Jahr 1984. Die Tschechische Philharmonie spielt unter der Leitung von Václav Neumann.