Fünf Monate im Bundestag – neue tschechische Stipendiaten ausgewählt
Vor kurzem wurde in Deutschland ein neuer Bundestag gewählt, nun wissen fünf tschechische Studierende, dass sie demnächst ebenfalls dort sein werden - wenn auch nur im Rahmen einer befristeten Mitarbeit. Möglich macht dies das „Internationale Parlaments-Stipendium“, es wird jedes Jahr an 120 Jugendliche aus der ganzen Welt vergeben. Die tschechischen Stipendiaten wurden am Dienstag in Prag von einer Kommission unter Leitung des bayerischen Abgeordneten Bartholomäus Kalb ausgesucht.
„Seit zwei Jahren lebe ich in Hamburg, wo ich meinen Master in Europa-Studien mache. Deutsch spreche ich, weil das meine erste Fremdsprache in der Schule war“, sagt Magda Nemkyová.
Und Marek Benda fügt hinzu:
„Deutschland kenne ich schon etwas: Ich habe mein Bachelor-Studium der Politikwissenschaften in Berlin gemacht. Und meinen Master mache ich nun in Prag.“
Beide wollen nun erleben, wie die deutsche Gesetzgebung funktioniert. Der 24-jährige Benda sieht das als wichtige Ergänzung zur Uni:„Mein Studienfach ist sehr theoretisch. An meinem Institut beschäftigen wir uns mit Transitionstheorien, also Theorien über Systemwechsel, mit Theorien der internationalen Beziehungen und Integrationstheorien. Wir bewegen uns also auf der Meta-Ebene. Deswegen will ich jetzt etwas Praktisches versuchen.“
Von März bis Juli kommenden Jahres werden die Stipendiaten eine Abgeordnete oder einen Abgeordneten des Bundestags bei der Arbeit unterstützen und begleiten. Dazu der CSU-Parlamentarier Bartholomäus Kalb, der diesmal die Auswahl in Prag geleitet hat:
„Da kommen im Grunde genommen alle Aufgaben auf einen zu wie auch auf einen Abgeordneten. Es kann sein, dass man Bürgeranliegen bearbeitet, die aus dem Wahlkreis kommen. Man muss vielleicht auch Korrespondenz erledigen. Dann geht es darum, die Ausschusstätigkeiten vorzubereiten - je nach Fachrichtung des Kollegen oder der Kollegin - und darum, Recherchen anzustellen. Da im Deutschen Bundestag immer mehr die Frage der Europa-Politik eine Rolle spielt, sind dies auch Recherchen im Hinblick auf die Europäische Union. Eigentlich könnte man sagen: Es gibt nichts, was es nicht gibt.“Bevor sie aber der harten Realität ausgesetzt werden, erhalten die Stipendiaten noch eine Einführung. Zudem können sie begleitend Seminare an den drei Berliner Universitäten belegen.
Die jungen Leute werden auf jeden Fall in den fünf Monaten stark eingespannt sein. Doch für die Karriere lohnt sich die Anstrengung, dies hat sich seit dem Start des Programms im Jahr 1986 schon häufig gezeigt. Ehemalige Stipendiaten von Bartholomäus Kalb sind beispielsweise in der Europäischen Union und dem Bundesrechnungshof untergekommen. Auch für Šárka Strahalová war die Erfahrung im Bundestag im Jahr 2006 bedeutend. Sie arbeitet heute im tschechischen Außenministerium:„Als ich damals mit meinem Vorgesetzten nach dem Auswahlgespräch gesprochen habe, erwähnte er auch das Stipendium als einen der Gründe, warum ich ins tschechische Außenministerium aufgenommen wurde.“