Lebendige Wallfahrtstradition in Kašperské Hory
Kašperské Hory / Bergreichenstein gilt heutzutage als ein beliebtes Touristenzentrum im mittleren Böhmerwald. Die Stadt war zuvor aber Jahre lang als viel besuchter Wallfahrtsort bekannt. Die Tradition der Böhmerwald-Wallfahrten wird bis heute aufrechterhalten. Am vergangenen Sonntag trafen sich erneut Hunderte von Pilgern in Kašperské Hory beim Maria-Schnee-Fest.
In der geräumigen gotischen Sankt-Margarethen-Kirche auf dem Marktplatz drängten sich am Sonntagvormittag Hunderte von Pilgern. Der hiesige Pfarrer Tomas van Zavrel richtete das Wort an die Pilger:
„Ich möchte euch alle sehr herzlich willkommen heißen hier in Bergreichenstein. Es freut mich, dass auch viele unsere Freunde aus Deutschland gekommen sind.“
Den Wallfahrtsgottesdienst zelebrierte Kardinal Dominik Duka. Nach der Messe und einer anschließenden improvisierten Debatte mit den Gläubigen entstand das folgende Kurzgespräch mit dem Prager Erzbischof:Herr Kardinal, haben Sie eine besondere Beziehung zu dieser Region?
“Ja, weil meine Mutter in der nicht weit von hier entfernten Gemeinde Hory Matky Boží / Bergstadtl geboren wurde. Und sie hat ihre Heimatregion immer wie ein Paradies geschildert.“
Wie viele Jahre waren sie nicht mehr hier?“Ich war vor 38 Jahren hier, als ich das letzte Jahr als Seelsorger gearbeitet habe. Seit 1975 durfte ich nicht mehr in der Seelsorge arbeiten. Ich habe damals mit einigen Kollegen, also Priestern sowie mit meiner Mutter und meiner Tante einen Ausflug in den Heimatort meiner Mutter unternommen.“
Hier in Bergreichenstein bemüht man sich sehr, die Tradition der Böhmerwald-Wallfahrten wieder ins Leben zu rufen. Wie fanden Sie das heutige Treffen mit den Pilgern?
„Ich denke, dass die große Teilnahme dem hiesigen Pfarrer zu verdanken ist. Er stammt aus einer tschechischen Emigrantenfamilie. Nach der Wende ist er nach Tschechien gekommen und hat hier Theologie studiert. Er hat viele Freunde und Kontakte nach Deutschland. Die Atmosphäre hat sich hier meiner Meinung zum Positiven geändert.“
Welche Bedeutung hat das Maria-Schnee-Fest, das hier gefeiert wurde?„Ich muss zugeben, dass es für mich eine Zeit lang auch ein Geheimnis war. Es ist das Weihe-Fest der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom. Für die slawischen Völker ist von Bedeutung, dass in dieser Basilika Papst Hadrian II. die Erlaubnis zur Nutzung der von Kyrill und Method stammenden Übersetzung des Messbuchs ausgesprochen hat.“