Kein System - Rechnungshof bemängelt Einkaufspraxis der Uni-Kliniken
Der oberste tschechische Rechnungshof hat die Finanzen der großen Uni-Kliniken für die Jahre 2010 und 2011 kontrolliert. Kritisiert haben die Prüfer in ihrem Bericht vor allem die Einkaufspraxis der Krankenhäuser: Bei der Beschaffung von Medikamenten würden nur selten Aufträge ausgeschrieben, und aufgrund fehlender schriftlicher Lieferverträge sei es nicht möglich zu bewerten, ob die Krankenhäuser effektiv haushalten.
„Im Gesundheitssystem ist die Situation sehr spezifisch. Wenn wir Energie einkaufen, ist eine Auktion zweifellos die beste Methode, beim Kauf von Technik hat sie allerdings keinen Sinn, weil die Geräte speziell sind. Im Vergleich zu anderen Bereichen hat eine elektronische Auktion im Gesundheitssektor also einen sehr limitierten Nutzen.“
Der Rechnungshof hat aber auch bemängelt, dass die Krankenhäuser oftmals Dienstleistungen und Waren generell ohne öffentliche Ausschreibung erwerben. Für Prymula ist das aber nicht unbedingt ein Nachteil, wie er erklärt:„Hielten wir uns strikt nach an die Vorschriften, würden die Krankenhäuser Geld verlieren. Wenn wir nämlich einen Auftrag ausschreiben, erhalten wir oft höhere Preise, als wenn wir in einigen Fällen einfach bei den bisherigen Preisen blieben. Das sind dann Fälle, in denen wir keinen weiteren Vertrag abschließen. Es sieht also ziemlich kompliziert aus, aber für gewöhnlich zahlen wir viel geringere Preise, als jene, die wir bei einer Ausschreibung bekämen.“
Allerdings haben die Rechnungsprüfer Stichproben durchgeführt. Sie haben die Preise für den Kauf des Antibiotikums Augmentin in den verschiedenen Kliniken verglichen. Dabei wurden Preisunterschiede von bis zu 350 Kronen (14 Euro) festgestellt, die Kliniken bezahlten zwischen 250 Kronen (10 Euro) und 580 Kronen (23 Euro) pro Packung. Für Prymula nicht ungewöhnlich, schließlich herrsche freie Marktwirtschaft:
„Die Preise werden ja individuell ausgehandelt. Vergleicht man vier Krankenhäuser, dann lassen sich die verschiedenen Preise natürlich feststellen. Aber wenn WIR eine solche Leistung ausschreiben, haben wir dieses Wissen nicht. Wir versuchen also aus den Erfahrungen der Vorjahre einen optimalen Preis zu erzielen. Zu Preisunterschieden kann es auch kommen, weil der eine Lieferant ein Präparat einzeln verkauft, der andere dieses wiederum im Paket. Diese Tatsache verkompliziert die Angelegenheit natürlich. Man kann daher nicht sagen, dass die Krankenhäuser hier Gelder vergeuden, denn sie erzielen an anderer Stelle wieder günstigere Preise.“ Dies lässt sich aber laut dem Bericht des Rechnungshofs gar nicht überprüfen. So hatte eine Uni-Klinik im geprüften Zeitraum ihre Medikamente sogar bei 230 verschiedenen Lieferanten gekauft, nur mit drei der Lieferanten hatte sie aber einen schriftlichen Rahmenvertrag abgeschlossen. Die vielen unterschiedlichen Lieferanten und das hohe Gesamteinkaufsvolumen von 8,5 Milliarden Kronen (340 Millionen Euro) stellen die Kontrolleure vor große Probleme: Sie können nicht einmal überprüfen, ob der tatsächlich bezahlte Preis auch dem vorher ausgehandelten entsprach – geschweige denn, ob es sich um den günstigsten gehandelt hatte.