Film und Fahrrad, Malerei und Musik – der Juni in Wien
Tschechische Kunst präsentiert sich im Juni in Wien auf durchaus unterschiedliche Weise: Da gibt es Musik, Film und Malerei. Zudem geht es um modernen Lebensstil, genauer um das Fahrradfahren. Was es damit alles auf sich hat, dazu mehr von Martin Krafl, Leiter des Tschechischen Zentrums in der österreichischen Hauptstadt.
„Genau. Gegenwärtig finden in Wien gleich zwei Parallelausstellungen im Slowakischen Institut und im Balassi-Institut Collegium Hungaricum statt. Abgeleitet vom Begriff Visegrad-Gruppe stellen die beiden Ausstellungen Grafiken aus den Staaten Ungarn, Tschechien, Slowakei und Polen in den Vordergrund. Neben den Ausstellungen, an denen sich das Tschechische Zentrum Wien im Rahmen der Grafiktriennale im Künstlerhaus Wien mit Werken des Grafikers Ondřej Michálek beteiligt, wird aber auch ein Visegrad-Musikprojekt veranstaltet. Über ‚ViseGrafiken +’ haben wir schon im letzten Interview ausführlich gesprochen, aber nicht auch über das Konzert. Es freut mich heute sagen zu können, dass das Konzert am 19. Juni im Club ‚Porgy & Bess’ um 21 Uhr stattfindet. Hinter diesem Projekt versteckt sich mehr als nur eine internationale Zusammenarbeit von talentierten und in den nationalen Szenen akzeptierten Musikern. Es geht um eine klare Demonstration der Nähe der mitteleuropäischen Länder in einem anderen als nur geografischem Sinne. Die Musik als die ultimative Sprache überschreitet politische Grenzen und setzt neue Maßstäbe zum gegenseitigen Verständnis. Die Visegrad-Länder werden bei diesem Projekt durch das Visegrad Jazz Quartet vertreten sein. Die Band besteht aus Matúš Jakabčic aus der Slowakei an der Gitarre, Tomáš Baroš aus Tschechien am Bass, Kornél Fekete-Kovács aus Ungarn spielt Trompete, und Krzysztof Szmańda aus Polen ist am Schlagzeug. Tomáš Baroš gilt als die große Entdeckung der tschechischen Jazzszene, die eine lange Tradition an guten Bassspielern besitzt. Sein Können hat er bereits durch seine Zusammenarbeit mit angesagten heimischen sowie internationalen Musikern unter Beweis gestellt.“
Wissen Sie schon, ob das Visegrad Jazz Quartet eigene Stücke oder Standards spielen wird?„Beides: Sie werden Standardjazz und eigene Stücke spielen.“
Wir haben jetzt zeitlich ein bisschen vorgegriffen, denn die nächste Veranstaltung findet ja bereits am kommenden Montag statt. Es ist ein Filmabend. Gezeigt wird der Streifen „Protektor“ von Regisseur Marek Najbrt. Die Handlung spielt zu Beginn und während des so genannten Protektorats Böhmen und Mähren, also während der deutschen Besatzung ab 1939. Warum haben Sie diesen Film ausgewählt?
„Der Film wurde hierzulande noch nicht gezeigt, es handelt sich also um die Österreich-Premiere. Regisseur Marek Najbrt erhielt 2009 für seinen zweiten Film gleich sechs Böhmische Löwen, unter anderem auch für den besten Film des Jahres. ‚Protektor’ war auch bei den tschechischen Kritikern sehr erfolgreich und erhielt den tschechischen Filmkritikerpreis Kristián. Wir haben uns gedacht, so einen Film sollten auch die Österreicher mal sehen.“In der kommenden Woche gibt es zudem eine rege tschechische Teilname an der VeloCity-Konferenz. Es geht also ums Radfahren, zum Beispiel auch in der meiner Meinung nach immer noch nicht sehr fahrradfreundlichen tschechischen Hauptstadt Prag. Aber auch Weiteres klingt an, vielleicht können Sie ein paar Dinge nennen...
„In Wien ist es mit Fahrrädern, glaube ich, viel besser als zum Beispiel in Prag. Wien ist auch stolz, dass die internationale Konferenz VeloCity 2013 hier stattfindet. Das Tschechische Zentrum hat dazu ebenso einen Beitrag vorbereitet: Wir werden am 12. Juni Ausschnitte aus dem Dokumentar- und Animationsfilm ‚Auto*Mat’ zeigen. Der Film sucht humorvoll Antworten auf Fragen zur heutigen urbanen Mobilität, und Regisseur Martin Mareček versucht so die Stadt Prag ein bisschen zu verändern. Neben Filmausschnitten erwarten die Besucher des Abends Statements tschechischer Radexperten zu aktuellen Entwicklungen in Tschechien und als Highlight der Raderlebnisbericht von Renáta und Martin Stiller. Die beiden Radfahrfans geben Einblick in ihre sechs Monate dauernde und 7000 Kilometer lange Reise durch den amerikanischen Kontinent: durch die kargen Wüsten des amerikanischen Südwestens, die wundervollen Gebirgszüge Utahs, das sagenumwobene Death Valley bis zum Yosemite-Nationalpark.“Das klingt auf jeden Fall sehr interessant und abenteuerreich. Ich würde aber gerne noch auf ein weiteres Thema zu sprechen kommen. Wir haben noch nicht erwähnt, dass in der Galerie des Tschechischen Zentrums bereits seit Ende Mai eine Ausstellung läuft. Der Künstler heißt Pavel Besta. Vielleicht können Sie ihn und sein Werk kurz unseren Zuhörern beschreiben...„Pavel Besta ist Absolvent der Prager Akademie der Bildenden Künste. Er war 2001 bei der Biennale für internationale zeitgenössische Kunst in Florenz vertreten und hat dort den vierten Preis für Malerei erhalten. Ausgestellt hat er zum Beispiel bereits in Bern, Paris, Sofia und Brüssel. In Österreich handelt es sich nun um sein Wiener Ausstellungsdebüt und zwar mit dem Engelzyklus, der von Paul Klee inspiriert wurde. Der international geschätzte Maler, der als einer der bedeutendsten bildenden Künstler der Klassischen Moderne gilt, hinterließ als Spätwerk zahlreiche Engelmotive, die Pavel Besta auf seine Art vollendet hat. Bei einigen seiner Werke behielt Besta die Komposition von Klees Zeichnungen bei und malte sie nur aus, bei anderen schuf er durch Kombinationen mehrerer Zeichnungen eine völlig neue Komposition mit neuem Inhalt. Die Ausstellung wurde in Kooperation mit der Schweizer Botschaft in Wien vorbereitet und findet anlässlich des 55. Geburtstages von Pavel Besta statt. Bis zum 1. Juli ist die Ausstellung in der Galerie des Tschechischen Zentrums Wien in der Herrengasse zu sehen.“