München, Nürnberg, Augsburg: Konzert, Filme, Ausstellung

Foto: Archiv ABS

In München ist seit Mitte Januar die Fotoausstellung „Prag durch das Objektiv der Geheimpolizei“ zu sehen. Nun bereitet das Tschechische Zentrum auch ein Begleitprogramm dazu vor. In Nürnberg findet wiederum unter dem Namen „Czech on Tour“ eine Schau der neuesten tschechischen Filme statt. Und die erfolgreiche Ausstellung „Tragische Erinnerungsorte“ kommt nach Augsburg. Dies alles organisiert das Tschechische Zentrum in München.

München  (Foto: Lady Whistler,  Wikimedia Creative Commons 3.0)
Im heutigen Gespräch mit der Leiterin des tschechischen Zentrums in München, Zuzanna Jürgens, beschränken wir uns nicht nur auf die bayerische Landeshauptstadt, sondern wir wollen auch über Veranstaltungen in anderen Städten des Freistaates sprechen, in Nürnberg und in Augsburg. Fangen wir aber doch mit München an: Im Sitz des Zentrums ist seit Mitte Januar die Fotoausstellung „Prag durch das Objektiv der Geheimpolizei“ zu sehen. Über die Entstehungsgeschichte und den Inhalt der Ausstellung haben wir bereits ein bisschen berichtet, aber Sie bieten im Februar auch ein Begleitprogramm dazu…



Foto: Archiv bezpečnostních složek
„Genau. Die Ausstellung läuft seit Mitte Januar, und wir haben uns für den Februar eben noch einen zusätzlichen Begleitprogrammpunkt ausgedacht. Es ist ein Konzert und Gespräch mit Vlastimil Třešňák. Er ist ein ‚Allround-Künstler’: Er malt, schreibt Bücher und macht Musik. Wir haben uns aber vor allem aus dem Grund an ihn gewandt haben, weil er in den 1970er Jahren sehr unangenehme Erfahrungen mit der tschechischen Geheimpolizei gemacht hat. Er würde verprügelt und auch verfolgt - und letztlich musste er Anfang der 1980er Jahre das Land verlassen. Er hat seitdem in Schweden, in den Vereinigten Staaten und kurz auch in Deutschland gewählt. Als er zu Beginn der 1990er Jahre nach Tschechien zurückkam, war er eine der wenigen, die vor ein Gericht gingen und ihre damaligen Peiniger von der StB anklagten. Der Prozess endete mir einer Strafe für die Agenten der Geheimpolizei. Dies ist im Hinblick auf all die Prozesse zu diesem Thema, die in Tschechien gelaufen sind, eigentlich ein Erfolg.“

Foto: Archiv ABS
Sie planen ein Konzert von Vlastimil Třešňák und auch ein Gespräch mit ihm. Soll dies ein Gespräch über seine Erfahrungen mit der tschechischen Geheimpolizei sein?

"Ja, dieses Thema sollte im Vordergrund stehen. Auch die Ausstellung, beziehungsweise die Fotos in der Ausstellung, vermitteln die Atmosphäre Prags in der damaligen Zeit, also in den 1970er und 1980er Jahren. Das ist auch das Ziel der Ausstellung: Man soll nicht nur von den Methoden der Geheimpolizei erfahren, sondern auf den Fotos auch die Stadt von damals erkennen. Ich würde mit Vlastimil Třešňák auch gerne darüber reden, wie man damals in der Zeit des Totalitarismus gelebt hat und wie es war, das Land zu verlassen und wieder von vorne zu beginnen - in einer fremden Umgebung mit einer fremden Sprache.“

Vlasta Třešňák | Foto: Ben Skála,  Wikimedia Commons,  CC BY 2.5
Vlastimil Třešňák hat sich als Musiker gegen das Regime gestellt. Wird er in der Kulisse der Fotos aus der damaligen Zeit dann auch die Lieder von damals singt?

„Das wird eine Überraschung für uns alle sein, wir haben ihm die Wahl offen gelassen. Er kann sich entscheiden, ob er lieber seine neuere Lieder singen möchte oder einige der älteren. Ich könnte mir vorstellen, dass er sich von der Ausstellung die inspirieren lässt und auch die alten Lieder anstimmen wird.“

Wann findet dieser Abend mit Vlastimil Třešňák statt?

Nürnberg  (Foto: Manfred Braun,  Wikimedia Creative Commons 3.0)
„Am 12. Februar, ab 19 Uhr. Ich muss gleich für alle sagen, die in Bayern leben: Wir wissen sehr wohl, dass am diesen Tag in München der Höhepunkt des Faschings ist. Wir wollten die Veranstaltung trotzdem an diesem Abend machen, noch bevor die Fastenzeit beginnt - und wir hoffen sehr, dass trotz der allgemeinen Faschingsstimmung viele Besucher zu uns kommen.“

Das hoffe ich ebenfalls. Mit dem folgenden Programmtipp schauen wir nun nach Nürnberg. Unter dem Namen „Czech on Tour“ findet dort nicht nur eine Veranstaltung, sondern eine ganze Reihe von Veranstaltungen statt. Es dreht sich um das Kino.

Film ‚Lidice’
„Czech on Tour ist eine Filmreihe, die von dem tschechischen Filmzentrum (Czech Film Center) entwickelt wurde und seit Herbst vergangenen Jahres durch die deutschen Städte wandert - überall in Zusammenarbeit mit den Tschechischen Zentren. Vom 16. bis zum 23. Februar ist es auch in Süddeutschland soweit: Das Nürnberger Kino ‚Filmhaus’ zeigt eine Auswahl zeitgenössischer tschechischer Filme, alle mit deutschen Untertiteln - das ist heute schon fast eine Seltenheit. In der Reihe sind Filme wie ‚Lidice’ oder ‚Der Personalausweis’ zu sehen, und natürlich auch ‚Bürger Havel’, der zwar auch ganz normal in den Kinos lief, aber immer wieder ein großer Publikumserfolg ist. Die Reihe wird am 23. Februar mit der Vorführung des Films ‚Grandhotel’ von David Ondříček abgeschlossen, und zwar in Anwesenheit einer der Schauspielerinnen: Klára Issová. Es ist etwas ungewöhnlich gemacht, da der Höhepunkt erst am Ende ist. Wer die Filme also sehen will, muss schon ab dem 16. Februar ins Kino gehen.“

Augsburg  (Foto: Alois Wüst,  Wikimedia Creative Commons 3.0)
Wir besuchen noch eine dritte Stadt, und zwar Augsburg. Auch dort wird im Februar tschechische Kultur vorgestellt: in der Ausstellung „tragische Erinnerungsorte“. Diese Ausstellung ist eigentlich schon seit einigen Jahren unterwegs…

„Sie war sogar schon im Tschechischen Zentrum in München zu sehen. Bereits damals entstand bei der Vernissage der Gedanke beziehungsweise der Wunsch unseres Mitveranstalters, der Deutsch-Tschechischen Gesellschaft aus Augsburg, diese Ausstellung auch in die Fuggerstadt zu bringen. Nun ist es so weit: In der neuen Stadtbücherei in Augsburg wird sie vom 18. Februar bis zum 1. März gezeigt und ist mit einem Begleitprogramm ergänzt. Wir haben festgestellt, dass sich das Publikum wirklich für das Thema der Ausstellung interessiert. Es geht um die Geschichte von vier Städten in Nordböhmen kurz nach dem Kriegsende, und natürlich geht es um das Schicksal der Deutschen, aber auch der Tschechen dort. Das Besondere an der Ausstellung ist, dass sie von Schülern aufgebaut wurde, unter der Anleitung des Vereins Antikomplex und des Collegium Bohemicum. Wie sie sagten, ist das schon einige Jahre her, und deswegen wird leider keiner der Schüler bei der Vernissage dabei sein. Die sind natürlich jetzt schon viel weiter, für sie ist es einfach Vergangenheit. Ich habe die Schüler aber damals in München erlebt, und es war wirklich beeindruckend zu hören, was sie alles erzählen über ihre Arbeit, Erfahrungen und die Vorbereitung der Ausstellung.“