Sophia Jaffé: Wichtig ist mit Hingabe zu musizieren
Sie ist hervorragende Violinistin und Musikpädagogin. Die deutsche Violinvirtuosin Sophia Jaffé hat fast 50 Werke vom Barock bis ins 20. Jahrhundert im Repertoire und arbeitet mit zahlreichen renommierten Orchestern und Dirigenten zusammen. In den letzten Jahren konnte auch das tschechische Publikum die Deutsche mehrmals live erleben. Jaffé trat aber nicht nur in Prag, sondern beispielsweise auch beim Festival „Mährischer Herbst“ in Brünn auf. Vergangene Woche spielte Sophia Jaffé beim Abschlusskonzert des internationalen Musikfestivals „České doteky hudby“ im Prager Smetana-Saal. Vor dem Konzert entstand das folgende Interview.
„Ich war sieben Jahre alt, das war im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie und es war das so genannte ´Kükenkonzert´. Ich war mit sieben Jahren die jüngste und der älteste von uns war 14 Jahre alt. Es waren alles Geigenschüler meiner Eltern, die von einem wunderbaren Dirigenten – Gerd Albrecht – am Klavier begleitet wurden. Das war eine Art Förderkonzert für junge talentierte Leute. Ich glaube, dass alle mittlerweile Preise beim Wettbewerb ´Jugend musiziert´ gewonnen haben. Es hat mir viel Spaß gemacht, denn es war doch etwas Besonderes. Meine Schwester hat dort auch gespielt sowie mehrere andere gute Geiger, die ich von zu Hause kannte, da die bei meinen Eltern Unterricht hatten. Das war eine tolle Erfahrung.“
Ihre ersten Musiklehrer waren Ihre Eltern. Danach studierten Sie auch bei anderen Musikpädagogen. Wer von Ihnen hat Sie am meisten beeinflusst?„Mein Vater ist wahrscheinlich der prägendste von ihnen gewesen. Ich habe bei ihm mit längeren Unterbrechungen immer wieder Unterricht gehabt. Ansonsten waren alle meine drei Lehrer, die ich hatte, wichtig: zuerst mein Vater, dann Herman Krebbers, bei dem ich vier Jahre lang Unterricht hatte, und Professor Stephan Picard in Berlin, bei dem ich acht Jahre studiert habe. Vielleicht am meisten beeinflusst wurde ich schon von meinem Vater, weil wir natürlich auch große Kämpfe ausgefochten haben. Daran konnte man sich, glaube ich, auch entwickeln. Die Begegnung konnte sich nach einigen Jahren Pause ändern. Ich habe noch als ich Mitte zwanzig war, während des Studiums mit ihm zusätzlich gearbeitet. Es gab natürlich auch andere Musiker, die mich beeinflusst haben, aber das sind die prägendsten Geigenlehrer gewesen.“
Ihr Vater stammt aus Lettland. Kennen Sie persönlich den berühmten Violinisten Gidon Kremer?„Mein Vater kannte ihn persönlich. Aber irgendwie ist der persönliche Kontakt zwischen den beiden nicht so geblieben. Ich habe Gidon Kremer nur von der Ferne bewundert.“
Sie sind heutzutage selbst auch Geigenprofessorin. Was schätzen Sie am meisten an ihren Schülern, was können Sie ihnen für ihre Laufbahn empfehlen?
„Ganz wichtig ist, dass man eine gute Grundlage hat – eine technisch-instrumentale Grundlage. Das versuche ich mit jedem, der bei mir studiert, auszuarbeiten. Ein anderer wichtiger Punkt ist, Mut zu haben, zu dem zu stehen, wie man die Musik sieht, wie man ein Musikstück interpretieren möchte, dass man mit Phantasie herangeht, dass man der Inspiration den Zugang zu sich selbst verschafft, dass man wirklich mit Hingabe musiziert – egal auf welchem Niveau. Es ist wichtig, die Liebe zur Musik wach zu halten. Das sind einige der wichtigsten Aspekte.“Das jetzige Konzert in Prag ist nicht ihr erster Konzertabend in Tschechien. Wie ist ihre Zusammenarbeit mit den tschechischen Orchestern und Dirigenten?
„Sehr angenehm. Ich komme immer sehr gerne hierher. Prag ist eine der schönsten Städte, die ich kenne. Auch sonst ist mir die tschechische Art sehr ans Herz gewachsen. Ich kenne mehrere nette Menschen hier und habe inzwischen einige Freunde, die ich immer treffe und besuche, wenn ich hier bin. Die Agentur, die meine Konzerte vermittelt, ist aus Brünn, und zu der habe ich auch eine schöne Beziehung. Unter den Dirigenten sind sehr unterschiedliche Menschen dabei: sehr extrovertierte, sehr temperamentvolle, schwungvolle Menschen, aber auch einige stillere, in sich gekehrte, aber tiefe Musiker. Die Zusammenarbeit klappt immer wunderbar. Mit dem Sinfonieorchester des Tschechischen Rundfunks habe eine wunderbare Freundschaft entwickelt: Wir spielen seit mehreren Jahren und sehr verschiedene Werke an verschiedenen Orten zusammen. Wir sind schon zusammen viel gereist.“
Sie haben erwähnt, dass Sie verschiedene Werke mit verschiedenen Orchestern gespielt haben. Wie ist Ihre Beziehung zur tschechischen Musik?„Ich spiele relativ viel das Dvořák-Konzert, das ich sehr liebe. Ich komme auch am 8. April wieder nach Prag und werde es mit den Rundfunksinfonikern spielen. Sehr gerne spiele ich die Fantasie von Josef Suk.“
Haben Sie mal den Großenkel von Antonín Dvořák, den Violinvirtuosen Josef Suk, getroffen?
„Er kam einmal, als ich das Brahms-Konzert im Rudolfinum gespielt habe. Er hat mir danach gratuliert. Wir hatten ein sehr schönes Gespräch. Es hat mich sehr gefreut, dass ich ihn wenigstens einmal getroffen habe.“
Wie sind Ihre nächsten Konzertprojekte – auch in Tschechien? Werden Sie in der nächsten Zukunft eine CD aufnehmen? Und schließlich wie ist Ihre Beziehung zur Kammermusik?
„Die Kammermusik ist für jeden Musiker sehr wichtig. Es geht dabei darum, einander zuhören, miteinander zu kommunizieren. Seitdem ich Professur in Frankfurt habe, mache ich viel mehr Kammermusik als zuvor. In diesem Jahr spiele ich mit Klavier und mit Cembalo zusammen – mit der Cembalistin Barbara Maria Willi und Professor Björn Lehmann am Klavier und einmal komme ich mit Professor Angelika Merkle aus Frankfurt am Klavier nach Tschechien. Wir haben einige Konzerte unter anderem in Jaroměřice nad Rokytnou, in Hukvaldy, in Luhačovice. Mit Björn Lehmann spiele ich am 4. Dezember im Suk-Saal im Rudolfinum in Prag. In Prag spiele ich auch am 8. April. Es gibt in diesem Jahr einige Konzerte in Tschechien. Im März ist die Aufnahme eines Violinkonzerts vom britischen Komponisten John Casken geplant – mit dem Hallé Symphony Orchestra Manchester unter der Leitung von Markus Stenz. Es gibt noch Pläne für eine andere CD-Aufnahme, aber das ist noch Geheimnis.“