„Grenzraum 2.0“ - Uni Chemnitz bildet zu Experten für sächsisch-tschechische Projekte aus
Kaum Arbeit und geringe Löhne: Grenzregionen leiden oftmals wirtschaftlich unter ihrer Randlage. Wer jung und gut ausgebildet ist, der findet häufig keine Anreize, dort zu bleiben. Ein neu gestartetes Programm an der Technischen Universität Chemnitz soll das jetzt zumindest für die tschechisch-deutsche Grenzregion ändern. „Grenzraum 2.0“ will Studenten aus Liberec / Reichenberg, Ústí nad Labem / Aussig und Chemnitz zu Experten für den sächsisch-tschechischen Grenzraum ausbilden und ihnen so vor Ort eine Perspektive geben.
Neben den Wochenendseminaren entwickeln die tschechischen und deutschen Studenten eigene Projektideen. Diese werden während der 26-monatigen Programmphase fiktiv durchgeplant. Die Projektvorschläge sind dabei ganz unterschiedlich, einige bereits konkret, andere noch eher vage - so wie bei dieser tschechischen Studentin:
„Mein Projekt wird sich mit solchen Institutionen wie der Polizei oder der Feuerwehr beschäftigen.“Detaillierter ist bereits die Idee eines deutschen Teilnehmers. Sein Projektvorschlag deckt sich mit seinen eigenen Interessen:
„Ich fotografiere sehr gerne. Deswegen habe ich mir überlegt, ein grenzübergreifendes Fotoprojekt ins Leben zu rufen. Dabei sollen möglichst Schüler dazu aufgefordert werden, ihre Heimat darzustellen.“
Rund 640.000 Euro stehen für „Grenzraum 2.0“ zur Verfügung. 85 Prozent der finanziellen Mittel stellt die EU bereit. Die drei teilnehmenden Universitäten können damit je zehn Studenten ausbilden. Noch sind aber nicht alle Plätze vergeben – zum Beispiel auf deutscher Seite, wie Projektleiter Garsztecki weiß:„Wir haben bisher neun von zehn Plätzen vergeben. Die neuen Studienstrukturen machen es auch nicht ganz leicht. Die Studenten müssen mindestens drei Semester dabeibleiben. Das heißt, wenn jemand im vierten Semester ist, kommt er schon nicht mehr in Frage, und die Studierenden im ersten Semester haben noch andere Sachen zu tun. Meistens haben wir uns jetzt an Studenten gewendet, die im dritten Semester sind.“
Eine andere Gemeinsamkeit ist, dass die meisten der Projektteilnehmer selbst aus der Grenzregion stammen. So auch Felix Sell: Der Politikwissenschaftsstudent kommt ursprünglich aus der Grenzstadt Ebersbach bei Zittau. Kann die Ausbildung zum Grenzraumexperten ihn dazu bewegen, in der Region zu bleiben?„Eigentlich schon, weil ich mich mit der Region, aus der ich komme, sehr verbunden fühle. Die Qualifikation ist gut, weil man lernt, grenzübergreifend mit Menschen zusammenzuarbeiten. Ich kann mir durchaus vorstellen, dort später Projekte durchzuführen und die Bevölkerung für ihre Nachbarn zu sensibilisieren.“
Richtig los geht es für Felix Sell und die anderen Studenten in drei Wochen. Am 26. November 2012 treffen sich die 30 Teilnehmer zu ihrem ersten Seminar im sächsischen Lauta.
Fotos: Autorin