Plasto Fantasto: 15 Jahre tschechisch-deutsche Jugendbegegnung der Jungen Aktion
Die Ackermann-Gemeinde ist ein Zusammenschluss sudetendeutscher Katholiken. Sie setzt sich vor allem seit dem Fall des Eisernen Vorhangs dafür ein, dass sich die Menschen aus Deutschland und Tschechien begegnen. Der Jugendverband der Ackermann-Gemeinde nennt sich „Junge Aktion“. Er hat sich speziell auf die Beziehungen von Jugendlichen aus Deutschland und Tschechien spezialisiert. Das wichtigste Projekt dazu besteht seit 15 Jahren – Zeit also für eine Bilanz. Radio Prag hat bei der Bundesgeschäftsführerin der Jungen Aktion, Sandra Steinert, nachgefragt.
Die „Junge Aktion“ betreut ein spezielles Begegnungsprojekt, das mittlerweile seit 15 Jahren existiert. Wie läuft dieses Projekt ab, an wen richtet es sich und wie wird es realisiert?
„1998 haben wir uns als Jugendverband überlegt, was im Bereich der deutsch-tschechischen Partnerschaft noch fehlt - d das war eben eine Begegnung für Kinder. Es ist uns wichtig, dass sich auch die Jüngsten schon kennenlernen und vorurteilsfrei aufeinander zugehen können. Aus dem Grund haben wir 1998 das Projekt ‚Plasto Fantasto’ ins Leben gerufen. Die Zielgruppe sind Kinder im Alter von 8 bis 15 Jahren aus Deutschland und Tschechien. Seit 2002 haben wir uns auch ganz bewusst zum Ziel gesetzt, Kinder und Jugendliche aus Deutschland mit Migrationshintergrund einzubinden.“
Das Projekt feiert dieses Jahr sein 15. Jubiläum. Wann und wo ist die Feier, und wie genau wird das Programm aussehen?
„Wir haben in diesem Sommer unsere alljährliche deutsch-tschechische Kinder und Jugendbegegnung. Diese findet vom 19. bis 26. August an der tschechisch-bayerischen Grenze auf deutscher Seite in Heidmühle im Bayerischen Wald statt. Wir beschäftigen uns in diesem Jahr mit Märchen und Mythen in Deutschland und Tschechien. Wir wollen damit herausfinden, welche Märchen die Kinder und Jugendlichen kennen, und mit den Märchen der jeweiligen Nachbarländer vergleichen. Woher stammen die Wurzeln kultureller Identität? Das ist die Frage, die dahintersteht. Dann werden wir am letzten Abend auch noch ganz viele Gäste begrüßen. Das sind zum Großteil die Eltern der Kinder oder ehemalige Mitarbeiter aus dem Leitungsteam der letzten Jahre. Mit denen werden wir dann gemeinsam einen Nachmittag mit buntem Programm erleben. Abends werden wir dann noch ein tolles Fest feiern, um dieses 15-jährige Jubiläum gemeinsam zu begehen.“
Wer bildet das Leitungsteam des Projekts und welchen pädagogischen Hintergrund haben die Mitarbeiter?
„Das sind Jugendliche, die im Jugendverband vorab schon Verantwortung übernommen haben oder aktuell übernehmen. Weil sie in solchen Positionen agieren oder auch selbst eigenständig Veranstaltungen leiten, verfügen sie über gute Erfahrungen mit deutsch-tschechischen Begegnungen. Zu einem großen Teil erwachsen eben diese Leiter aus den ehemaligen Teilnehmern, die diese Begegnung als Teilnehmer erlebt haben.“
Wie ist das denn mit der sprachlichen Verständigung?
„Für die Begegnung selbst verlangen wir von den Kindern keine Fremdsprachenkenntnisse. Alle Programmpunkte und Ansagen, beziehungsweise das ganze Programm wird von uns übersetzt. Dazu haben wir Sprachmittler, bestehend aus jeweils einem deutschen Muttersprachler und einem tschechischen Muttersprachler. Diese übersetzen dann in ihre jeweilige Muttersprache. Bei der Kommunikation untereinander können wir natürlich nicht immer übersetzen, aber das ist ja auch Ziel des Programms. Wir wollen den Kindern und Jugendlichen Anreiz geben sich, miteinander auseinanderzusetzen - und die finden auch ohne Sprache ganz spannende Wege sich zu helfen, sich zu verständigen und zusammenzuwachsen.“
Wie war die Resonanz in den letzten Jahren?
„Wir bekommen sehr viele Anmeldungen. Die Eltern halten das auf beiden Seiten für ein sehr wichtiges Projekt. In Tschechien ist die Rückmeldung oder das Interesse an der Veranstaltung allerdings größer. Da in Deutschland die deutsch-tschechischen Begegnungen leider noch nicht so bekannt sind, setzt sich der deutsche Teilnehmerstamm mehr aus Kindern und Jugendlichen aus Regionen wie Bayern, Baden-Württemberg oder Hessen zusammen. Diese haben dann doch noch eine gewisse Nähe zur Tschechischen Republik.“
Welche Motivation steckt eigentlich hinter diesem Projekt?
„Als Junge Aktion wollen wir die jungen Menschen zusammenbringen. Gerade bei den Älteren ist es oft so, dass die deutsch-tschechischen Beziehungen - oder das Bild vom Nachbarn - sehr stark von der Vergangenheit geprägt ist. Wir wollen diese Themen nicht ausklammern. Viel wichtiger ist aber, die gemeinsame Zukunft zu gestalten, dass nie wieder so etwas passiert, wie es im Zweiten Weltkrieg der Fall war.“