Das 12. „goEast“-Filmfestival: osteuropäischer Film in Wiesbaden
Der „Abgang“ von Václav Havel oder der polnische Streifen „Schwarzer Donnerstag“ – am Mittwoch startet das Filmfestival „goEast“ in Wiesbaden in seinen zwölften Jahrgang. Noch bis zum 24. April werden dann im Rhein-Main-Gebiet bekannte und weniger bekannte osteuropäische Filme zu sehen sein.
Mainstreamkino aus Mittel- und Osteuropa: So werben die Veranstalter für das Festival „goEast“. Was dies ist, das können aber nicht nur Wiesbadener Kinogänger erkunden. Auch in Frankfurt und Mainz wird erneut dem stetig wachsenden Fachpublikum die filmerische Kunst osteuropäischer Regisseure zugänglich gemacht. Festivalleiterin Gaby Babić zum Programm:
„Das Angebot, das wir machen, ist relativ breit gefächert. Wir zeigen ganz aktuelles Autorenkino aus der Region, das ist vor allen Dingen im Wettbewerb der Fall. Dann gibt es thematische Sektionen, die eher filmhistorisch und filmwissenschaftlich ausgerichtet sind.“
Über 400 Filme haben sich dieses Jahr für das Festival beworben. Eine Auswahlkommission entscheidet darüber, welcher Film gezeigt wird. Das geschieht nicht nur über die Einsendungen. Die Kommissionsmitglieder reisen auf osteuropäische Festivals und schauen sich vor Ort gezielt Filme an. Danach wird gesichtet. Die 16 Besten werden im Rahmen des Festivalprogramms gezeigt. Dieses Jahr ist auch der Film „Abgang“ dabei, der auf dem gleichnamigen Theaterstück basiert und gewisse autobiografische Züge hat. Autor ist der im Dezember verstorbene Politiker Václav Havel:
„Er beschreibt darin die Geschichte eines Politikers, der aus dem Amt tritt und im Nachhinein mit den Forderungen seines Nachfolgers konfrontiert wird. Er muss eine wunderschöne herrschaftliche Villa von einem auf den anderen Tag verlassen. Dieser Film ist quasi eine Allegorie bezüglich Macht- und Machverlust.“
Von Komödie über Filmhistorik: Insgesamt gibt es sieben Sektionen auf dem Festival. In seinem Heimatland erfolgreich war ein polnischer Film. Dieser wurde von der Kommission des Festivals mit dem Prädikat „besonders sehenswert“ ausgezeichnet. Gaby Babić:
„Im Film ‚Schwarzer Donnerstag’ geht es um die Aufstände in der Werft in Gdynia im Jahr 1970. Der Regisseur ist Antoni Krauze. Wir haben verschiedene Filme ausgewählt, die in der einen oder anderen Weise von Protestbewegungen in Osteuropa erzählen. Seien es jetzt historische oder auch ganz aktuelle, wie zum Beispiel die Studentenproteste in Kroatien im vorletzten Jahr.“
Veranstalter des Festivals „goEast“ ist das Deutsche Filminstitut. Finanziell unterstützt wird das Projekt durch Gelder der Stadt Wiesbaden und der Robert-Bosch-Stiftung, aber auch des Deutsch-tschechischen Zukunftsfonds. Aus der Privatwirtschaft ist unter anderem der Autohersteller Škoda als nennenswerter Förderer vertreten. All diese ermöglichen attraktive Specials:
„Wir haben zum Beispiel jedes Jahr eine Sonntagsmatinee, zu der wir einen Stargast einladen. Das ist in diesem Jahr Joachim Król, der sehr populäre deutsche Schauspieler. Zudem beleuchten wir das älteste russische Filmstudio „Lenfilm“ und, anhand des Studios, das sowjetrussische 20. Jahrhundert. Das geschieht quasi exemplarisch mit einzelnen Filmen, es wird dabei ganz seltene Archivkopien zu sehen geben. Von den Freunden aus dem nationalen Filmarchiv in Prag haben wir einen ganz wunderbaren Kurzfilm bekommen, der 70 Jahre lang verschollen war. Der Film ist vom Animationsmeister Michail Zechanowski aus den 30er Jahren.“