Vierter Netzbetreiber und virtuelle Anbieter sollen Telefonkosten senken helfen
In Tschechien ist das Telefonieren am teuersten in Europa. Das will der Minister für Industrie und Handel, Martin Kuba, ändern. Um das Ziel zu erreichen, sollen ein vierter Mobilfunkbetreiber und so genannte virtuelle Mobilfunkanbieter auf den Markt drängen. Zudem sollen Sendefrequenzen auf einer Auktion zu Jahresende versteigert werden.
„Aus meiner Sicht optimal wäre der Markteinstieg eines vierten Mobilfunkbetreibers, der die Konkurrenz erhöhen und vor allem die Preise nach unten drücken würde.“
Die Aufgabe, zu verhindern, dass sich die großen Wettbewerber auf dem Markt absprechen und ihre Konkurrenten außen vor bleiben, hat eigentlich die nationale Telekommunikationsbehörde (ČTÚ). Mit deren Arbeit aber ist der Minister nicht zufrieden:„Ich bin überzeugt, dass das Tschechische Amt für Telekommunikation seine Funktion nicht so recht erfüllt. Deswegen habe ich mich dazu entschlossen, in den Führungsrat der Behörde eine neue Person zu nominieren.“
Diese Person ist der Redakteur der Wirtschaftszeitung „Hospodářské noviny“, Ondřej Malý, der den Mobilfunksektor stets mit kritischem Auge beleuchtet hat. Malý ist ebenso überzeugt davon, dass sich was ändern muss:
Bisher verwies die Telekommunikationsbehörde immer darauf, dass die Telefongebühren in Tschechien dem europäischen Standard entsprechen. Das trifft aber nur auf Großunternehmen oder Institute zu, die günstige Tarife aushandeln können. So telefoniert der Stadtrat von Ostrava / Ostrau zum Beispiel für umgerechnet zwei Eurocent die Minute und kann bei einer Monatspauschale von 2,40 Euro insgesamt 300 Minuten kostenlos telefonieren sowie genauso viele Sms kostenlos per Handy versenden. Einzelpersonen müssen hingegen bis zu zehn Eurocent für eine Telefonminute oder aber Monatspauschalen von über 40 Euro zahlen. Damit diese Schieflage behoben wird, sollen nun auch virtuelle Mobilfunkanbieter den Markt bereichern. Sie sollen noch in diesem Jahr auf einer Auktion gefunden werden. Dazu erklärte der Chef der Telekommunikationsbehörde, Pavel Dvořák:
„Jeder, der auf der Auktion ein Frequenzpaket ersteigert, ist auch verpflichtet, ein Großhandelsangebot zu machen. Er muss also sein Netz auch für virtuelle Mobilfunkanbieter öffnen.“Diese virtuellen Anbieter sind kleine Unternehmen, die über kein eigenes Mobilfunknetz verfügen. Ihnen sollen die drei großen Mobilfunkbetreiber einige ihrer Verkaufsangebote kostengünstig abtreten. Zum Beispiel den Erwerb von gebührenfreien Telefonminuten mit einem entsprechenden Rabatt. Die virtuellen Anbieter können dann diese Angebote unter ihren Namen weiterverkaufen. Der Direktor der kleinen Firma Victorytel, Petr Komínek, verspricht schon jetzt, dass sich dies auf den Geldbeutel der Handynutzer positiv auswirken wird:
„Wir nehmen keine so hohe Marge wie die großen Anbieter. Der Preis für ein Telefonat wird deshalb sicher um mehr als die Hälfte fallen.“