Mit Gemeinschaftsgeist ins neue Jahr: Prague Wintercamp
Prag ist an Silvester ein Magnet für Touristen. In diesem Jahr werden unter ihnen einige Hunderte Menschen sein, die sich von den üblichen Wochenendbesuchern und Feierwütigen ein wenig unterscheiden: Sie organisieren sich in Netzwerken wie Couchsurfing oder Hospitality Club. Das heißt, auf Reisen in fremde Städte kommen sie bei anderen Mitgliedern unter und nehmen im Gegenzug natürlich auch Weltenbummler bei sich auf der Schlafcouch auf, ganz ohne Geld. Seit einigen Jahren treffen sich nun Reiselustige aus der ganzen Welt zu Silvester, in diesem Jahr in Prag. Eingeladen hat sie Massimo Bennardo zu einem so genannten „Prague Wintercamp“.
„Die Idee für das Wintercamp wurde vor fünf, sechs Jahren geboren, von einer Gruppe von Leuten, die zum Hospitality Club gehörten. Sie haben einfach beschlossen, zusammen Silvester zu feiern. In Vilnius haben sie sich dann getroffen, haben Neujahr zusammen verbracht und kleinere Events organisiert. Das hat sich seitdem jedes Jahr an einem anderen Ort wiederholt: Warschau, Riga, Istanbul, Berlin, Budapest, Siebenbürgen, und dieses Jahr ist es in Prag.“
Die Veranstaltung ist seit dem immer größer geworden, Massimo rechnet in der tschechischen Hauptstadt mit 600 Gästen. Die schlafen natürlich nicht alle bei ihm auf der Couch, sondern - soweit es möglich ist - bei anderen Pragern oder teilweise in Hostels. Außerdem werden sie wohl die meiste Zeit unterwegs sein:„In jedem Jahr gibt es einen Treffpunkt, dieses Jahr ist die Meetfactory. Ein toller Ort in Prag, an dem normalerweise Konzerte, Ausstellungen und weitere solche Sachen stattfinden. Das Hauptprogramm wird dort über die Bühne gehen, aber es wird an anderen Orten Prags auch Veranstaltungen geben. So zum Beispiel eine Brauereibesichtigung und eine Stadttour auf den Spuren des Künstlers David Černý“, so Massimo.
Die Besucher sollen die Stadt kennenlernen, aber ein bisschen Abseits der üblichen Trampelpfade. Außerdem sollen sich die Teilnehmer auch untereinander kennenlernen. Denn das Treffen lebt von den Reisenden, die neben ihren Schlafsäcken auch immer viele Geschichten im Gepäck haben:„Die meisten kommen aus Europa, weil das einfacher ist, aber es gibt auch Leute von überall her, die gerade auf Reisen sind und die keine Ahnung haben, was sie an Silvester machen sollen. Sie lesen vielleicht etwas darüber und denken sich: Wow, da will ich hin!“
Hinter dem Projekt stecken viele Helfer: Einige kümmern sich um die Website, andere organisieren Unterkünfte oder legen an den Abenden als DJs auf. Organisator Massimo:„Weder ich noch einer der anderen Helfer kriegt Geld. Das gehört zum Geist des Ganzen. Die ganze Philosophie dahinter ist es, Leute zu treffen, die die gleichen Ideen haben - Geld darf da nicht der Antrieb sein. Das einzige Geld, das fließt, dient dazu die Kosten abzudecken. Der einzige Gewinn sind die neuen Freunde und der Gemeinschaftsgeist.“