Zahltag in Pilsen: FC Viktoria erreicht Europa League und hohe Ablöse für Jiráček
Der tschechische Fußball hinkt der europäischen Spitze seit Jahren hinterher, insbesondere auf der Clubebene. In den zurückliegenden fünf Jahren haben nur zwei Vereine in einem UEFA-Wettbewerb überwintert, in der Champions League erreichte Sparta Prag letztmalig vor acht Jahren das Achtelfinale der europäischen Königsklasse. Nun aber hat mit Viktoria Pilsen ausgerechnet ein Champions-League-Neuling für Furore gesorgt: Mit einem 2:2 im abschließenden Gruppenspiel gegen den AC Mailand haben sich die Westböhmen als Dritter der Gruppe H für das Sechzehntelfinale der Europa League qualifiziert.
In der Tat, mit dem Unentschieden gegen Milan haben sich die Schützlinge von Trainer Pavel Vrba aus eigener Kraft den dritten Platz in der Gruppe H gesichert und sind damit in die Runde der besten 32 der Europa League eingezogen. In den sechs Gruppenspielen gegen Topteams wie Barcelona und AC Mailand erkämpften sie fünf Punkte – zwei mehr als zuletzt die beiden Traditionsclubs Sparta und Slavia Prag zusammen. Dennoch war Maximalist und Trainer Vrba mit der Punktausbeute nicht ganz zufrieden:
„Ich habe zum Beginn des Wettbewerbs gesagt, dass ich mit fünf Punkten zufrieden sein werde. Jetzt, wo wir die fünf Punkte erzielt haben, bin ich es schon nicht mehr. Den Spielverläufen nach hätten es durchaus mehr, aber auch weniger Punkte sein können. Erfreut bin ich aber darüber, dass wir die Europa League erreicht haben und vor allem darüber, dass die Mannschaft ihren tollen Charakter gezeigt hat. Ich finde, das ist der richtige Weg.“Dieser Meinung ist auch Kapitän Pavel Horváth, der darüber hinaus noch einen weiteren Grund für den gelungenen Auftritt der Pilsener in der Champions League ausmachte:
„Ich muss an dieser Stelle einmal ganz besonders unsere Fans hervorheben, die uns auch dann unterstützt haben, wenn es nicht so gut für uns lief und wir deprimiert waren. Das war auch im heutigen Spiel so, in dem sie uns unentwegt angefeuert haben. Zum Dank dafür wollten wir zumindest ein Tor erzielen, am Ende ging es sogar noch besser für uns aus.“Ein gutes Spiel machte auch wieder der vom VFL Wolsburg heiß umworbene Mittelfeldspieler Václav Pilař. Möglicherweise war es sein letzter Auftritt im rot-blauen Vereinstrikot der Pilsener. Doch nicht nur für ihn, denn zum frühen Abgang seines verletzten Mitspielers Petr Jiráček sagte Pilař nach der Partie:
„Sein Ausscheiden war ein spürbarer Verlust für unser Spiel, denn Petr Jiráček ist ein ausgezeichneter Fußballer. Und niemand hat ihm ein solch frühes Ende gewünscht in seinem letzten Spiel.“Mehreren Pressemeldungen zufolge steht auch Jiráček kurz vor einem Wechsel nach Wolfsburg. Allerdings wird um die Ablöse noch gefeilscht. Pilsen will rund fünf Millionen Euro für den 25-jährigen Mittelfeldstrategen, die Wolfsburger wollen angeblich nur drei Millionen zahlen. So oder so aber ist schon vor Weihnachten sicher: Das beste Vereinsjahr des FC Viktoria Pilsen hat sich für die Bierstädter auch richtig ausgezahlt.