Fußball: Im Tauziehen um Pilař bietet Wolfsburg den Pilsenern Kompromiss an
Der tschechische Fußballmeister Viktoria Pilsen will unter das erfolgreichste Jahr seiner Vereinsgeschichte einen krönenden Schlusspunkt setzen. Nach dem Titelgewinn im Mai qualifizierten sich die Westböhmen Ende August für die Champions League und können jetzt noch die nächste Runde in der Europaliga erreichen. Dazu genügt am Dienstagabend in Prag ein Remis gegen den AC Mailand. In der Europaliga aber würden sie vermutlich schon ohne einen ihrer Besten antreten: Václav Pilař. Der Mittelfeldspieler liebäugelt nämlich damit, zum 1. Januar zum VfL Wolfsburg in die deutsche Bundesliga zu wechseln. Dieser mögliche Transfer aber hat in hiesigen Fußballkreisen für Wirbel gesorgt.
Die Praxis ist allerdings komplizierter: Pilař hat ein gültigen Vertrag bis zum 30. Juni 2013 in Hradec Králové / Königgrätz, in Pilsen spielt er nur auf Leihbasis. Deshalb haben die Ostböhmen ihm und Pilař auch zugebilligt, mit anderen Clubs verhandeln zu können, behauptet Berater Stejskal. Pilsen hat sich im Leihvertrag mit Hradec Králové zwar das Optionsrecht gesichert, den Spieler im nächsten Sommer auch kaufen zu können, doch das sei jetzt in Frage gestellt, meint Stejskal:
„Zwischen Hradec Králové und Pilsen gab es die Vereinbarung, dass die Pilsener zehn Millionen Kronen zahlen, wenn Pilař im Sommer dort bleiben sollte. Jetzt ist es natürlich kompliziert, dass er in Pilsen unterschreibt, wenn er ein Angebot aus Wolfsburg auf dem Tisch hat.“Bei einem Wechsel nach Wolfsburg soll Hradec Králové unbestätigten Meldungen zufolge zwischen 30 bis 40 Millionen Kronen (1,2 bis 1,6 Millionen Euro) Ablöse für Pilař erhalten. Pilsen aber würde leer ausgehen, was dem Meisterclub ganz und gar nicht gefällt. Berater Stejskal hat daher bereits einen Kompromiss in der Tasche:
„Wolfsburg kommt sowohl Pilař als auch Pilsen entgegen, indem die Niedersachsen angeboten haben, dass Pilař trotz einer Verpflichtung zum 1. Januar die Frühjahrsrunde in Pilsen bestreiten kann.“Mit diesem Kompromiss aber ist die „Affäre Pilař“ noch nicht abgeschlossen. Sowohl die World Players´ Union (FIFPro) als auch die Tschechische Vereinigung der Fußballspieler (ČAFH) kritisierten, dass Pilař nun zwei laufende Verträge habe, was gegen die Transferordnung verstoße. Stejskal und Pilař versichern inzwischen, dass mit Wolfsburg noch nichts unterschrieben sei, es nur eine mündliche Abmachung mit dem Bundesligisten gebe. So oder so herrscht also Klärungsbedarf. Die Affäre aufhellen soll nun ein Treff aller Seiten am Donnerstag vor der Disziplinarkommission des tschechischen Fußballverbandes (FAČR).