Fußball: Im Tauziehen um Pilař bietet Wolfsburg den Pilsenern Kompromiss an

Václav Pilař (Foto: ČTK)

Der tschechische Fußballmeister Viktoria Pilsen will unter das erfolgreichste Jahr seiner Vereinsgeschichte einen krönenden Schlusspunkt setzen. Nach dem Titelgewinn im Mai qualifizierten sich die Westböhmen Ende August für die Champions League und können jetzt noch die nächste Runde in der Europaliga erreichen. Dazu genügt am Dienstagabend in Prag ein Remis gegen den AC Mailand. In der Europaliga aber würden sie vermutlich schon ohne einen ihrer Besten antreten: Václav Pilař. Der Mittelfeldspieler liebäugelt nämlich damit, zum 1. Januar zum VfL Wolfsburg in die deutsche Bundesliga zu wechseln. Dieser mögliche Transfer aber hat in hiesigen Fußballkreisen für Wirbel gesorgt.

Václav Pilař  (Foto: ČTK)
Václav Pilař ist ein begnadeter Dribbelkünstler. Mit seinen kurzen Haken begeisterte er sowohl in der Qualifikation als auch den Gruppenspielen der Champions League und hat nicht zufällig den Beinamen „tschechischer Messi“ erhalten. Der Marktwert und die Nachfrage nach dem 23-jährigen Spieler sind in den vergangenen Monaten enorm gestiegen. Auch in Deutschland. Ende November kam dann heraus, dass Pilař mit Hilfe seines Beraters Jiří Stejskal das Angebot angenommen hat, ab Januar beim VfL Wolfsburg in der Bundesliga zu spielen. Ein Schritt, der Pilsen überhaupt nicht schmeckte. Pilařs Stammverein Hradec Králové hat den nur 1,69 Meter großen Kicker zwar nur bis Saisonende an die Bierstädter ausgeliehen, doch für Viktorias Generalmanager Adolf Šádek ist die Sache klar:

Adolf Šádek  (Foto: Archiv Viktoria Pilsen)
„Für uns ist die Situation ganz einfach: Bis zum Saisonende sollte Pilař bei uns spielen. Wir rechnen mit ihm für die Rückrunde, jetzt ist es nur wichtig, dass er begreift, wie alles geregelt ist. Václav hat bei uns unterschrieben und niemand hat bisher mit uns verhandelt.“

Die Praxis ist allerdings komplizierter: Pilař hat ein gültigen Vertrag bis zum 30. Juni 2013 in Hradec Králové / Königgrätz, in Pilsen spielt er nur auf Leihbasis. Deshalb haben die Ostböhmen ihm und Pilař auch zugebilligt, mit anderen Clubs verhandeln zu können, behauptet Berater Stejskal. Pilsen hat sich im Leihvertrag mit Hradec Králové zwar das Optionsrecht gesichert, den Spieler im nächsten Sommer auch kaufen zu können, doch das sei jetzt in Frage gestellt, meint Stejskal:

Jiří Stejskal  (Foto: ČTK)
„Zwischen Hradec Králové und Pilsen gab es die Vereinbarung, dass die Pilsener zehn Millionen Kronen zahlen, wenn Pilař im Sommer dort bleiben sollte. Jetzt ist es natürlich kompliziert, dass er in Pilsen unterschreibt, wenn er ein Angebot aus Wolfsburg auf dem Tisch hat.“

Bei einem Wechsel nach Wolfsburg soll Hradec Králové unbestätigten Meldungen zufolge zwischen 30 bis 40 Millionen Kronen (1,2 bis 1,6 Millionen Euro) Ablöse für Pilař erhalten. Pilsen aber würde leer ausgehen, was dem Meisterclub ganz und gar nicht gefällt. Berater Stejskal hat daher bereits einen Kompromiss in der Tasche:

Václav Pilař  (Foto: ČTK)
„Wolfsburg kommt sowohl Pilař als auch Pilsen entgegen, indem die Niedersachsen angeboten haben, dass Pilař trotz einer Verpflichtung zum 1. Januar die Frühjahrsrunde in Pilsen bestreiten kann.“

Mit diesem Kompromiss aber ist die „Affäre Pilař“ noch nicht abgeschlossen. Sowohl die World Players´ Union (FIFPro) als auch die Tschechische Vereinigung der Fußballspieler (ČAFH) kritisierten, dass Pilař nun zwei laufende Verträge habe, was gegen die Transferordnung verstoße. Stejskal und Pilař versichern inzwischen, dass mit Wolfsburg noch nichts unterschrieben sei, es nur eine mündliche Abmachung mit dem Bundesligisten gebe. So oder so herrscht also Klärungsbedarf. Die Affäre aufhellen soll nun ein Treff aller Seiten am Donnerstag vor der Disziplinarkommission des tschechischen Fußballverbandes (FAČR).

Autor: Lothar Martin
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