Freude über Meistertitel, Tränen für Mitspieler Čišovský

Viktoria Pilsen ist vorzeitig neuer tschechischer Fußballmeister. Am Montagabend gewannen die Westböhmen mit 2:0 gegen Jihlava / Iglau und können zwei Spieltage vor Saisonende von Verfolger Sparta Prag nicht mehr eingeholt werden. In die ausgelassene Meisterfeier mischten sich aber auch Tränen.

FC Viktoria Pilsen (Foto: ČTK)

Vor den Kameras des Tschechischen Fernsehens begann am Montagabend gegen Viertel vor acht die Meisterfeier. Denn die Begegnung wurde als Schlager des Spieltags live übertragen. Die Pilsner verwandelten dabei sozusagen gleich den ersten Matchball zum Titelgewinn, auch wenn der Sieg gegen Jihlava kein Schaulaufen war, sondern hart erarbeitet wurde.

Es ist der dritte Liga-Titel für den FC Viktoria Pilsen. Seit 2011 hat sich der Verein aus Westböhmen im Zweijahresabstand jeweils den Meisterpokal gesichert. Außenverteidiger David Limberský war bei allen drei Streichen dabei:

David Limberský (links). Foto: ČTK

„Jedes Jahr frage ich mich, wann wir mal eine etwas schlechtere Saison haben werden. Aber das passiert nicht. Die Vereinsführung verstärkt die Mannschaft immer wieder. Wir sind eine tolle Truppe und noch längst nicht über unseren Zenit hinaus. Die Spieler meiner Generation haben sicher noch drei gute Spielzeiten vor sich. Wir werden also weiter regelmäßig um die Spitze der Liga kämpfen, wenn wir auch sicher nicht jedes Jahr den Titel holen.“

Der heutige tschechische Nationaltrainer Pavel Vrba hatte aus der grauen Maus Pilsen einen Titelaspiranten gemacht. Mit bedingungslosem Offensivfußball führte er das Team sogar in die Champions League. Als Vrba dann den Verein verließ, sahen viele Fans bereits das Ende der goldenen Zeiten gekommen. Die Verpflichtung von Nachfolger Miroslav Koubek erwies sich jedoch als Volltreffer. Zunächst von den Fans nicht gerade geliebt und auch nicht als Freund der Offensive bekannt, konnte der erfahrene Coach die Abwehr stabilisieren, ohne das Angriffsspiel des Teams zu ersticken.

Václav Pilař (Foto: ČTK)

Erfolgreich wurden dabei auch Rückkehrer aus der deutschen Bundesliga ins Team integriert: Stürmer Václav Pilař (VfL Wolfsburg), die Verteidiger Roman Hubník (Hertha BSC) und František Rajtoral (Hannover 96) sowie Mittelfeldspieler Milan Petržela (FC Augsburg).

Der langjährige Mannschaftskapitän Pavel Horváth spielte hingegen seine letzte Saison. Vor allem wegen einer Knöchelverletzung kam er aber nur sechs Mal zu meist kurzen Einsätzen.

„Ich habe hier viele tolle Momente erlebt. Auch wenn ich in dieser Saison nicht häufig gespielt habe, werde ich den Meisterpokal in 14 Tagen gerne nach oben recken. Dann beende ich meine aktive Karriere und zwar im glücklichsten Moment. Eine andere Sache ist mein Gesundheitszustand, aber fußballerisch habe ich mir mit 40 Jahren kein besseres Ende vorstellen können“, so der Mittelfeldspieler.

Pavel Horváth (links), Marián Čišovský (Mitte). Foto: ČTK

Das Pilsner Team haben in dieser Saison jedoch zwei private Tragödien getroffen. Die Ehefrau von Mittelfeldspieler Daniel Kolář starb im Herbst an Krebs. Und Verteidiger Marián Čišovský ist schwer erkrankt. Laut tschechischen Medien leidet der Slowake an der unheilbaren Nervenkrankheit ALS, die Vereinsleitung hat die Erkrankung aber nicht genau definiert. Am Montag widmeten darum alle Spieler und Funktionäre den Titel Čišovský. Sichtlich geschwächt feierte auch er auf dem Podium mit seinen Mitspielern:

Trainer Miroslav Koubek war ebenfalls schwer bewegt, wie er bei der Pressekonferenz sagte:

Miroslav Koubek (Foto: Archiv FC Viktoria Pilsen)

„Ich halte mich eigentlich für einen Menschen, den nichts so schnell erschüttert. Ich hatte Tränen in den Augen, aber nicht, weil ich endlich auch als Trainer Meister geworden bin, sondern wegen Marián. Ich sage nun, was wir alle denken, und das müssen Sie mir glauben: Wenn ich den Meistertitel, auf den ich 32 Jahre lang gewartet habe, dagegen eintauschen könnte, dass Marián wieder gesund wäre, dann würde ich das sofort tun.“