Erfinder des „Kleinen Maulwurfs“ Zdeněk Miler gestorben
Er ist eine der beliebtesten Zeichentrickfiguren auf der Welt überhaupt: der Kleine Maulwurf, der 1957 zur Welt kam. Sein Erfinder, der tschechische Zeichentrickfilmer und Illustrator Zdeněk Miler, ist im Alter von 90 Jahren am Mittwoch gestorben.
„Als ich drei vier Jahre alt war, lebte meine Oma Kristina bei uns im Dachgeschoss. Als ich sie besuchen wollte, musste ich dort hinaufklettern. Sie hat mich immer auf den Schoss genommen und mir dann Märchen erzählt. Eine große runde Uhr hat getickt und das Feuer im Ofen war an. Das war so eine vertraute Umgebung, in der ich mich sehr wohl gefühlt habe. Einmal hat meine Oma gesagt: Heute werde ich dir keine Märchen erzählen, sondern wir werden die schönen Wolken beobachten. Und sie zeigte mir auf dem Himmel eine Wolke, die wie eine Wassernixe aussah, und sich dann wiederum in einen Kasperl verwandelte. Ich bin meiner Oma sehr dankbar dafür, dass sie mir damals den Weg in die Welt der Märchen und der Phantasie geöffnet hat.“
Nach dem Studium an der Prager Kunstgewerbeschule war Miler zuerst im Zeichentrickstudio Baťa im mährischen Zlín angestellt. Dort spezialisierte er sich auf Animationsfilme. Seine populärste Figur, der „Kleine Maulwurf“ kam in den Jahren 1956-1957 zur Welt, als Miler im Prager Trickfilmstudio „Bratři v triku“ arbeitete. Bekannt wurde die Figur durch den Zeichentrickfilm „Wie der Maulwurf zu seiner Hose kam“. Entstanden sei der Maulwurf durch einen Zufall, als Zdeněk Miler in der Natur über einen Maulwurfshügel stolperte:
„Ich bin ins Gras gefallen, habe mich umgesehen und zu mir gesagt: Das wäre eine Idee!“
Der Zeichner suchte damals nach einer Tierfigur, die nicht von Walt Disney benutzt wurde.
„Der Maulwurf ist eine Figur, die nicht unbedingt schön ist. Ich habe angefangen zu zeichnen, und es hat lange gedauert, bis ich die Figur fertig hatte. Er kam mir allzu schwarz vor, da zeichnete ich ihm eine rote Nase und einen helleren Bauch. Ich habe damit ein bisschen gespielt.“
Später bekam der Maulwurf noch ein paar Haare auf seinen Kopf. Sein Erfinder wollte, dass er möglichst lustig aussah. Der Maulwurf musste in keinem der rund 50 Filmgeschichten weinen. Inzwischen hat der Kleine Maulwurf Anhänger unter Kindern auf der ganzen Welt und ist zudem zu einer gut verkauften Marke geworden. Die Besucher der tschechischen Ausstellung bei der EXPO 2010 in Shanghai waren Schlange gestanden, nur um den Kleinen Maulwurf zu sehen. Im Sommer flog eine Stoffversion des Kleinen Maulwurfs sogar ins Weltall: Der amerikanische Astronaut Andrew Feustel, dessen Frau tschechische Vorfahren hat, nahm den Trickfilmhelden in die Raumfähre „Endeavour“ mit.
Für seinen ersten Maulwurf-Film wurde Zdeněk Miler mit dem Silbernen Löwen beim Filmfestival in Venedig ausgezeichnet. Miler zeichnete auch andere Trickfilme, keiner davon ist jedoch so populär geworden wie die Geschichten des Kleinen Maulwurfs, die inzwischen in 80 Ländern bekannt sind. Für sein Lebenswerk wurde Miler 2006 vom Staatspräsidenten mit einer Verdienstmedaille ausgezeichnet.