Fußball: Viktoria Pilsen klopft an die Tür zur Champions League

Foto: ČTK

Auf internationalem Terrain hatte der tschechische Fußball besonders auf Vereinsebene zuletzt wenig zu Lachen. Durch die schwachen Leistungen der Clubs ist Tschechien in der Fünf-Jahres-Wertung der Uefa inzwischen bis auf Platz 20 durchgereicht worden. Um das zu ändern, müssen zumindest ein, zwei Clubs wieder Überdurchschnittliches bieten. Ein Verein, der diesen Anspruch nun scheinbar in die Tat umsetzt, ist der amtierende Landesmeister Viktoria Pilsen. In der Qualifikation zur Champions League sind die Westböhmen nämlich gerade auf der Überholspur und schicken sich an, als erste tschechische Mannschaft nach vier Jahren wieder die Gruppenphase zu erreichen.

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In seiner exakt 100-jährigen Vereinsgeschichte hat der FC Viktoria Pilsen lediglich drei größere nationale Erfolge vorzuweisen: die beiden Pokalsiege 1971 und 2010 sowie den ersten und einzigen Meistertitel, den man just in diesen Frühjahr – als besonderes Geschenk zum Jubiläum – errang. In die Qualifikation zum laufenden Wettbewerb in der Champions League starteten die Bierstädter folglich als absoluter Außenseiter. Doch schon in der dritten Runde der Qualifikation machten die Schützlinge von Trainer Pavel Vrba deutlich, dass sie alles andere als Grünschnäbel sind. Sie eliminierten den mehrfachen Champions-League-Teilnehmer Rosenborg Trondheim aus Norwegen und sammelten nebenbei noch wertvolle Zähler für die Uefa-Wertung. In der abschließenden Play-off-Runde bekamen die Pilsener allerdings mit dem FC Kopenhagen ausgerechnet den schwersten Brocken zugelost, den sie aus dem Topf der Meisterteams erhalten konnten.

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Vor dem Anpfiff zum Hinspiel in Kopenhagen aber hatte Trainer Vrba seinen Männern noch einmal Mut gemacht. Man habe das Zeug dazu, den Dänen zu trotzen und um den Einzug in die Champions League zu kämpfen, erklärte Vrba – und er sollte recht behalten. In der dänischen Hauptstadt lieferten die Blau-Roten am Dienstagabend eine eindrucksvolle Vorstellung und bezwangen die Gastgeber mit 3:1. Vermutlich auch deshalb, weil Trainer Vrba in der Pause, als es noch 0:0 stand, vor seinen Spielern erneut die richtigen Worte fand:

Pavel Vrba
„Ein wichtiger Moment des Spiels war, dass wir in der zweiten Halbzeit viel aktiver agiert haben als davor. Nach der Pause hat sich eine größere Zahl von Spielern in unser Angriffsspiel eingeschaltet. Zudem hatte keiner mehr Angst davor, auch in der Offensive den direkten Zweikampf zu suchen. Wir haben fortan besser kombiniert und auch nicht mehr so viele Bälle verloren wie noch in der ersten Halbzeit. Damit haben wir das Spiel für uns entschieden.“

Auch für Kapitän Pavel Horváth war die Leistungssteigerung des gesamten Teams nach dem Seitenwechsel der Schlüssel zum Erfolg:

Pavel Horváth  (Foto: Viktoria Pilsen)
„In der ersten Halbzeit haben wir noch etwas verhalten gespielt, wollten den Gegner erst einmal abtasten und auf keinen Fall kopflos angreifen und in die Zweikämpfe gehen. In der zweiten Halbzeit haben wir dann unser Pressing nach vorn verlagert und damit den Gegner in die Enge getrieben. Wir wurden in der Offensive gefährlicher und haben dann auch drei Tore geschossen.“

Ein Kicker, der besonders zufrieden war mit dem Sieg, war Jung-Nationalspieler Milan Petržela. In den bisherigen Begegnungen der neuen Saison war der dribbelstarke Mittelfeldakteur nämlich noch einiges schuldig geblieben, in Kopenhagen allerdings trumpfte auch er groß auf. Dennoch übte er sich bei seinem Fazit weiter in Zurückhaltung:

„Wir haben überhaupt nicht damit gerechnet, dass wir hier solch ein tolles Ergebnis erzielen können. Doch in der Runde ist erst Halbzeit, uns erwartet noch das Rückspiel. Gewonnen ist also noch nichts, auch zu Hause müssen wir von Beginn an fighten, als stünde es 0:0. Von daher bleibe ich demütig und werde jetzt keine großen Töne spucken, die ich dann vielleicht noch bereuen könnte.“

Das Rückspiel findet am kommenden Mittwoch in Prag statt. Und in Pilsen hoffen jetzt alle, dass das auch der einzige Dämpfer bleibt: Die Uefa hat das Stadion in Pilsen wegen des Umbaus nicht als Spielort zugelassen.

Autor: Lothar Martin
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