Jubel in Pilsen: Fußballzwerg Viktoria überwintert in Europa

Roman Hubník (links). Foto: ČTK / Miroslav Chaloupka

Pavel Vrba und der FC Viktoria Pilsen passen einfach gut zusammen. Mit diesem Trainer holten die Westböhmen schon drei nationale Titel, schafften danach stets den Sprung in die Champions League und schlossen die Punktspielrunde jeweils als Gruppendritter ab. Am Mittwoch gelang ihnen dabei ein echtes Meisterstück mit dem 2:1-Heimsieg über den AS Rom.

Roman Hubník  (links). Foto: ČTK / Miroslav Chaloupka
Noch lange nach dem Schlusspfiff feierten die Pilsener Fans ihre Mannschaft für den diesjährigen Auftritt in der Champions League. In der schweren Gruppe G mit Titelverteidiger Real Madrid, Vorjahreshalbfinalist AS Rom und dem reichen russischen Verein ZSKA Moskau waren die Bierstädter nur krasse Außenseiter. Dies belegten auch die zwei 0:5-Klatschen in Rom und gegen Real. Doch nach dem 2:1-Auswärtssieg in Moskau hatten die Schützlinge von Trainer Pavel Vrba auf einmal gute Chancen auf Platz drei und damit auf den Einzug in die Europa League. So sah es vor dem letzten Spieltag auch der ehemalige Kapitän der Pilsener, Pavel Horváth:

„Ich rechne weniger damit, dass Viktoria den AS Rom bezwingt, sondern bin überzeugt, dass ZSKA in Madrid nicht punkten wird. In dem Fall kommt Pilsen weiter.“

Tomáš Chorý  (links). Foto: ČTK / Miroslav Chaloupka
Nach der ersten Halbzeit der Partie Pilsen gegen Rom, in der es 0:0 stand, fuhr Horváth und allen anderen Viktoria-Fans aber der Schreck in die Glieder. Denn auf der Anzeigetafel war zu lesen, dass Moskau im Bernabeu mit 2:0 führt. Ein unfassbares Zwischenergebnis, das die Pilsner Spieler erst so richtig in Rage brachte. Kapitän Roman Hubník.

„Ich habe nicht erwartet, dass Real zu Hause letztlich mit 0:3 verliert. Deswegen bin ich froh, dass wir unser Spiel vor eigener Kulisse gewonnen haben. Wir haben nach dem Wechsel eine echte Trotzreaktion gezeigt und unser Heil in der Offensive gesucht. Wir haben eine sehr gute zweite Halbzeit gespielt.“

Die 45 Minuten nach der Pause konnten sich wirklich sehen lassen. Mittelfeldspieler Jan Kovařík hatte die Gastgeber nach mustergültiger Vorarbeit von Jan Kopic zunächst in Führung gebracht, der Türke Cengiz Ünder allerdings kurz danach zum 1:1 für die Roma ausgeglichen. In der 72. Minute aber markierte Stürmer Tomáš Chory per Kopf den 2:1-Siegtreffer. Oder hat er dafür noch eine andere Gesichtspartie benutzt?

„Nachdem ich den Ball in Richtung Tor geköpft hatte, habe ich der Kugel so hinterhergestarrt, als wollte ich sie so schnell wie möglich über die Linie drücken. Als ich den Ball im Netz zappeln sah, war ich überglücklich.“

Pavel Vrba  (ganz links). Foto: ČTK / Michal Kamaryt
Das waren beim Schlusspfiff dann auch alle Pilsener, denn erneut hatte der kleine David aus Tschechien ein Husarenstück vollbracht. Und Trainer Vrba ließ seiner Genugtuung schließlich freien Lauf:

„Der Sieg und das Weiterkommen freuen mich umso mehr, wenn ich darauf schaue, was in Madrid passiert ist. Ich halte das dortige Ergebnis für nicht normal.“

Vor lauter Freude schlug Pavel Vrba vor den Viktoria-Fans wieder einen Purzelbaum – ein Kunststück, das er nur zu besonderen Anlässen zeigt. Auf der Pressekonferenz begründete er:

„Man muss schon zugeben, dass die sieben Punkte, die wir diesmal in der Champions League erkämpft haben, etwas Besonderes sind. Das wissen wir zu schätzen.“

Foto: ČTK / Michal Kamaryt
Für das Überwintern in Europa und den Sprung in die Europa League hatte Pilsen in den Jahren 2011 und 2013 nur fünf beziehungsweise drei Punkte benötigt. Eines aber ist gleich geblieben: die Freude über den Erfolg und der Respekt vor dem kommenden Gegner. Pavel Vrba:

„Wir sind ein völlig anderer Verein als die meisten Clubs, die im Frühjahr noch in der Europa League spielen werden. Wir freuen uns über jede Runde, die wir erreichen, und achten jeden Gegner, der zu uns nach Pilsen kommt.“

Autor: Lothar Martin
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