Eishockey-WM: Tschechiens Cracks verpassen Gold und schürfen Bronze

Jaromír Jágr (Foto: ČTK)

Die tschechische Eishockey-Nationalmannschaft hat bei der Weltmeisterschaft in der Slowakei die Bronzemedaille gewonnen. Sie hat damit zwar nicht den Titel aus dem Vorjahr verteidigt, mit ihrer Spielweise und ihrem Auftreten aber hat sie die Herzen der Fans erobert. In ihren neun Turnierspielen erlitt das Team von Auswahltrainer Alois Hadamczik nur eine Niederlage – im Halbfinale gegen Schweden. Doch diese Niederlage wurmte sehr, weil sie den Traum vom siebten WM-Gold für die Tschechen zerplatzen ließ.

2:5-Niederlage gegen die Schweden  (Foto: ČTK)
„Freitag, der 13., das war für mich ein sehr trauriger Tag“.

Einen Tag nach der 2:5-Niederlage gegen die Schweden versuchte der tschechische Head-Coach Alois Hadamczik schon wieder etwas zu lachen. Im Scherz bemühte er die Mär vom Unglückstag – Freitag, dem Dreizehnten –, um einen Sündenbock für den harten Aufprall seiner Mannschaft zu finden. Bis dorthin hatten seine Schützlinge ein Turnier der Superlative gespielt und waren nach sieben Begegnungen auch sieben Mal als Sieger vom Eis gegangen.



Halbfinale gegen Schweden  (Foto: ČTK)
Von allen WM-Teilnehmern hatten die Tschechen das erfolgreichste Spielsystem, im Halbfinale gegen Schweden aber habe man viele individuelle Fehler gemacht und kein Spielsystem funktioniere, wenn diese Fehler passieren, sagte Hadamczik. Zum ersten Male nach dem Eröffnungsspiel gegen Lettland war die tschechische Mannschaft im zweiten Drittel gegen Schweden in Rückstand geraten. Sie reagierte aber nicht abgeklärt und geduldig. Seine Teamkollegen hätten vielmehr ihre Abwehraufgaben zu stark vernachlässigt, befand nach der Pleite der im WM-Turnier überragende Torwart Ondřej Pavelec:

Ondřej Pavelec  (Foto: ČTK)
„In diesem Spiel hatten die Schweden viel zu oft Konterchancen, bei denen sie in Überzahl waren, und das geht in einer so wichtigen Begegnung nicht. Insbesondere im dritten Drittel haben wir zu schnell den Kopf verloren und ungestüm angegriffen, anstatt geduldig zu spielen und auf unsere Chancen zu warten. Als die Schweden ihr drittes Tor erzielten, war das Spiel gelaufen.“

Der Traum vom Gold war leider zerplatzt. Am Sonntag aber, als es im kleinen Finale immerhin noch um Bronze ging, da waren Pavelec & Co. dann wieder voller Tatendrang. Die tschechischen Spieler wollten nicht mit leeren Händen nach Hause kommen, und das sah man ihrem Spiel auch an. In einem Offensiv-Spektakel erster Güte bezwangen sie die russische Mannschaft mit 7:4 und brachten zum vierten Male seit 1993, als Tschechien eigenständig wurde, die Bronzemedaille mit nach Hause. Eine Plakette, die auch Angreifer Jiří Novotný gern in Empfang nahm:

Roman Červenka und Konstantin Barulin  (der russische Torwart). Foto: ČTK
„Die Freude ist riesig, denn nach der Niederlage gegen Schweden waren wir schon etwas ernüchtert. Für mich und die Jungs kann ich sagen, dass diese Medaille für uns den gleichen Wert besitzt wie das mögliche Erreichen des Finales. Das Spiel um Platz drei ist etwas spezifisch, aber wir haben es super gemeistert und sind daher jetzt auch wieder voller Freude.“

Stolz und Freude über die Vorstellungen der Cracks um Superstar Jaromír Jágr haben in den zurückliegenden zwei Wochen auch die Menschen in Tschechien in großem Maß verspürt. Der Präsident des Tschechischen Eishockey-Verbandes (ČSLH), Tomáš Král, sparte deshalb nicht mit Lob:

Tschechiens Cracks schürfen Bronze  (Foto: ČTK)
„Was die Jungs bei dieser Weltmeisterschaft gezeigt haben, war famos. Mit ihren Leistungen haben sie die Stimmung der Leute bei uns zu Hause merklich verbessert, zumal in einer Zeit, in der die Dinge, die gerade in der Öffentlichkeit passieren, nicht gerade angenehm sind. Von der Leistung und dem Auftreten der Mannschaft bin ich wirklich begeistert.“

Autor: Lothar Martin
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