Tschechien ändert Exportpolitik und verdoppelt Zahl der Handelsbüros
Die Tschechische Republik erhält eine Strategie, um den Export zu fördern. Das Ministerium für Industrie und Handel hält die bisherige Strukturierung ihrer Handelsförderung nicht mehr für zeitgemäß und will zudem die Kräfte seiner zwei Agenturen, Czech Trade und Czechinvest, bündeln. Lothar Martin war bei der Präsentation der neuen Handelstrategie im Ministerium zugegen.
Die tschechische Wirtschaft ist eine sehr stark exportorientierte Ökonomie. Rund 80 Prozent der hierzulande produzierten Waren werden ins Ausland ausgeführt. Sehr viele Exporte werden dabei mit deutscher Hilfe realisiert. Das hat Vor- und Nachteile, sagt der stellvertretende Wirtschaftsminister, Martin Tlapa:
„Die Tschechische Republik wird immer vom europäischen Markt abhängig sein, denn ihr Wirtschaftsprofil wird hier ideal ergänzt, zum Beispiel durch den deutschen Markt, der weltweit als größter europäischer Exporteur auftritt, unter anderem auch in China. Eine ganze Reihe von Komponenten in der Zusammenarbeit von tschechischen und deutschen Firmen funktioniert auch ausgezeichnet. Jetzt geht es uns aber darum, für tschechische Firmen einen Weg zu finden, wie sie noch bessere Absatzmöglichkeiten auf den globalen Märkten erhalten können. Sie sollen letztlich die direkten Handelspartner werden, die ihre Produkte exportieren und für andere Märkte diversifizieren.“
Dabei interessieren Tschechien vor allem die außereuropäischen Märkte. Dort seien – im Gegensatz zu dem durchschnittlichen EU-Wachstum von zwei Prozent – in den nächsten Jahren Zuwachsraten von sechs bis acht Prozent zu erwarten, ergänzt Tlapa. Um auf diese Märkte schneller vorzustoßen, will das Ministerium für Industrie und Handel seine Kräfte besser bündeln. Wirtschaftsminister Martin Kocourek:„Wir werden die Auslandsnetze unserer Agenturen CzechTrade und Czechinvest vereinen. Wir wollen das System regionaler Zentren weiter ausbauen und unsere Fühler in noch mehr Länder ausstrecken, was eine größere Abdeckung des Weltmarktes und eine erhöhte Effektivität nach sich ziehen soll. Das heißt nichts anderes, als dass wir für weniger oder auch das gleiche Geld bessere Ergebnisse erzielen wollen.“
Das neue Grundgerüst der tschechischen Exportförderung soll auf dem vorhandenen Netz von CzechTrade aufgebaut werden. Aber innerhalb nur eines Jahres, bis zum Sommer 2012, soll das Netz erheblich größer werden, erklärt der Generaldirektor von CzechTrade, Ivan Jukl:
„Zum einen wird sich die Zahl der Länder, in denen wir unseren Firmen beratend zur Seite stehen werden, nahezu verdoppeln, und zwar von 35 Ländern auf fast 70 Länder. Mit dieser territorialen Erweiterung verdoppelt sich in etwa auch die Zeit, in der wir den Firmen zur Verfügung stehen. Es werden dann zirka 60.000 Stunden sein.“
In einer weiteren Phase soll noch ein weiteres partnerschaftliches Netz entwickelt und ausgebaut werden, das als Business to Government bezeichnet wird, sagt Minister Kocourek. Dazu erläutert sein Stellvertreter, Martin Tlapa:„Das ist die zentrale Lobby über die nationalen Regierungen, also eine etwas andere Sache als das klassische Handelsnetz, das als Business to Business bezeichnet wird. Das ist eine Sache, über die wir uns bis Mitte dieses Jahres verständigen wollen, und zwar in der Form, dass dieses Netz Teil unserer Strategie zur Konkurrenzfähigkeit unserer Wirtschaft wird und zudem in unsere neue Exportpolitik einfließt.“