Sozialdemokraten im Wechselbad: Ohrfeige bei Vertrauensfrage, Triumph bei Verfassungsklage
Ostern ist vorbei, und vorbei war es am Dienstag auch mit der politischen Ruhe im tschechischen Abgeordnetenhaus. Die Regierung Nečas musste – initiiert von den Sozialdemokraten – ein Misstrauensvotum über sich ergehen lassen. Das wenig überraschende Ergebnis: Die Dreierkoalition der Parteien ODS, Top 09 und der Partei der Öffentlichen Angelegenheiten (VV) setzt ihre Regierungsarbeit fort, wenn auch ohne große Illusionen.
„Wir sind in die Wahlen und in diese Regierung mit eigenen programmatischen Zielen gegangen, die sich mit den Zielen der Koalitionspartner durchaus überschneiden. Falls sich aber unsere Partnerschaft als nicht echt erweisen oder die Ziele nicht eingehalten werden sollten, dann werden wir diese Koalition ganz bestimmt nicht fortsetzen.“
Premier Nečas hingegen zeigte sich erst einmal erleichtert über das Votum der Abgeordneten:„Ich bin froh, dass sich die Vertreter der Regierungskoalition verantwortungsbewusst gezeigt und die Absprachen eingehalten haben. Vor allem aber war ich erfreut von den Statements aller Koalitionspolitiker, weil sie die Notwendigkeit von Reformen immer wieder betont haben. Das heißt auch, dass das weitere Bestehen dieser Regierung auf der Durchführung der Reformen basiert, und nicht darauf, dass diese Regierung nur in ihren Ämtern sitzt.“
Nach dem gescheiterten Misstrauensvotum aber sind es jetzt erst recht die von der Regierung geplanten Reformen, denen die Sozialdemokraten den Kampf ansagen. ČSSD-Chef Sobotka:„Die Reformen, die die Regierung immer wieder beschwört und als hauptsächliches Bindeglied ihrer Koalition darstellt, betrachten wir als falsch und ungerecht. Deshalb werden wir als Sozialdemokraten in den nächsten Monaten alles dafür tun, dass diese ungerechten Reformen nicht durchgeführt werden.“
Auf diesem Terrain haben die Sozialdemokraten am Mittwoch wieder einen Teilerfolg erzielt. Das Verfassungsgericht gab ihrer Klage gegen eine 50-prozentige Besteuerung der staatlichen Bausparzulagen statt. Aufgehoben wurde ebenso die rückwirkende Reduzierung der Zulagen unabhängig vom Zeitpunkt des Vertragsabschlusses. Damit bleibt für rund fünf Millionen Tschechen die staatliche Förderung im Bausparen mit sofortiger Wirkung in der ursprünglichen Höhe erhalten. Finanzminister Miroslav Kalousek reagierte auf dieses Urteil nur leicht gereizt:„Das bedeutet natürlich auch, dass dem Staatshalthalt jetzt rund sechs Milliarden Kronen an Einnahmen fehlen werden. Daher werden wir auch sechs Milliarden weniger ausgeben, was einige spüren werden.“