Sáblíková und Leichtathleten wiegen Pleiten im Tennis und Skisport auf

Denisa Rosolová (Foto: ČTK)

Der Leistungssport lebt von Emotionen, denn er kennt im Grunde genommen nur Sieg oder Niederlage, Sieger und Besiegte. Bei mehreren hochkarätigen Wettbewerben, die der internationale Sport am vergangenen Wochenende bereithielt, haben auch tschechische Sportler diese Erfahrung ein weiteres Mal machen dürfen.

Jan Hájek  (Foto: ČTK)
Die Weltmeisterschaft im Nordischen Skisport in Oslo, die Hallen-Leichtathletik-Europameisterschaft in Paris, das Eisschnelllauf-Weltcup-Finale in Heerenveen und die 1. Runde des Davis Cups im Herrentennis – aus tschechischer Sicht hielt das vergangene Sportwochenende fürwahr gleich mehrere Höhepunkte bereit. Doch ausgerechnet der Wettbewerb, der im heimischen Ostrava / Ostrau stattfand, bereitete den hiesigen Sportfans den größten Verdruss. Die Rede ist vom Davis Cup, in dem die tschechischen Tennisspieler zum Auftakt der diesjährigen Konkurrenz auf die Kasachen trafen. Gegen die asiatischen Neulinge in der Weltgruppe waren die Männer um Teamkapitän Jaroslav Navrátil klarer Favorit. Umso entsetzter war man im Trainerstab, unter den Spielern und den Fans, dass sich nach den fünf Duellen Außenseiter Kasachstan mit 3:2 durchsetzte. Ein Grund dafür war, dass der zweite starke Einzelspieler der Tschechen, Radek Štěpánek, diesmal wegen einer schweren Grippe fehlte. Štěpánek wurde dann auch schmerzlich vermisst, denn Ersatzmann Jan Hájek, der selbst mit Problemen an der Achillesferse zu kämpfen hatte, konnte dem Druck nicht standhalten. Hájek, nur Nummer 101 der Weltrangliste, verlor seine beiden Begegnungen gegen Andrej Golubjow und Michail Kukuschkin in fünf beziehungsweise vier Sätzen. Nach der alles entscheidenden Niederlage gegen Kukuschkin zog er dieses Fazit:

Michail Kukuschkin  (Foto: ČTK)
„Alle Spiele waren sehr ausgeglichen, letztlich gaben nur ein paar Bälle den Ausschlag über Sieg oder Niederlage. Zu meinen beiden Partien kann ich sagen: Am Freitag war es wirklich sehr eng und heute hat der dritte Satz entschieden. Hätte ich den gewonnen, hätte mir das sicher richtig Auftrieb gegeben. So aber war ich etwas geknickt und habe nicht mehr ins Spiel zurückgefunden. Mir tut das schrecklich leid, aber ich habe gekämpft und alles gegeben, mehr konnte ich nicht tun.“

Tomáš Berdych  (Foto: ČTK)
Da diesmal auch Tomáš Berdych, der Siebte der Weltrangliste, nur zwei seiner drei schweren Matches gewinnen konnte, war am Ende die Sensation perfekt. Oder besser gesagt die Riesenenttäuschung, denn nach vier erfolgreichen Jahren, in denen Berdych, Štěpánek und Co. vor 15 Monaten noch im Davis Cup-Finale standen, müssen die tschechischen Tennisspieler nun erstmals wieder in die Relegation. Ein Absturz, der auch Teamchef Navrátil nicht schmeckt:

„Wir müssen in die Relegation. Das sind wir gar nicht gewohnt, doch ich hoffe, dass wir uns auch darauf gut vorbereiten. Und natürlich sollten wir dann komplett sein. Ansonsten kann ich nur sagen, wir sind enttäuscht.“


Lukáš Bauer  (Foto: Iso76,  Creative Commons 3.0)
Ein sportlicher Reinfall war diesmal auch das Abschneiden der tschechischen Skisportler bei der Nordischen Ski-WM. Zwar waren ihre Erwartungen ohnehin nicht sehr groß, aber ganz ohne Medaille – wie geschehen – wollte man eigentlich nicht nach Hause kommen. In Oslo, wo die einheimischen Norweger besonders in den Laufdisziplinen klar dominierten, hingen die Trauben allerdings sehr hoch. Und Top-Läufer Lukáš Bauer, der zuvor immer die Kastanien aus dem Feuer, sprich: die Medaillen geholt hat, musste sich diesmal der stärker gewordenen Konkurrenz beugen. Das ernüchternde Ergebnis: Mehr als zwei siebte Ränge durch Bauer über 15 Kilometer klassisch und durch Kombinierer Tomáš Slavík im Einzelwettbewerb von der Großschanze sprangen bei der WM nicht heraus. Nach zehn Jahren gewann Tschechien also erstmals keine Medaille, worüber sich auch Bauer so seine Gedanken machte:

„Ich kann offen sagen, dass meine Ergebnisse hier in Oslo weder gut noch schlecht waren. Für eine Medaille aber hat es leider nicht gereicht. Verglichen mit den vergangenen Jahren, wo ich mindestens eine Medaille gewonnen habe, war es also kein Erfolg. Ich weiß nicht, ob es vermessen ist zu sagen, dass der tschechische Skisport etwas nachlässt. Aber es ist nicht zu übersehen, dass die finanziellen Zuwendungen rückläufig sind und die Unterstützung für unseren Sport insgesamt zurückgegangen ist. Hinzu kommt, dass der Großteil der Mannschaft immer älter wird.“


Martina Sáblíková  (Foto: ČTK)
Im Wintersport ist Tschechien nunmehr noch ein Erfolgsgarant geblieben: Eisschnellläuferin Martina Sáblíková. Im niederländischen Heerenveen war sie einmal mehr nicht zu schlagen. Mit ihrem Sieg über 3000 Meter sicherte sich die 23-Jährige zum fünften Mal in Folge die Weltcup-Trophäe auf den langen Distanzen. Eine beeindruckende Bilanz, so dass Sáblíková bereits jetzt mit der deutschen Ausnahmeläuferin Gunda Niemann-Stirnemann verglichen wird.


Petr Svoboda  (Foto: ČTK)
Verglichen mit früheren Hallen-Europameisterschaften sind auch die Leichtathleten wieder auf einem guten Weg. Im Gegensatz zu den Skisportlern haben sie in Paris ihr bestes Ergebnis seit zehn Jahren erzielt – sie haben vier Medaillen gewonnen, darunter zwei goldene. Die erste geht auf das Konto des Hürdensprinters Petr Svoboda. Nach seinem Sieg über 60 Meter war der 26-jährige Tscheche außer sich vor Freude:



Petr Svoboda,  Denisa Rosolová und Jaroslav Bába  (Foto: ČTK)
„Das ist im Grunde genommen genau die Belohnung, die ich mir die ganze Zeit gewünscht habe für meine harte Trainingsarbeit und all die Anstrengungen. Endlich hat es geklappt: Ich habe meine erste Goldmedaille! Und endlich konnte ich auch mein Negativerlebnis von der vorjährigen EM in Barcelona verdrängen, als ich im Finale versagt habe. Das hier ist meine große Wiedergutmachung. Auch wenn es nur der Titel in der Halle und nicht der im Freien ist – Goldmedaille ist Goldmedaille, die kann mir keiner mehr nehmen.“

Denisa Rosolová  (Foto: ČTK)
Der zweite Europameister-Titel kam noch unerwarteter. Ihn hat die 400-Meter-Läuferin Denisa Rosolová geholt.

„Ich bin überglücklich. Ich war so kaputt, dass ich mich danach erstmal hinlegen musste. Aber wenn dieser Lauf am Ende noch enger gewesen wäre, dann hätte ich mich im Ziel wohl auch emotionaler gezeigt als bei diesem Finale, in dem ich schon vor der Ziellinie wusste, dass ich gewinnen werde.“

Im Hochsprung der Männer hat der baumlange Jaroslav Bába bewiesen, dass mit ihm immer noch zu rechnen ist. Mit der sehr guten Höhe von 2,34 Meter gewann er in Paris die Silbermedaille, besser als er war nur der Russe Iwan Uchow.

Jaroslav Bába  (Foto: ČTK)
„Beim Vorkampf lief es noch nicht besonders, doch im Endkampf spürte ich schnell, dass ich diesmal sehr hoch springen kann. Das hat sich dann auch bestätigt. Natürlich habe ich auch versucht, nach der Goldmedaille zu greifen, deshalb habe ich bei 2,36 Meter auch zwei Versuche für die nächste Höhe aufgespart. Eine Medaille hatte ich da bereits sicher, deshalb war es mir auch ziemlich egal, ob Uchow die 2,36 Meter springt oder nicht. Gold habe ich zwar nicht gewonnen, dennoch betrachte ich den zweiten Platz als kleinen Sieg für mich. Allein schon deshalb, weil Iwan in diesem Jahr einfach unschlagbar ist.“

Roman Šebrle holt in Paris Siebenkampf-Bronze  (Foto: ČTK)
Wenn in der tschechischen Leichtathletik im zurückliegenden Jahrzehnt ein Athlet immer wieder im Fokus stand, dann war es Mehrkämpfer Roman Šebrle. Von 1999 bis 2010 hat Šebrle im Zehnkampf und im Hallen-Siebenkampf nicht weniger als 17 Medaillen erobert. Allein neun davon waren Goldplaketten. Jetzt muss der inzwischen 36-Jährige der jüngeren Konkurrenz mehr und mehr Tribut zollen. Mit dem Gewinn von Bronze hat Šebrle aber in Paris erneut bewiesen, dass er im Weltsport zu den ganz Großen gehört.

Roman Šebrle  (Foto: ČTK)
„Ich bin sehr froh darüber, dass ich mich würdig von dieser Hallen-Europameisterschaft verabschiedet habe. Ich habe den Wettkampf mit einem Podestplatz beendet und bin so in der europäischen Spitze geblieben, in der ich mich noch mit aller Kraft halte. Die Siegerehrung habe ich genossen, denn man kann nie wissen, ob es für einen schon die letzte Ehrung sein könnte oder nicht.“

Autor: Lothar Martin
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