Nach Jahren ein fester Sitz? Václav-Havel-Bibliothek soll auf den Hradschin ziehen
Seit 2004 gibt es in Prag die Václav-Havel-Bibliothek. Auch wenn sie inzwischen mehrere Bücher herausgegeben hat und Ausstellungen sowie Diskussionen veranstaltet, hat sie bislang keinen festen Sitz. Dies könnte sich nun ändern. Wenn alles klappt, könnte die Bibliothek in etwa zwei Jahren in ein historisches Haus auf dem Prager Hradschin umziehen.
„Die Václav-Havel-Bibliothek hat ihre Vorgeschichte. Ihre Entstehung dauerte einige Jahre lang. Ich hatte zuerst gemischte Gefühle, als es hieß, dass die Bibliothek meinen Namen tragen soll. Mit der Zeit fand ich mich damit ab, dann habe ich mich mit der Idee sogar identifiziert. Auch wenn ich weder Gründer, noch Mitglied des Verwaltungsrates der Bibliothek bin, habe ich begriffen, dass sich hier eine große Chance bietet. Es geht nicht etwa um die Chance, mir selbst ein Denkmal oder eine Gedenkstätte zu errichten, sondern eine Chance, durch Archivalien die letzten 50 Jahre unseres Landes zu vergegenwärtigen. Und zudem in einer Institution, die vom Staat unabhängig wäre. Sie könnte dem Urteil über die zurückliegenden Jahrzehnte einige Meinungen hinzufügen.“
Die Entstehung der Bibliothek sei nicht einfach gewesen, weil eine solche Institution in Europa einzigartig sei, so der Ex-Präsident weiter.„Präsidentenbibliotheken gibt es in den USA, und eine Bibliothek dieser Art befindet sich auch in Australien. In Europa ist so etwas ungewöhnlich. Ich war mir Anfangs nicht sicher, ob die Idee nicht Unbehagen oder Spott einbringen würde. Dies ist nicht passiert. Die Bibliothek hat großes Interesse geweckt.“
Die Bibliothek entstand offiziell 2004. Für die Öffentlichkeit sei vor allem ihre Verlagstätigkeit am sichtbarsten, sagt der Unternehmer Zdeněk Bakala, der das ganze Projekt finanziert. Nach einem geeigneten Gebäude für die Bibliothek habe er längere Zeit gesucht, so Bakala. Der zukünftige Ort ist ein Gebäude aus der Renaissancezeit, das später einige Mal umgebaut wurde. Für seine neue Funktion soll es noch einmal neu gestaltet werden. Der Entwurf stammt vom anerkannten spanischen Architekten Ricardo Bofill, der unter anderem den Flughafen von Barcelona neu gestaltet hat:
„Es ist für mich eine Ehre für diese Institution zu arbeiten, und hier meinen Namen gemeinsam mit Präsident Havel und Herrn Bakala zu verewigen. Sie sind nicht nur meine Klienten, sondern auch meine Freunde. Diese Arbeit ist für mich wirklich etwas Besonderes.“Wie Bofill versichert, will er Rücksicht auf die Geschichte des Gebäudes nehmen. Im Lauf der kommenden zwei Jahre könnte die Bibliothek auf dem Hradschin eröffnet werden, hieß es.