Katastrophale tschechische Bier-Bilanz für 2010
Wenn sogar schon die Tschechen das Biertrinken einschränken, dann kann man wirklich von einer Krise sprechen. 2010 war alles andere als ein gutes Jahr für die tschechischen Brauereien, wie Verbandschef Jan Veselý gegenüber Radio Prag klagte. Wie die Devise für 2011 lautet, verrät Ihnen Christian Rühmkorf.
Gründe für den Absturz gibt es mehrere. Zum einen ist der Bierexport in die EU, vor allem in die Nachbarländer, zurückgegangen. Entscheidend war aber auch der Rückgang im Tourismus, den die tschechische Branche zu verzeichnen hatte. Weniger Touristen trinken auch weniger Bier – eine einfache Rechnung, die gerade deshalb besonders zu Buche schlägt, weil Tschechien für sein Bier berühmt ist. Aber auch auf die Tschechen selbst ist nicht mehr unbedingt Verlass, wie Jan Veselý beklagt:
„Es ist auch zum Rückgang des Konsums bei den Tschechen selbst gekommen. Aus zwei Gründen: Zum einen natürlich die Wirtschaftskrise 2009, zum anderen wurde mit Jahresbeginn 2010 die Verbrauchssteuer für Bier um ein Drittel erhöht. Das heißt, jede Flasche Bier ist rund eine Krone teurer geworden, was unserem Absatz den Todesstoß versetzt hat.“Verhandlungen mit der damaligen Übergangsregierung hätten das Finanzministerium nicht von diesem Schritt abgehalten, obwohl der Brauereiverband insgesamt und langfristig vor einem Rückgang der Staatseinnahmen gewarnt habe. Denn Entlassungen in der Branche seien absehbar gewesen und damit auch die Mehrausgaben des Staates für die Arbeitslosenunterstützung ebenso wie Verluste durch Steuerausfälle. Eine Studie der Gesellschaft PricewaterhouseCoopers habe das bestätigt, erklärt Veselý:
„Wenn man das alles einkalkuliert – so stellt die Studie fest – ist die Bilanz für die Staatskasse gleich null. Der Staat hat dadurch keine Mehreinnahmen.“Ärgerlich für den Tschechischen Brauereiverband ist auch der zunehmende Import von billigerem Bier aus Polen. Aber – so Veselý – mit dem Preis sinke auch die Qualität. Im Grunde handle es sich nicht um Bier, sondern um ein bierähnliches Getränk, wetterte der Verbandschef gegenüber Radio Prag. Was ist also zu tun, damit 2011 ein besseres Bierjahr wird als 2010? Günstig bleiben, lautet die Devise:
„Die Brauereien bemühen sich vor allem, die Preise zu halten, also nicht zu verteuern. Und wenn es absolut nicht anders gehen sollte, dann wird die Preissteigerung so gering wie möglich ausfallen.“