Pospíšils Liste: Was geschieht nun mit Richtern mit Parteivergangenheit
Ende letzten Jahres hatte das Verfassungsgericht entschieden: Die Mitgliedschaft heute noch aktiver Richter und Staatsanwälte in der kommunistischen Partei vor 1989 ist keine Information, die zu den sensiblen persönlichen Daten gehört und daher geschützt werden muss. Das Recht auf Information über öffentlich tätige Personen wiegt schwerer. Das Justizministerium hat nun darauf reagiert und eine Liste von Richtern und Staatsanwälten mit kommunistischer Vergangenheit veröffentlicht. Die Liste war jedoch fehlerhaft, und so hat Tschechien erneut eine Diskussion über die Vergangenheitsbewältigung ereilt.
Die Entscheidung des Verfassungsgerichts, dass ein Bürger ein Recht auf diese Information hat, hatte Rychetský-Kollege Vojen Güttler getroffen. Ungeachtet des Gerichtsurteils ist Verfassungsrichter Rychetský der Ansicht, dass das Vorgehen des Justizministers zweifelhaft ist.
„Wenn der Minister die Absicht hatte, solch eine Sammelliste in irgendeiner Form zu veröffentlichen, dann hatte er – meiner Ansicht nach – die rechtliche Pflicht, zuvor die Zustimmung der Richter einzuholen. In diesem Falle hätte es nämlich nicht zu diesen Fehlern kommen können.“
So hatte es Rychetský als Chef des Verfassungsgerichtes selbst gehalten. Erst nach Zustimmung des jeweiligen Verfassungsrichters hatte er dessen politische Vergangenheit veröffentlicht. Doch was soll nun mit diesen Informationen geschehen? Nach der Wende gab es individuelle Überprüfungen aller Richter. Für Rychetský kann das 20 Jahre später nicht noch einmal auf der Tagesordnung stehen:
Wichtig sei es, diejenigen Juristen in die Richterpositionen zu bringen, die bewiesen hätten, dass sie qualifiziert seien und die Arbeit an einem Gericht organisieren könnten.
„Das ist wesentlich wichtiger als die Tatsache, dass sie vielleicht vor 30, 40 Jahren für kurze Zeit in der kommunistischen Partei waren“, so Pavel Rychetský.
Aber was nun anfangen mit der Information, dass ein Fünftel der Richter und ein Drittel der Staatsanwälte damals in der kommunistischen Partei waren? Die Vergangenheit wird Tschechien wohl immer wieder einholen, solange einfach nur Listen veröffentlicht werden.