Lotteriegesellschaft Sazka droht Insolvenz – Minister Dobeš fordert personelle Änderungen

Der größten tschechischen Lotteriegesellschaft Sazka droht die Insolvenz. Der größte Gläubiger von Sazka, der Unternehmer Radovan Vítek, will schon am Montag beim Gericht den Insolvenzantrag stellen. Und zwar dann, wenn die Gesellschaft bis dahin nicht ihre Schulden bei ihm beglichen habe. Der Minister für Schulwesen, Jugend und Sport, Josef Dobeš, rief deshalb am Dienstag die Sazka-Aktionäre zum Handeln auf. Der Tschechische Sportdachverband (ČSTV), der 68 Prozent der Sazka-Aktien hält, prüft indes drei Angebote zum Verkauf von Sazka.

Illustrationsfoto: Barbora Němcová
Der tschechische Sport steht am Scheideweg. Seine Finanzierung, die eigentlich pro Jahr bei umgerechnet 200 bis 240 Millionen Euro liegen sollte, ist seit dem Jahr 2004 stetig zurückgegangen. Vor sieben Jahren hat die Lotteriegesellschaft Sazka die größte tschechische Multifunktionshalle, die O2 Arena, erbauen lassen. Seitdem trägt sie jährlich bis zu 40 Millionen Euro Schulden bei den Banken ab. Gelder, die in der Dividende der Aktionäre und damit den tschechischen Sportverbänden fehlen. In der Vergangenheit hat Sazka immerhin zu einem Drittel zur Sportfinanzierung beigetragen. Jetzt aber steckt die Firma in Schwierigkeiten. Der Unternehmer Radovan Vítek hat rund 60 Millionen der Sazka-Schulden bei zwei Kreditinstituten beglichen und setzt die Lotteriegesellschaft damit unter Druck. Wie er wittern nun auch die Firmen Penta und Synot, die andere Wettbüros betreiben, ihre Chance zur Übernahme von Sazka. Zur Attraktivität von Sazka sagte Zuzana Kubátová von der Tageszeitung „Hospodařské noviny“:

„Sazka wäre attraktiv, wenn man das Unternehmen entschulden würde. Alle Investoren, die sich jetzt um die Aktienmehrheit von Sazka bewerben, rechnen damit, dass sie sich irgendwie mit den Gläubigern einigen und die Schulden senken können. Sazka selbst ist ein sehr gewinnträchtiges Unternehmen, also wäre das ein wirklich lukrativer Kauf.“

Um die drohende Insolvenz von Sazka zu verhindern, müsste der Hauptaktionär, der Tschechische Sportdachverband, also alles dafür tun, um die Schulden der Lotteriegesellschaft abzubauen, ergänzte Kubátová. Eine andere Möglichkeit sei es, mit den potenziellen Investoren in konkrete Verhandlungen zu treten. Doch das sei bisher nicht geschehen, kritisierte Schul- und Sportminister Dobeš:

Josef Dobeš  (Foto: ČTK)
„Die an Sazka interessierten Firmen sind große Spieler. Auf der anderen Seite ist das auch eine große Chance für den Sport. Dazu muss aber auf der Seite der Sportverbände ein energisch handelnder und rational auftretender Mann stehen, der die Interessen der Sportverbände sehr hart verteidigt. Andernfalls wird die Situation um Sazka nicht gut für den Sport ausgehen.“

Einen solchen Mann hat der Sportdachverband derzeit offenbar nicht in seinen Reihen. Minister Dobeš und seine Ministerkollegen im Kabinett Nečas aber fordern einen frischen Wind, sowohl bei Sazka als auch im Sportdachverband. Weil der sich bisher nicht gezeigt hat, hat die Regierung die staatliche Sportförderung im vergangenen Jahr schon größtenteils direkt an die einzelnen Sportverbände weitergegeben.