Liu Xiaobo und Nobelpreiskomitee besiegen Chinas Machthaber
In den Kommentarspalten der tschechischen Zeitungen am Freitag, dem Tag der Menschenrechte, nimmt die Verleihung des Friedensnobelpreises an den chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo sehr breiten Raum ein. Schon im Vorfeld der Preisübergabe in Oslo hatte der ehemalige tschechische Präsident und Menschenrechtler Václav Havel die chinesischen Machthaber mehrfach dazu aufgefordert, Liu Xiaobo aus dem Gefängnis freizulassen. Am Freitag gab ihm die „Hospodářské noviny“ nun auch die Gelegenheit, dem frischen Nobelpreisträger in einem offenen Brief persönlich zu gratulieren.
„Es ist immer erhebend, wenn man sehen kann, dass der Respekt vor Menschenrecht und Freiheit nicht vor Stärke und Macht kapituliert, und dass er auch keine Zugeständnisse macht gegenüber politischen und wirtschaftlichen Interessen, wie es sonst oft üblich ist“,
schreibt Havel und ergänzt, dass nicht nur er, Liu Xiaobo, für ihn ein Held sei, sondern auch diejenigen, die ihn jetzt auszeichnen. Also in erster Linie das Nobelpreiskomitee, das vom norwegischen Parlament ernannt wird. Denn die weltweite mediale Aufmerksamkeit, die Liu Xiaobo durch den Preis bekommt, werde auch für den internationalen Druck sorgen, dem die chinesischen Machthaber nicht standhalten werden. Er, Havel, sei deshalb überzeugt davon, dass die Regierung in Peking ihn und alle anderen politischen Häftlinge in China nach und nach freilassen werde.„Früher oder später werden sich die Verhältnisse in China ändern. Aus dem einfachen Grund, weil sich die Marktwirtschaft in wesentlichen Dingen auf Dauer nicht mit der autoritären Regierungsweise im Land vereinbaren lässt.“Die Meinung von Ex-Präsident Havel wird von vielen Kommentatoren anderer Tageszeitungen geteilt. Die Lidové noviny befasst sich in ihrem Beitrag unter anderem auch damit, wie das Regime in Peking mittels repressiver Maßnahmen bis zuletzt versucht habe, die Preisverleihung an Liu Xiaobo vor den Chinesen totzuschweigen. Das aber sei nicht gelungen. Der Autor des Kommentars, Amnesty International-Generalsekretär Salil Shetty, sieht es so:
„Trotz des intensiven politischen Drucks, der Einschüchterungen und Drohgebärden ist es der chinesischen Regierung nicht gelungen, Liu Xiaobo und das Nobelpreiskomitee zu besiegen.“