Abgeordnetenhauschefin schlägt Retter jüdischer Kinder für Nobelpreis vor

Sir Nicholas Winton

Sir Nicholas Winton hat kurz vor dem Zweiten Weltkrieg fast 700 meist jüdische Kinder aus der Tschechoslowakei vor dem drohenden Tod bewahrt. 1939 ließ er die Kinder in mehreren Zügen in seine Heimat nach Großbritannien bringen. Er rettete sie vor dem nationalsozialistischen Regime, zu dieser Zeit war Böhmen und Mähren bereits ein Staat von Hitlers Gnaden. Für die Rettung der Kinder wurde Winton von der Queen mit dem Adelstitel ausgezeichnet. Seit kurzem ist er auch für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Und zwar aus Tschechien und gleich zweimal.

Bereits im Januar hat der stellvertretende Vorsitzende des Senats, Přemysl Sobotka, dem norwegischen Botschafter einen Brief an das Nobel-Komitee überreicht. Darin schlägt er den 101 Jahre alte Helden Nicholas Winton für den Friedensnobelpreis vor. Einen gleichlautenden Vorschlag hat nun aber auch die Chefin des tschechischen Abgeordnetenhauses, Miroslava Němcová, per Brief losgeschickt:

„Es ist sehr gut, wenn das Parlament mit beiden Kammern das Nobel-Komitee anspricht, auch wenn es getrennt voneinander geschehen ist. Aber wir sind beide auch getrennt darauf angesprochen worden. Da herrscht keine Rivalität zwischen beiden Parlamentskammern. Das ergäbe keinen Sinn und wäre auch nicht wünschenswert.“

Miroslava Němcová  (Foto: ČTK)
Němcová hat auch im Ausland um Unterstützung gebeten. Sie sprach ihre Amtskollegen aus Israel und Großbritannien an. Der Vorsitzende der Knesset, Reuven Rivlin, hat sich dem Antrag angeschlossen. Vom britischen Unterhaus, dem House of Commons, liegt noch keine Entscheidung vor.

Insgesamt wird Sir Winton mit den beiden Anträgen bereits zum zweiten Mal von tschechischer Seite für den Nobelpreis vorgeschlagen. Hierzulande ist über die Geschichte der "Winton-Kinder" sogar ganz neu ein Film entstanden. Miroslava Němcová hat zeitgleich mit ihrem Nobelpreis-Vorschlag auch angeregt, den Film in die tschechischen Lehrpläne aufzunehmen.

Autor: Till Janzer
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