Initiative tschechischer Studenten: Nicholas Winton verdient Nobelfriedenspreis

Nicholas Winton (Foto: CTK)

Der tschechische Außenminister hat sich am Dienstag hinter eine Initiative tschechischer Stundenten gestellt, die sich für die Auszeichnung des 98- jährigen Briten, Nicholas Winton, mit dem Friedensnobelpreis einsetzt. Winton gelang es, während des Zweiten Weltkrieges 669 jüdische Kinder aus Prag vor den Nazis zu retten. Die Studenten haben bisher schon über 30.000 Unterschriften gesammelt. Bei ihrem Treffen mit Nicholas Winton, der dieser Tage an der internationalen Konferenz Forum 2000 in Prag teilnahm, gab der tschechische Außenminister kund, er habe bereits einen Brief an das norwegische Nobelpreis-Komitee geschickt. Dazu ein Beitrag von Jitka Mladkova:

Nicholas Winton  (Foto: CTK)
"Es ist ein starkes Signal an die heutige Welt, die immer noch geteilt ist und in der die religiösen und kulturellen Unterschiede oft als Instrument gegenseitiger Konflikte missbraucht werden."

Mit diesen Worten bewertete Tomas Halik, Präsident der Tschechischen Christlichen Akademie, die Initiative tschechischer Studenten, die mit dem Friedensnobelpreis für Nicholas Winton gekrönt werden sollte. Er selbst reagierte vor dem voll besetzten großen Saal des Prager Kongresszentrums mit gewohnter Bescheidenheit: Er denke nicht, dass er dafür, was er damals getan habe, diesen Preis verdiene. Der Nobelpreis werde Menschen verliehen, deren Verdienste in eine ganz andere Kategorie gehören.

Nicholas Winton kam 1939 auf Einladung eines Freundes nach Prag. Das chaotische Bild der Stadt, das der damals 29-jährige Börsenmakler zu sehen bekam, veranlasste ihn sofort zu handeln. Unter den sich drängenden Flüchtlingen aus den abgetrennten Sudetengebieten fielen ihm vor allem die zahlreichen Kinder ins Auge. Er nahm sich vor, so viele wie möglich, vor allem jüdische Kinder, in Sicherheit zu bringen. Nur zwei Staaten waren damals bereit, sie aufzunehmen. Trotzdem standen die Zeichen dafür aus Wintons Sicht recht gut. Vor sechs Jahren erinnerte er sich in einem Gespräch mit Radio Prag:

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"Die Deutschen waren damals in Prag, und sie waren nur allzu bereit, diese Kinder los zu werden. Sie müssen sich vergegenwärtigen, dass zu diesem Zeitpunkt die Deutschen niemals daran gedacht hätten, mit den Briten Krieg zu führen. Und umgekehrt. Von der deutschen Seite gab es also sehr wenige Schwierigkeiten. Das einzige Problem war, britische Einreisegenehmigungen für die Kinder zu bekommen und die Bedingungen des britischen Innenministeriums zu erfüllen. Und diese besagten, dass ich nur ein Kind nach England bringen konnte, wenn ich eine Familie hätte, die bereit wäre, sich um das Kind zu kümmern."

Letztlich hat es doch viel Mühe gekostet, von der deutschen Seite die Ausreise und von der britischen Seite die Einreise für die Kinder genehmigen zu lassen. Für alle musste Winton Pflegefamilien finden. Fünf Züge fuhren aus Prag mit insgesamt 669 Kindern, der sechste Zug, dessen Abfahrt für Anfang September vorgesehen war, konnte das Protektorat Böhmen und Mähren nicht mehr verlassen. Über seine Tat sprach Winton mit niemandem. Bekannt wurde sie erst Ende der 80er Jahre durch einen Zufall. Seine Frau fand auf dem Dachboden die dazugehörigen Dokumente. Erst da erfuhr sie die Geschichte der geretteten Kinder. 1988 strahlte die BBC einen Film über Nicholas Winton aus und so konnte auch die Welt von seiner Heldentat erfahren.